Wirtschaft & Handel
Mit Wirkung zum 1. Oktober 1997 gliedern die Asta Medica AG und das
Arzneimittelwerk Dresden (AWD) ihr Deutschlandgeschäft aus und fassen
es in der Vertriebsgesellschaft Asta Medica AWD GmbH zusammen. Für
die Verschmelzung "gibt es Gründe, die uns keine andere Wahl gelassen
haben", formulierte Dr. Dirk Reischig, Sprecher der Geschäftsführung, auf
einer Pressekonferenz.
Gesundheitspolitische Geschehnisse der letzten Jahre haben die Fusion notwenig
gemacht, so Reischig. Das Verordnungsverhalten der Ärzte habe sich geändert, es
werde weniger und kostenbewußter verschrieben. Die Verunsicherung der
Mediziner sei seit dem Gesundheitsstrukturgesetz 1993 deutlich spürbar. GSG,
Negativliste und Arzneimittelbudget haben dann ihr übriges getan, und zur
"Schrumpfung des Pharmamarktes sowohl von der Menge als auch von den Preisen
her geführt".
Firmenzusammenschlüsse bedeutender Pharmaunternehmen - beispielsweise
Boehringer Mannheim zu Roche, Novartis, Glaxo-Wellcome, Pharmacia-Upjohn -
machen den Zwang zur Konzentration deutlich, um weiterhin auf dem Markt
mitmischen und innovative Arzneimittel entwickeln sowie finanzieren zu können,
sagte Reischig.
Seitdem die Asta Medica 1992 das AWD erworben hatte, erfolgte die
Zusammenführung der beiden Unternehmen sukzessive. Bis vor kurzem war das
Deutschlandgeschäft auf fünf Standorte verstreut. Forschung und Entwicklung,
Produktion und Technik, Marketing und Vertrieb wurden in Frankfurt, Dresden,
Künsebeck, Bielefeld und Marburg betrieben. Im Zuge der Verschmelzung und
damit der Rationalisierung gibt es jetzt nur noch einen Standort für Marketing und
Vertrieb: Frankfurt ist der neue Hauptsitz der neuen Vertriebsgesellschaft. Produziert
wird nur noch in Dresden und Künsebeck: feste Arzneiformen in Dresden, der Rest,
vor allem Zytostatika, in Künsebeck. Die Mitarbeiterzahl verringerte sich um 80 auf
rund 500.
Weiterhin entstand die neue Geschäftseinheit ZNS aus den bisherigen Gebieten
Neuropathie und Schmerz (Dresden) sowie Neurologie (Frankfurt); insgesamt
gliedert sich die Produktpalette auf vier Indikationsgebiete: Onkologie, Pneumologie,
Herz-Kreislauf und Neurologie. Die zentralen Serviceabteilungen wurden
zusammengefaßt, denn "das Arzneimittel allein reicht nicht mehr. Zusatzleistungen
sind genauso wichtig wie die Medikamente selbst", sagte Wolfram Drohmann,
Mitglied der Geschäftsführung. Die Bedürfnisse der Ärzte, Apotheker und Patienten
müßten aufgegriffen und mit Dienstleistungen befriedigt werden.
Vorrangiges Ziel der Firmenfusion ist nach den Worten Reischigs die
Umsatzsteigerung in Deutschland auf über 500 Millionen DM, die man in den
nächsten drei bis fünf Jahren erreichen wolle. Die Position unter den Top ten der
Pharmafirmen in Deutschland müsse gefestigt werden. Bisher liegt das Unternehmen
an neunter Stelle nach Verschreibungen. In der neuen GmbH werde damit im
laufenden Geschäftsjahr ein Umsatz von rund 400 Millionen DM erzielt. Weiteres
Ziel ist die Steigerung der Umsatzrendite auf 35 Prozent. Dieses Jahr sollen 135
Millionen DM für die Neurologie-Sparte, 135 Millionen DM für den Bereich
Herz-Kreislauf, 90 Millionen DM für das Indikationsgebiet Pneumologie und 40
Millionen DM für Onkologie ausgegeben werden.
Vergleicht man die Rolle des Asta-Medica-Geschäfts in Deutschland mit der im
internationalen Geschehen des Konzerns, ist Deutschland relativ stark vertreten: Mit
einem Anteil von 37,1 Prozent des weltweiten Gesamtumsatzes von 1,44 Milliarden
DM hat Deutschland hohe Bedeutung. 39,3 Prozent entfallen auf den Rest von
Europa, 17,8 Prozent auf Nord- und Südamerika und 5,2 Prozent auf Afrika, Asien
sowie Australien.
PZ-Artikel von Elke Wolf, Frankfurt am Main
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