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Arzneipflanzen Europas in Gefahr

Datum 07.09.1998  00:00 Uhr

- Wirtschaft & Handel

Govi-Verlag

Arzneipflanzen Europas in Gefahr

Die europäische Organisation der Anbauer von Arznei- und Heilpflanzen EUROPAM hat kürzlich auf einem Londoner Seminar ihre Empfehlungen zur guten Anbaupraktik von Arzneipflanzen vorgelegt. Nach Meinung internationaler Experten sind die Richtlinien dringend nötig, da mehr als 150 europäische Heil- und Arzneipflanzen bedroht sind. Zeitgleich wurde von der britischen Organisation Traffic die Studie "Europas Wirkstoffpflanzen - Verwendung, Handel und Schutz" präsentiert.

Die Guidelines for Good Agricultural Practice of Medicinal and Aromatic Plants von EUROPAM haben lediglich Empfehlungscharakter und wurden zwischenzeitlich der Ad-hoc-Arbeitsgruppe Pflanzliche Arzneimittel der Europäischen Arzneimittelagentur (EMEA) in London zugeleitet. Wie zu erfahren war, wird sie sich im Herbst 1998 näher mit dem Thema beschäftigen.

Unkontrollierte Erntemethoden

Unterstützt wird die Traffic-Studie "Europas Wirkstoffpflanzen - Verwendung, Handel und Schutz" vom Worldwide Fund for Nature (WWF) und von der Weltnaturschutzorganisation World Conservation Union (IUCN). Traffic-Sprecherin Bobbie Jo Kelso warnte bei Präsentation der Studie eindringlich vor weiteren unkontrollierten Erntemethoden. Für viele Heilpflanzen sei es "fünf Minuten vor zwölf". Der WWF habe 150 bereits als vom Aussterben bedroht eingestuft. Kelso zur PZ in London: "Der Boom bei alternativen homöopatischen Behandlungsmethoden hat dazu geführt, daß vielerorts Raubbau an der Natur betrieben wird. Die Pflanzen werden von Geschäftemachern einfach aus der Erde gerissen, ohne dafür zu sorgen, daß im nächsten Jahr neue Pflanzen nachwachsen." Von den europäischen Wildpflanzen werden laut Studie insgesamt 1300 für kommerzielle Zwecke in Medizin, Kosmetika und Haushalts- und Reinigungsmitteln benutzt. 70 bis 90 Prozent dieser Produkte kommen, so die Autorin Dr. Dagmar Lange von der IUCN, nicht ohne Wildpflanzen aus.

Arnica Montana ein Renner

Ganz oben auf der Liste der schutzbedürftigen Pflanzen stehen etwa der Gelbe Enzian, die Paternostererbse, der Fieberklee, die Bärentraube und Arnika. Ein Beispiel: Viele Sportler schwören auf Arnikasalbe zur Behandlung von Prellungen und blauen Flecken. Der europäische Jahresbedarf an Arnica montana liegt laut Traffic bei rund 50 Tonnen. Dafür müssen fünf- bis sechsmal mehr frische Blüten geerntet werden als noch vor einigen Jahren. Sowohl in Deutschland, als auch in Rumänien, Ungarn und der Ukraine sei diese Pflanze vom Aussterben bedroht. Immer mehr Bergwiesen und Felder sähen wie gerodetes Brachland aus, meinte Kelso.

Wie in London weiter zu erfahren war, gilt Deutschland als die europäische Drehscheibe im Handel mit Arzneipflanzen, so auch von und nach Osteuropa. Mehr als ein Drittel des europäischen Imports und rund ein Fünftel des Exports entfallen auf Deutschland. Im Handel zwischen Ost und West würden jährlich mehrere Millionen DM umgesetzt. Die Beliebtheit pflanzlicher Arzneimittel soll mittlerweile auch in anderen europäischen Ländern zunehmen. Wie Kelso darlegte, verordnen inzwischen rund 50 Prozent der britischen Primärärzte diese Arzneimittel und dies mit steigender Tendenz.

Anbau der Pflanzen empfohlen

In Seminaren etwa im Londoner Botanischen Garten, der 500 zum Teil sehr seltene Heilpflanzen beherbergt, setzt sich die Traffic-Organisation verstärkt für eine rücksichtsvolle Ernte der Arzneipflanzen ein, um die Wildbestände zu erhalten und durch Anbau von Pflanzenkulturen den Bedarf der Hersteller zu decken. Die Autoren der Traffic-Studien räumen in diesem Zusammenhang ein, daß die große Mehrheit der deutschen Hersteller pflanzlicher Arzneimittel ihre eigenen Pflanzenkulturen ziehen und pflegen und keinen Raubbau an der Natur betreiben.

PZ-Artikel von Arndt Striegler, London
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