Wirtschaft & Handel
Für den Handel bedeutet der Stichtag für den Beginn der
Währungsunion, daß zwei Währungen ab dem 1. Januar 1999 parallel
Geltung erhalten. Der Euro existiert zunächst nur als Buchwert. Für
Unternehmen und Einzelfirmen stellt sich die Frage, wann der beste
Zeitpunkt für eine firmeninterne Umstellung ist. Empfiehlt es sich, möglichst
früh Buchhaltung, Computer, Preislisten et cetera umzustellen oder sollte
der Übergangszeitraum ausgeschöpft und die Umstellung möglichst lange
hinausgezögert werden?
Während der dreijährigen Übergangsphase gilt der Grundsatz, daß die Umstellung
auf den Euro durch den Staat nicht erzwungen, aber auch nicht behindert werden
darf. Jeder kann somit frei entscheiden, wann er sein Unternehmen auf den Euro
umstellen möchte. Dies bedeutet auch, daß ab dem Geschäftsjahr 1999 die
Bilanzierung wahlweise in Euro oder DM erfolgen kann. Eine entsprechende
Änderung des § 244 Handelsgesetzbuchs (HGB) ist mit dem
Euro-Einführungsgesetz erfolgt. Für die Zukunft ist geregelt, daß der Jahresabschluß
in Euro aufzustellen sei. Eine Bilanzierung bis zum Ende der Übergangsphase ist
gleichwohl wahlweise aufgrund Artikel 42 EGHGB in DM möglich. Von einer
internen Währungsumstellung während des Jahres ist aus praktischen Gründen
abzuraten. Vielmehr empfiehlt es sich, einen bestehenden Jahresabschluß
umzuwandeln in eine Euro-Eröffnungs- beziehungsweise Umstellungsbilanz.
Einführungserlaß ist in Vorbereitung
Die Haltung der Finanzverwaltung ging bislang dahin, mit der Einführung des Euro
möglichst lange zu warten. Da jedoch mehrere Unternehmen einen frühzeitigen
Wechsel planen, mußte auch die Finanzverwaltung reagieren. Derzeit ist ein
Euro-Einführungserlaß in Vorbereitung, welcher bis Ende 1998 durch das
Bundesfinanzministerium fertiggestellt sein soll. Regelungspunkte sind unter anderem
der Ausgleich technischer Rundungsdifferenzen, die interne Datenverwaltung et
cetera.
Anders als die Bilanzierung hat die Abgabe der Steuererklärungen nach derzeitigem
Stand bis zum 31. Dezember 2001 in DM zu erfolgen, anschließend ausdrücklich in
Euro. Entscheidend ist dabei nicht der Zeitpunkt der Einreichung, sondern der
Besteuerungszeitraum. Dies gilt auch dann, wenn der Steuerpflichtige Konten in Euro
führt und die Rechnungsstellung in Euro erfolgt. Demzufolge weisen auch die
Steuerbescheide die Besteuerungsgrundlagen für die Zeiträume bis zum 31.
Dezember 2001 in DM aus.
Geschäftspartner kontaktieren
Die Währungsumstellung wirkt sich während der Übergangsphase nicht nur auf
Unternehmen mit Kunden und Lieferanten im Ausland aus, sondern auch auf national
oder sogar nur regional tätige Betriebe. Eine Umfrage des Deutschen Industrie- und
Handelstag (DIHT) hat ergeben, daß mit zunehmender Unternehmensgröße die
Akzeptanz der Währungsunion steigt und eine möglichst frühzeitige Umstellung
angestrebt wird. Bei Unternehmen mit weniger als 20 Mitarbeitern hingegen ist nur
bei rund einem Drittel der Wunsch nach einem pünktlichen Start der Währungsunion
vorhanden. Apotheken sollten jedoch Kontakt mit ihren Geschäftspartnern
aufnehmen und abklären, wann eine Umstellung in deren Betrieb auf den Euro
geplant ist. Größere Unternehmen, wie zum Beispiel die Pharmakonzerne, werden
sicherlich frühzeitig umstellen und Rechnungen und Angebote in Euro stellen.
Aufgrund einer Vereinbarung der Verbände der gesamten deutschen
Kreditwirtschaft und der Bundesbank kann zwar wahlweise in DM oder Euro
angewiesen und gutgeschrieben werden. Gleichwohl sollte sich der Handel frühzeitig
mit der neuen Währung vertraut machen, um Transparenz und Übersicht zu
bewahren.
Zusammengefaßt: Während der Übergangsphase sind die Rechnungslegung,
Kontenführung und Bilanzierung in beiden Währungen möglich. Wann die Einführung
des Euro im einzelnen Unternehmen sinnvoll ist, kann nicht pauschal beantwortet
werden, sondern ist einzelfallabhängig. Es empfiehlt sich daher, mit
Geschäftspartnern und Kollegen Kontakt aufzunehmen. Gerade zu Beginn der
Übergangsphase läuft sicher vieles noch nicht reibungslos und wird die Akzeptanz
der neuen Währung bei Kunden und Kollegen nur schrittweise erfolgen. Da kleinere
Unternehmen, welche nur regional oder national tätig sind, nicht in demselben Maß
wie internationale Wirtschaftsunternehmen von der Markttransparenz und der
Vereinfachung des internationalen Zahlungsverkehrs von der Währungsunion
profitieren, ist meines Erachtens eine Teilnahme "ab der ersten Stunde" nicht
empfehlenswert. Zwar sollte nicht bis zum letzten Tag der Übergangsphase
abgewartet werden, da eine Umstellung unter Zeitdruck die Gefahr von Fehlern
beinhaltet. Es kann jedoch nur von Vorteil sein, sich zunächst abwartend zu
verhalten , um aus den eventuellen Fehlern anderer zu lernen und um eine größere
Akzeptanz der neuen Währung bei Kunden sowie eine gewisse Routine in der
Verwaltung auszunutzen.
Die Abrechnung mit den Krankenkassen kann im übrigen bereits ab dem 1. Januar
1999 in Euro erfolgen. Auch hier besteht jedoch während der gesamten
Übergangsphase Wahlfreiheit.
PZ-Artikel von Werner Pöhlmann, Nürnberg
© 1997 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de