Wirtschaft & Handel
Nach zweijähriger Entwicklungs- und einer Erprobungszeit auf den
Philippinen, in Kenia, Ghana und Tansania hat der German Pharma Health
Fund e.V. (GPHF), Frankfurt am Main, sein GPHF-Minilab zur Aufdeckung
gefälschter oder qualitativ minderwertiger Arzneimittel der Presse
vorgestellt. Das Minilabor soll sich als einfaches, kostengünstiges und
wirksames Instrument zur Identitäts- und Qualitätsprüfung von
Arzneimitteln erwiesen haben.
Getestet werden kann in Krankenhäusern, ländlichen Gesundheitsstationen und
Apotheken. Flugplätze, Häfen oder Zollbehörden bieten sich zudem als Einsatzorte
an. Eine Schulung wird dringend empfohlen.
Mit dem Minilabor kann jetzt den weltweit verbreiteten Fälschungen der Kampf
angesagt werden, so die GPHF-Geschäftsführerin Gabriele Küsters. Das Ausmaß
belegt eine Dokumentation der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Danach
wurden 750 Arzneimittelfälschungen zwischen 1982 und 1997 aufgedeckt. Über 50
Prozent der Fälle betrafen mit steigender Tendenz die Jahre seit 1993. 70 Prozent
der Fälschungen wurden in den Entwicklungsländern entdeckt, vor allem in den
Staaten Afrikas.
Am häufigsten waren Antibiotika davon betroffen. Jede zweite von den
beschriebenen Fälschungen enthielt keinen Wirkstoff, 20 Prozent falsche Wirkstoffe
und 10 Prozent eine falsche Wirkstoffmenge. Nur 5 Prozent der Fälschungen
enthielten die korrekte Qualität und Quantität der Inhaltsstoffe wie vergleichbare
Originalpräparate. Der internationale Verband der Arzneimittelhersteller (IFPMA)
geht davon aus, daß bereits 7 Prozent aller weltweit gehandelten Medikamente
Fälschungen sind. Das soll einem Geldwert von über 20 Milliarden Dollar
entsprechen.
Das Minilabor wurde in Zusammenarbeit mit Professor Dr. Peter Pachaly,
Pharmazeutisches Institut der Universität Bonn, und Professor Klaus Fleischer,
Missionsärztliches Institut Würzburg, entwickelt. Der gemeinnützige Verein TTM -
Technologie Transfer Marburg in die Dritte Welt (Auf der Kupferschmiede 1,
35091 Cölbe) wurde mit dem weltweiten Vertrieb des GPHF-Minilab beauftragt.
Er versorgt Entwicklungshilfeprojekte mit medizinischen Geräten, Einrichtungen und
Verbrauchsmaterialien.
Das tropentaugliche GPHF-Minilab, in dessen Entwicklung 700.000 DM investiert
wurden, besteht aus zwei Koffern, hat ein Gewicht von 20 Kilogramm (zuzüglich
Lösungsmittel/Reagenzien) und kostet 2570 Dollar beziehungsweise 2260 Euro.
Eine komplette Qualitätsprüfung kostet einen Dollar. Getestet wird per Sichtprüfung,
Zerfallprüfung, Identitätsnachweis durch Farbreaktion. Die Gehaltsbestimmung
erfolgt mittels einfacher Dünnschichtchromatographie. Es können 15 essentielle und
weltweit eingesetzte Wirkstoffe (Antibiotika, Chemotherapeutika, Schmerz- und
entzündungshemmende Mittel) geprüft werden. Mit der Erstausstattung sind an die
3000 Identitätsnachweise und 1000 Gehaltsbestimmungen möglich. Weitere
Informationen sind in der GPHF-Geschäftsstelle, Postfach 150123, 60061
Frankfurt am Main, zu erfragen. Projektleiter ist dort Dr. Richard Jähnke.
PZ-Artikel von Erdmuthe Arnold, Frankfurt am Main
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