Wirtschaft & Handel
PZ-Interview
In diesem Jahr wird in Düsseldorf erstmals während der Expopharm, der
größten internationalen Ausstellung für pharmazeutische Produkte in
Europa, am 18. und 19. Oktober 1997 der Expopharm-Kongreß,
veranstaltet. Warum und mit welchen Erwartungen dieser Kongreß geplant
wurde, wollte die Pharmazeutische Zeitung von Gregor Ulrich,
Geschäftsführer der Werbe- und Vertriebsgesellschaft Deutscher
Apotheker und damit für die Expopharm verantwortlich, wissen.
PZ: Herr Ulrich, können Sie erklären, warum in diesem Jahr erstmalig parallel zur
Expopharm-Ausstellung ein Kongreß veranstaltet wird ?
Ulrich: Zunächst erhoffen wir uns natürlich synergistische Effekte: Derjenige, der den
Kongreß besuchen wird, wird sicher auch die Ausstellung besuchen, und umgekehrt
werden viele Messebesucher auch am Kongreß teilnehmen. Aber das ist nicht der
Hauptgrund für den Kongreß. Seit Jahren wird von den Berufsorganisationen
politisch herausgestellt, daß das Arzneimittel als besondere Ware nicht einfach
verkauft beziehungsweise abgegeben werden kann, sondern daß mit der Abgabe
eine fachkompetente Beratung verbunden sein muß. Was lag da näher, neben der
Ausstellung Expopharm, auf der pharmazeutische Produkte vorgestellt werden,
einen Kongreß parallel zu organisieren, auf dem die Beratung vorgetragen wird.
PZ: Diese Kopplung haben Sie ja auch schon in den vergangenen Jahren mit dem
pharmazeutischen Forum angeboten. Was ist bei dem Expopharm-Kongreß das
Neue?
Ulrich: Sie haben natürlich recht. Mit den pharmazeutischen Foren haben wir in den
letzten Jahren bereits einen Schritt in diese Richtung gemacht. Allerdings haben wir
als Veranstalter nicht in die inhaltliche Gestaltung eingegriffen, sondern den einzelnen
Anbietern die Inhalte überlassen. Mit dem Expopharm-Kongreß gehen wir einen
vollkommen neuen Weg. Ein speziell eingerichteter wissenschaftlicher Beirat hat die
inhaltliche Planung und die Koordination übernommen. Dabei sind bewährte Inhalte,
wie zum Beispiel die Vorstellung und Bewertung der neuen Arzneimittel des
vergangenen Jahres zusammen mit der Verleihung des PZ-Innovationspreises
übernommen worden. Der Beirat will mit seiner Arbeit gewährleisten, daß in allen
Foren Inhalte angeboten werden, die nicht von kommerziellen Interessen gesteuert
sind, sondern abhängig gestaltet werden.
PZ: Ein Blick auf das Programm des Expopharm-Kongresses zeigt, daß der
Kongreß sich nicht nur auf pharmakologische Themen konzentriert, sondern ein
breites inhaltliches Feld abdeckt. War das Zufall oder Absicht?
Ulrich: Das ist Absicht. Die Messebesucher sind ja auch nicht an einer Richtung
interessiert, sondern haben sicherlich vielseitige Interessen. Dieses Spektrum soll sich
auch im Programm des Expopharm-Kongresses wiederfinden. Wir wollten keinen
Kongreß nur für die pharmakologisch Interessierten veranstalten, sondern allen ein
adäquates Angebot machen. Deshalb finden sie neben den pharmakologischen
Themen, auch wirtschaftlich ausgerichtete Kongreßangebote. Auch die PTA haben
wir mit einem speziellen Programm in den Kongreß eingebunden.
PZ: Schaut man sich die Kongreßinhalte näher an, so fällt auch auf, daß Sie in
Workshops sehr praxisorientierte Angebote machen. Welche Absicht verfolgen sie
mit dieser Strategie?
Ulrich: Die Strategie des Kongresses orientiert sich sehr eng an der Strategie der
Ausstellung. Der Messebesucher möchte Eindrücke mit nach Hause nehmen, die er
in der täglichen Praxis umsetzen kann. Das heißt, jede Ausstellung ist
praxisorientiert. Das soll auch für den Kongreß gelten. Deshalb wollen wir in neun
Workshops hautnah Probleme der Praxis aufarbeiten lassen. Aber auch die Themen
der Plenarvorträge sind vom Beirat so ausgewählt worden, daß die Teilnehmer für
die tägliche Praxis profitieren können.
PZ: Mit dem Expopharm-Kongreß wird ein neues Fortbildungsangebot gemacht.
Befürchten Sie nicht, daß Sie nur ein Angebot mehr sind und auch in direkte
Konkurrenz zu den Pharmacon-Kongressen, insbesondere Westerland, treten?
Ulrich: Wir, das heißt der Veranstalter, der Beirat und die Anbieter der Foren, sind
davon überzeugt, mit der neuen, bereits vorgestellten Strategie der engen Anbindung
an die Ausstellung, eine Nische im pharmazeutischen Fortbildungsangebot zu
besetzen und vor allem nicht in Konkurrenz zu dem Westerland-Kongress zu treten.
Unsere Erfahrung lehrt, daß mit den Pharmacon-Wochenveranstaltungen eine
Zielgruppe angesprochen wird, die nicht unbedingt eine Tagesveranstaltung besucht.
Das Medica-Konzept hat gezeigt, daß die Kombination von Kongreß und Messe
sehr erfolgreich sein kann. Deshalb hoffen wir, mit unserem Expopharm-Kongreß
eine ähnlichen Erfolg verzeichnen zu können.
Schon heute möchte ich jede Apothekerin und jeden Apotheker einladen, sich den
sicherlich interessanten Festvortrag von Leo Nefiodow auf der
Eröffnungsveranstaltung am Samstag, den 18. Oktober 1997 um 14.00 Uhr,
anzuhören. Er wird den Gesundheitsmarkt aus einer vollkommen anderen
Sichtweise, als wir es gewohnt sind, analysieren und ihn als Lokomotive für
Wachstum und Beschäftigung charakterisieren. Ich glaube, es lohnt sich, den ersten
Expopharm-Kongreß in Düsseldorf zu besuchen.
Die Fragen stellte Hartmut Morck, Eschborn
© 1997 GOVI-Verlag
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