Wirtschaft & Handel
Das lateinische Wort Salus bedeutet Wohlsein. Und der Gesunderhaltung
hat sich der Firmengründer Dr. Otto Greither 1916 verschrieben - mit seiner
"Salus-Kur" und Erzeugnissen, die ohne chemische Zusätze hergestellt und
weitgehend naturbelassen sind. Für seinen Sohn, den heutigen
Firmeninhaber Otto Greither, hat Salus auch etwas mit Umweltschutz und
Rohstoffgewinnung aus kontrolliert biologischem Anbau zu tun.
Direkt hinter dem Firmenschriftzug folgt das Wort Naturarzneimittel. Auf der
Produktepalette stehen die verschiedensten Kräuter- und Früchtetees, Elixiere,
Tonika, Tropfen sowie Heilöle und Cremes, Tabletten, Kapseln oder Dragees mit
Pflanzeninhaltsstoffen. Salus-Erzeugnisse sind in Apotheken und Reformhäusern zu
kaufen. Apothekenexklusive Ware wird über ein Zwischenlager der Duopharm, Bad
Aibling, an den Großhandel ausgeliefert.
Vom Anbau der Heilkräuter über die Rückstandskontrolle bis hin zur Produktion
liegt alles in Salus-Hand. Vorzugsweise werden Heilkräuter aus kontrolliert
biologischem Anbau oder aus kontrollierter Wildsammlung eingesetzt. Nur wenn aus
diesen Quellen keine Kräuter zu beziehen sind, arbeitet die Produktionsabteilung mit
konventionell angebauter Ware.
Im Salus-Haus erreichte 1996 der Bioanteil bei den Rohstoffen 27 Prozent, für
1997 sind rund 40 Prozent anvisiert. Quelle für rund 30 Pflanzenarten sind die
Farmen in Südchile mit insgesamt 600 Hektar Fläche. Dort sind die Böden nie
intensiv bewirtschaftet worden und daher frei von künstlichen Düngern,
Pflanzenschutzmitteln, wie das Unternehmen hervorhebt.
Die Grundlagen für den Anbau von Kräutern nach ökologischen Methoden wurden
auf dem heimischen Betriebsgelände in Bruckmühl in einem Versuchskräutergarten
erarbeitet. Hier versuchen Gärtner vom Aussterben bedrohte Arten wie das
Tausendgüldenkraut oder den Bergfrauenmantel zu kultivieren.
Auch für die weitere Verarbeitung hat sich die Firma die Ökologie auf die Fahnen
geschrieben. Das beginnt schon in der Kältekammer, in der die Rohstoffe durch
flüssigen Stickstoff auf bis zu minus 80 Grad Celsius abgekühlt werden, damit alle
Insekten, Larven und Eier unschädlich gemacht werden. Auf Begasungschemikalien
wird verzichtet. Weitere Beispiele sind die Stromversorgung zu 78 Prozent durch
Wasserkraft oder seit 1993 die Umstellung der Honiganlieferung von Einwegfässern
auf Tankzüge. Bei soviel Umweltbewußtsein kam 1996 die Belohnung in Form einer
EG-Öko-Audit-Zertifizierung.
Ein Blick zurück In die Geschichte
Von Umweltschutz hat der Firmengründer Greither noch nichts gehört, wohl aber
von naturbelassenen Arznei- und Lebensmitteln. Er wußte um die Bedeutung
alkalireicher Kost, denn "alle Körperflüssigkeiten wie Blut, Lymphe, Harn sollen
leicht alkalisch sein. Als basenreich gelten Früchte und Gemüsenahrung. Die
reichliche Fleischkost führt zu Säureüberschuß", schrieb er in seinem am Anfang des
20. Jahrhunderts erschienenen Buch "Gesund durch dich selbst".
Selbst schwer an Gicht erkrankt, fand Greither durch Selbstversuche heraus, daß
viele Beschwerden auf Störungen des Verdauungssystems beruhen. Er schwor auf
eine möglichst intakte Darmflora, denn "wir leben nicht von dem, was wir essen,
sondern von dem, was wir verdauen". Um die Darmflora ins Gleichgewicht zu
bringen, entwickelte er die Salus-Kur mit Tees, Heilmoor und -erde,
Greitherna-Tabletten, Salus-Öl.
Greither gründete 1916 in München das Salus-Werk. Aus dieser Zeit stammt das
erste Firmensignet: der Mann mit dem Schild, der die heranfliegenden Pfeile der
Krankheit abwehrt. Noch heute ziert der Kämpfer einige Umkartons und
Beipackzettel. Greither erweiterte nach und nach sein Angebot und richtete in ganz
Deutschland Salus-Verkaufs- und Auskunftstellen ein. Nach dem Krieg gingen
daraus viele der heutigen Reformhäuser hervor.
Kurz vor seinem Tod 1930 benannte Greither sein Werk in Salus-Haus um. Der 2.
Weltkrieg legte den Betrieb völlig lahm. 1945 baute der 20jährige Sohn Otto
Greither zusammen mit seinem Bruder, ein paar ehemaligen Mitarbeitern und engen
Freunden die Firma an alter Stelle wieder auf und leitet sie bis heute. Seit 1968 ist
Bruckmühl, Landkreis Rosenheim, die neue Heimat des Werkes. Mittlerweile hat
das Unternehmen etwa 240 Mitarbeiter.
Zwischenzeitlich hat das Unternehmen verschiedene Firmen übernommen. 1960
stand der Erwerb der Wiesbadener Floradix Arzneimittelfabrik auf dem Programm.
Auch heute noch werden Salus-Erzeugnisse aus warenzeichenrechtlichen Gründen
unter der Firmierung Floradix vertrieben. Ab 1978 wurde die Lebensmittelsparte
ausgebaut; die Firma Dr. Dünner kam hinzu. 1986 stand weiterer Markenzuwachs
mit diätetischen Nahrungsmitteln der Quickvital Natur-Diät-Waren-GmbH ins Haus.
Kurz nach der Wiedervereinigung Deutschlands gelang es Greither, mit der Firma
Schoenenberger in Magstadt einen der Hauptmitbewerber um den
Reformhausmarkt zu erwerben. Er bekam so die Marken Schoenenberger,
Extracta, Olbas und Hensel.
Mit rund 1500 verschiedenen Artikeln schwimmt das Unternehmen momentan auf
Expansionskurs. Der Umsatz liegt bei 160 Millionen DM, wovon der Exportanteil
35 Prozent beträgt. Ausländische Niederlassungen hat Salus nicht. Der Export
erfolgt von Bruckmühl aus in sechzig Länder. Stolz ist das Unternehmen auf seine
Kräutertonika: Exportschlager und auch in Deutschland der meist verkaufte Artikel
ist der eisenhaltige Kräuterblutsaft.
PZ-Artikel von Elke Wolf, Oberursel
© 1997 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de