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HMR: Änderung als Voraussetzung zum Erfolg

16.03.1998  00:00 Uhr

- Wirtschaft & Handel

Govi-Verlag

HMR: Änderung als Voraussetzung
zum Erfolg

Warum die Hoechst Marion Roussel AG umstrukturiert werden muß, begründete Richard J. Markham, Vorsitzender des Vorstandes, auf der Bilanzpressekonferenz am 11. März 1998 in Frankfurt mit der Feststellung: Anfang der achziger Jahre war Hoechst das größte pharmazeutische Unternehmen der Welt. Heute, nach dem Erwerb von Roussel Uclaf und Marion Merrell Dow, steht das Unternehmen an achter Stelle. Ohne diese Akquisitionen gehört Hoechst nicht einmal mehr zu den größten 20 Pharma-Unternehmen der Welt.

Zu dieser allgemeinen Feststellung gesellen sich noch weitere Fakten, die eine Umstrukturierung nach Meinung des Vorstandsvorsitzenden notwendig werden lassen: 1997 war Hoechst Marion Roussel (HMR) unter den Top Ten der Pharmariesen das einzige Unternehmen, dessen Umsatzerlöse real gerechnet abgenommen haben. Außerdem werden nur fünf Prozent des Umsatzes aus dem Verkauf innovativer Produkte erzielt. Bei Wettbewerbern waren es im Schnitt 20 Prozent. Das Sortiment von HMR ist nach Meinung Markhams überaltert und zu fragmentiert. Außerdem werden zu wenige Produkte global vermarktet. "Wenn wir ein anderes Ergebnis anstreben, dann müssen wir viele Dinge anders anpacken", so die Folgerungen aus der negativen Analyse Markhams. Um den alten Rang wieder zu erlangen, verordnet der Vorstand dem Unternehmen ein stringentes Konzept: Forcierung der Suche nach innovativen Arzneimitteln, Trennung von Generika-Unternehmen und von rezeptfreien Medikamenten und Verkauf wenig profitabler Wirkstoff-Produktionen.

Konzentration auf das Kerngeschäft

Nach der Errichtung des globalen "Drug Development Center" in Bridgewater/ New Jersey glaubt Markham, die richtigen Prioritäten für die Zukunft setzen zu können. Ziel ist es, die verfügbaren Ressourcen so zuzuteilen, daß eine schnellere weltweite Produkteinführung innovativer Arzneimittel möglich wird. Von bisher 10 bis 15 Jahren soll die Entwicklungszeit bis zur Markteinführung auf sechs bis neun Jahre verkürzt werden. In der Vergangenheit sei es zu oft vorgekommen, daß vielversprechende Produkte aufgegeben oder gebremst wurden, weil das dafür notwendige Geld wegen hoher Infrastrukturkosten oder mangelhafter strategischer Orientierung fehlte. Diese Fehler will man zukünftig nicht mehr machen. Auf die öffentliche Kritik eingehend, daß die Forschung bei HMR vernachläßigt würde, wies Markham ausdrücklich darauf hin, daß die Ausgaben für Forschung und Entwicklung 1999 in etwa die gleiche Höhe wie 1997 haben wird - mit dem Unterschied, daß 1999 ein größerer Anteil des Geldes für die Entwicklungsprojekte ausgegeben werden wird. Ohne konkret zu werden betonte Dr.Dr. Frank L. Douglas, im Vorstand für Forschung und Entwicklung zuständig, daß der Standort Deutschland auch in der Zukunft im Bereich Forschung eine wesentliche Rolle spielen wird: "Frankfurt wird der größte Forschungsstandort bleiben."

Man habe durchaus Verständnis für die inzwischen auch öffentlich geäußerte Angst viele Mitarbeiter um ihren Arbeitsplatz. Markham lehnte es allerdings in der Pressekonferenz ab, Einzelheiten über die weitere Personalentwicklung zu machen, da man zur Zeit in "sensiblen Verhandlungen" mit den Mitarbeitern sei. Markham fügte hinzu, es sei ihm lieber, bezüglich der Verunsicherung der Mitarbeiter um Verständnis zu bitten, als die Verantwortung dafür zu tragen, jetzt nicht die notwendigen Schritte zu unternehmen, um HMR zu einem stärkeren, konkurrenzfähigeren und stabileren Unternehmen zu machen - um ein Stück Zukunft zu gewinnen.

Die Entwicklungsaktivitäten von HMR konzentrieren sich gegenwärtig auf neun Produkte: Propentofyllin (Alzheimer Demenz), ein rekombinantes Humaninsulin, Risedronat (Morbus Paget, Osteoporose), Cariporid (akutes Koronarsyndrom), ein basales Insulin mit Langzeitwirkung, Trimegeston (Osteoporose, Hormonsubstitution), M 100907 (Schizophrenie), Ketolid (Atemwegsinfektionen) und ein genaktiviertes Erythropoetin. Kurz vor der Zulassung steht außerdem Leflunomid zur Behandlung der rheumatischen Arthritis.

Senkung der Herstellungskosten

Nach Meinung Markhams sind die Herstellungskosten mit 30 Prozent des Umsatzes zu hoch. Bei den Mitbewerbern lägen sie durchschnittlich bei rund 20 Prozent. Die sich ergebene Konsequenz sei, der Abbau überschüssiger Kapazitäten, die Trennung von wenig profitablen Produktlinien und die Verbesserung der Arbeitsabläufe in den Betrieben. Auch hier betonte der Vorstand, daß für den Standort Frankfurt als Produktionsstätte trotz der Umstrukturierung kein Risiko bestände.

PZ-Artikel von Hartmut Morck, Frankfurt am Main
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