Wirtschaft & Handel
VERTRETERVERSAMMLUNG
Sollten drei Schlagwörter ausreichen, um die Vertreterversammlung der
Sanacorp eG in München zu beschreiben, dann fällt die Wahl leicht.
Harmonie, Erfolg, Sorge - so unterschiedlich die Begriffe auch sein mögen,
so prägend erscheinen sie als zusammenfassendes Fazit der
Vertreterversammlung, die die genossenschaftliche Pharmazeutische
Großhandlung im Münchner Hilton veranstaltete.
Harmonie und Erfolg können bei der Sanacorp in einem Atemzug genannt werden.
Die guten Geschäftszahlen der vergangenen Jahre, und dies trotz der vom
Vorsitzenden des Vorstandes, Dr. Jürgen Brink, genannten schwierigen
Rahmenbedingungen, lassen keinen Zweifel an der Kompetenz der Führungsriege
des Konzerns aufkommen.
Trotz einer Erkältung also für den Vorstandsvorsitzenden kein Grund verschnupft zu
sein: Die wichtigste Tochter im Sanacorp-Genossenschaftsverbund, die noch junge
Sanacorp AG, macht den Genossenschaftlern Freude. Auch wenn die
Zuzahlungserhöhung in 1997 den Umsatzzuwachs in der gesamten Branche, auch bei
Sanacorp, ausbremste. Der Sanacorp-Genossenschaftskonzern erwirtschaftete
1997/98 knapp 3,6 Milliarden DM Umsatz, und ist damit einer der Big Player der
Branche.
Auf der Aktivseite bilanziert die Genossenschaft 236,9 Millionen DM; das Gros ist
Anlagevermögen, immerhin rund 160 Millionen DM mißt die Beteiligung an der
Sanacorp Pharmahandel AG. Bilanziert wurden auch die Optionen auf den Kauf von
Anzag-Aktien bis Ende August 1999. Macht Sanacorp eG die Option geltend,
gehören ihr 25 Prozent plus drei Aktien der Anzag. Sicherheit gibt die
Eigenkapitalquote von knapp 90 Prozent. Ein Symbol für die Standfestigkeit und
Unabhängigkeit des Konzerns.
Wie schnell auch ein milliardenschweres Unternehmen wie die Sanacorp-Gruppe
reagieren und entscheiden kann, zeigen die Reaktionen auf den zeitweiligen und
"natürlichen" Mitgliederrückgang. Der Überalterung mit neuen Mitgliedern vorbeugen
- gesagt, getan: In kürzester Zeit steigerte man den Mitgliederbestand merklich, holte
die Rückgänge auf, und hat sich nun mittelfristig ehrgeizige Ziele gesetzt. Bis zum 30.
Juni 1999 will man 6500 Genossenschaftsmitglieder, ein Jahr später 6750 zählen.
Auch wenn die Adiuvo Gesellschaft für Marketing und Vertrieb von Hilfsmitteln für
Pflegebedürftige mbH noch konsolidiert wurde: Das Geschäftsfeld hat Sanacorp
aufgrund mangelnder Rentabilität und fehlender Umsatzzuwächse aufgegeben,
wenngleich die Leistungen durch Kooperationsverträge für die Sanacorpkunden
noch nutzbar bleiben.
Brink erläuterte, man habe den leichten Umsatzrückgang der Sanacorp AG in Kauf
genommen, um die Ertragssituation zu festigen. Schließlich konnte der
Jahresüberschuß um knapp 0,8 auf 6,9 Millionen DM gesteigert werden. Wichtiges
Merkmal für die weitere Entwicklung des Konzerns ist die
Prozeßkostenverbesserung, das Benchmarking. Das Kostenniveau beträgt in einigen
Bereichen nur noch rund 85 Prozent der Ausgangsmarke. Produktivität und Qualität
wurden verbessert, der Servicegedanke werde umgesetzt, so Brink.
Die erheblichen Investitionen in die Gründung und den weiteren Ausbau der
Geschäftsstellen zeigen Erfolge. Dies gilt auch für das Leanstorekonzept, mit dem
das Management im Beratungsegment nicht nur den Service ausbauen, sondern die
Apotheker gleichsam an das Unternehmen anbinden will.
Einzige Sorge des Unternehmens ist die aktuelle Politik. Wohin der Weg führe sei
nicht vorhersehbar. Brink: "Die Positivliste hängt wie ein Damoklesschwert weiterhin
über unserem Markt."
Mit ihrem einstimmigen Votum entlasteten die Vertreter Vorstand und Aufsichtsrat
und stimmten auch der vorgeschlagenen Mittelverwendung zu. Mit einer Rendite des
Geschäftsguthabens von jährlich 12 Prozent konnten die Mitglieder zufrieden sein.
Apotheker Jürgen Funke, der den Aufsichtsrat bereits seit einem Jahr geleitet hatte,
wurde nun von der Versammlung zum Vorsitzenden des Aufsichtsrates gewählt.
Bereits am 9. Dezember trifft man sich in München wieder: dann tagt die
Generalversammlung der Sanacorp AG.
PZ-Artikel von Thomas Bellartz, München
© 1997 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de