Wirtschaft & Handel
46 Liter für die
Toilettenspülung, 44 Liter für Bad und Dusche, 17 Liter
zum Wäsche waschen ... Pro Tag und Kopf verbrauchen wir
150 Liter Wasser. Nur drei Liter davon verwenden wir als
Trinkwasser. Zu diesem Zweck wird das Leitungswasser in
Deutschland kaum noch genutzt. "Leitungswasser hat
im Gegensatz zu abgepacktem Mineral- und Heilwasser trotz
strenger gesetzlicher Auflagen und zahlreicher Gutachten
einen schlechten Ruf", sagte Professor Dr. Franz
Daschner, Direktor des Instituts für Umweltmedizin und
Krankenhaushygiene in Freiburg, anläßlich der
Verleihung des 2. Bayer-Pharma-Umweltpreises. Das
Preisausschreiben wurde von Bayer und dem Institut für
Umweltmedizin und Krankenhaushygiene initiiert.
Ausgezeichnet wurden die Städtischen Kliniken
in Darmstadt für folgende Idee: Die Patienten werden
jetzt nicht mehr mit Mineral- oder Heilwasser aus
Flaschen versorgt, sondern sie können sich stilles oder
Sprudelwasser aus qualitätsgesicherten Anlagen selbst
zapfen. Zapfanlagen stehen auf jeder Station im Gang.
Vereinfachend könnte man laut Daschner sagen:
"Trinkwasser wird dazu verwendet, wozu es eigentlich
bestimmt ist: zum Trinken." Das Krankenhaus in
Darmstadt erhielt dafür einen Scheck über 20 000 DM.
Das Geld soll zweckgebunden für umweltschutzrelevante
Maßnahmen eingesetzt werden.
Die Umstellung von verpackungs- und transportaufwendiger
Flaschenware auf klinikinterne Zapfanlagen trägt zum
Klimaschutz bei. Für Aufbereitung, Verpackung und
Transport von einem Liter Wasser in Flaschen wird etwa
500mal soviel Energie verbraucht wie für die gleiche
Menge Leitungswasser, ehe es den Endverbraucher erreicht.
In Deutschlands Kliniken konsumieren die Patienten pro
Jahr etwa 200 Millionen Mineralwasser-Mehrwegflaschen.
Wasser zapfen statt Flaschen ziehen
Der hauptamtliche Klinikökologe des Krankenhauses in
Darmstadt, Detlev Nottebruck, berechnete, daß zum
Transport dieser Flaschen ein Volumen von 12 300
Lastkraftwagen mit Anhängern benötigt wird. 1 240 000
km werden auf deutschen Straßen für die Ver- und
Entsorgung der deutschen Kliniken mit Mineralwasser
zurückgelegt. Allein dieser Verkehr verursacht eine
enorme Abgasbelastung. Die CO2-Emission des
Straßenverkehrs gilt als Mitverursacher des
Treibhauseffekts. Durch das Darmstädter Projekt wird der
CO2-Ausstoß und der Energiebedarf gesenkt. Die
Wasserwerke liefern das erheblich kostengünstigere
Trinkwasser direkt vor die Haustür. Das Wasser in
Darmstadt habe eine ausgewogene mineralische Qualität,
sagte Nottebruck.
Durch die Umstellung auf Zapfanlagen vermeidet das
Darmstädter Klinikum den Gebrauch von rund 330 000
Flaschen. Außerdem haben sich dadurch die
Getränkekosten pro Liter halbiert (von 0,47 DM auf 0,22
DM). Das beste Beispiel für Daschner, daß mit
Umweltschutz sogar Kosten gespart werden können.
"Umweltschutz im Krankenhaus ist kein exotisches
Hobby von ein paar Spinnern", mahnte Daschner. Er
verdeutlichte mit Zahlen: Krankenhäuser in Deutschland
produzieren jedes Jahr fast 1,5 Millionen Tonnen
hausmüllähnliche Abfälle, das sind an einem Tag für
einen Patienten 7,4 Kilogramm Abfall. Zum Vergleich: Zu
Hause fällt pro Bundesbürger am Tag 1 Kilogramm
Hausmüll an. Was Wärme- und elektrische Energie
betrifft, verbraucht ein Patient im Krankenhaus 20mal
soviel Strom wie zu Hause. Eindringlich auch die
Vergleichszahlen beim Wasserverbrauch: 600 Liter pro
Patient und Tag, 150 Liter pro Bürger zu Hause.
PZ-Artikel von Elke Wolf, Darmstadt
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