Fresenius will Marktführerschaft in den Kernbereichen |
15.03.1999 00:00 Uhr |
Eine Wachstumsstrategie mit dem Ziel einer Marktführerschaft in allen Kernbereichen "hat sich bei Fresenius während der letzten zehn Jahre als richtig erwiesen". Diese Botschaft stellte der Vorsitzende des Vorstands, Dr. Gerd Krick, in den Mittelpunkt seines Berichts in der Bilanzpressekonferenz am 9. März 1999. Erstmals wurde dazu in die neue Konzernzentrale im Bad Homburger Industriegebiet eingeladen. Aus dem ehedem ausschließlich in Deutschland tätigen Pharma- und Medizintechnik-Unternehmen ist ein weltweit operierender Health-Care-Konzern geworden, der es über seine 100prozentige, gleichfalls börsennotierte Tochter Fresenius Medical Care (FMC) in USA schaffte, zum weltweit größten Dialyse-Anbieter zu werden. Der Marktanteil in Deutschland schrumpfte auf jetzt 13 Prozent.
Der 39.923 Mitarbeiter beschäftigende Konzern steigerte seinen Umsatz im Geschäftsjahr 1998 um 13 Prozent auf 8,444 Milliarden DM. Das operative Ergebnis wuchs um 28 Prozent auf 946 Millionen DM. Noch deutlicher stieg der Jahresüberschuß um 35 Prozent auf 285 Millionen DM. Der Hauptversammlung soll deshalb vorgeschlagen werden, die Dividende um 0,40 DM anzuheben. Dies wären je Stamm- und Vorzugsaktie 2,50 beziehungsweise 2,60 DM.
Wachstumsmotor FMC
Zur Umsatzsteigerung hat vor allem das Kerngeschäft Dialyse der Unternehmenstochter FMC beigetragen. Sie erwirtschaftete 75 Prozent der Konzernerlöse. Der Unternehmensbereich Pharma, seit Dezember 1998 in der neuen AG-Tochter Fresenius Kabi zusammengefaßt, trug 16 Prozent und die Bereiche Intensivmedizin und Hämotechnologie 4 Prozent sowie Projekte und Service 5 Prozent zum Gesamtumsatz bei. Die beiden größten Märkte sind für Fresenius Nordamerika mit anteilig 57 Prozent und Europa 34 Prozent. Während die Steigerungen in diesen Märkten bei 13 Prozent und 14 Prozent lagen, konnte Fresenius in dem stagnierenden und teilweise rückläufigen Markt Deutschland ein Plus von 4 Prozent erreichen. In diesem Zusammenhang sprach Krick die negativen Auswirkungen der Kosteneinsparungen im Gesundheitswesen an. Daraus resultierten insgesamt rückläufige Preise, eine weitere Verschärfung der Wettbewerbssituation und ein fortschreitender Konzentrationsprozeß. Übrig bleiben würden nur noch einige wenige Oligopole.
Pharmabereich Fresenius Kabi neuer Gewinnbringer
Aber im Markt der Oligopole will Fresenius mithalten. Zum großen Teil ist der Konzern 1998 durch Zukäufe gewachsen. Es wurden vier Gesellschaften akquiriert, 63 Dialysekliniken erworben und 57 eröffnet sowie 24 innovative Produkte eingeführt. Zugleich wurden vier nicht zu den Kernbereichen gehörende Gesellschaften verkauft. Investiert wurden 1,599 Milliarden DM, davon 74 Prozent in Akquisitionen. Hier handelt es sich insbesondere um den Erwerb des Infusionsgeschäfts von Pharmacia & Upjohn, aus dem im Zuge der Integration und Verschmelzung die Pharmakonzerntochter Fresenius Kabi gebildet wurde (siehe PZ 1/99, Seite 54). Strukturiert ist die neue Aktiengesellschaft in die Produktbereiche Infusionstherapie, parenterale Ernährung, enterale Ernährung und in den Service-Bereich Ambulatory Care für die medizinische Versorgung von Patienten. Durch diesen Zukauf ist der Health-Care-Konzern Fresenius bereits heute, so Krick, weltweit Nummer 1 in der Dialyse, und in Europa Nummer 1 in der Ernährungstherapie, bei Infusionspumpen und in der Adsorbertechnologie sowie Nummer 2 in der enteralen Ernährung und in der Transfusionstechnologie.
Schwerpunkt Dienstleistung
Als Health-Care-Unternehmen setzt Fresenius insgesamt verstärkt auf Dienstleistungen.
Was wir installieren und bauen, wollen wir auch warten", so der
Vorstandsvorsitzenden Krick. Tatsächlich entfallen im Bereich Dialyse (FMC) bereits mehr
als die Hälfte des Inputs auf Dienstleistungen. Im Pharmabereich (Fresenius Kabi) machen
sie ein Viertel und im Bereich Projekte & Service ein Drittel aus. Der Bericht von Udo
Werlé, dem FMC-Vorstandsvorsitzenden, verdeutlichte dies. Die Zahl der betriebenen
Dialysekliniken stieg 1998 um 10 Prozent auf 1000. Weltweit werden 74 200 Patienten mit
chronischem Nierenversagen in 782 Kliniken in den USA, 218 in Europa, Lateinamerika und
Asien betreut. Täglich werden 70 bis 80 Patienten in einer Klinik ambulant betreut.
Insgesamt kam es 1998 zu 10,5 Millionen Dialysebehandlungen, 16 Prozent mehr als im
Vorjahr. Davon entfielen 78 Prozent allein auf Nordamerika - auf Deutschland aber keine.
Aus Rücksicht auf die Großkunden, so Werlé, sind hier keine Dialyseambulatorien
geplant. Die Dienstleistung hatte bei FMC auch maßgeblichen Anteil am Wachstum. Allein im
vierten Quartal 1998 stieg der Umsatz um 21 Prozent auf 626 Millionen Dollar. Und Werlé
prognostiziert eine stabile jährliche Zunahme der Patienten im weltweiten Dialysemarkt
von 7 bis 9 Prozent - von 920.000 im Jahr 1999 auf 1.300.000 Patienten vier Jahre später.
Als Wachstumsfaktoren führte er an: die wachsende, alternde Bevölkerung, Bluthochdruck
und Diabetes, das steigende Bruttosozialprodukt und die Behandlungsqualität. Insgesamt
erhöhten die 28 700 Mitarbeiter von FMC 1998 den Umsatz um 18 Prozent auf 3,506
Milliarden Dollar. Der Cash-flow vor Steuern stieg um 20 Prozent auf 768 Millionen Dollar
und der Jahresüberschuß um 27 Prozent auf 132 Millionen Dollar. Der Gewinn je Aktie
wuchs um 0,30 Dollar. Geplant ist eine Dividendenausschüttung von insgesamt 52 Millionen
Dollar.
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