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Massive Kritik an Apotheken und Generikaherstellern

09.08.2004  00:00 Uhr
Forschende Industrie

Massive Kritik an Apotheken und Generikaherstellern

PZ  Bei der Verteidigung ihrer Marktposition versteht die forschende Arzneimittelindustrie keinen Spaß. Am Dienstag ließ deren Branchenverband die Medien wissen: Generika sind in Deutschland durchschnittlich 56 Prozent teurer als in Großbritannien, dem anderen großen Markt für Nachahmerpräparate in Europa.

Der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) bezieht sich auf eine Untersuchung des internationalen Marktforschungsinstituts IMS Health, die die Hersteller selbst in Auftrag gegeben hatte. Der eklatante Preisunterschied gilt demnach nahezu identisch auch für häufig eingesetzte Präparate: Bei Generika auf Basis der 37 meistverwendeten Wirkstoffe betrug der Preisunterschied zwischen Deutschland und Großbritannien durchschnittlich 52 Prozent.

Eine der Hauptursachen hierfür sei das deutsche Festbetragssystem. Festbeträge hier zu Lande behindern nach VFA-Meinung einen preissenkenden Wettbewerb. „Diese Erkenntnis sollte auch in Deutschland für eine stärker am Markt orientierte Preisbildung sprechen“, sagte Cornelia Yzer, Hauptgeschäftsführerin des VFA.

Die bei weitem größten Generikamärkte Europas sind Deutschland und Großbritannien. Deshalb wurden sie für den direkten Vergleich in der Untersuchung herangezogen. In Deutschland haben Generika, gemessen am Umsatz in den Apotheken, einen Marktanteil von 19 Prozent. In anderen europäischen Ländern mit großem Arzneimittelmarkt wie Frankreich oder Italien spielen Generika mit 6 Prozent Marktanteil oder weniger bislang nur eine untergeordnete Rolle.

In der Untersuchung wurden die Herstellerabgabepreise im Zeitraum April 2003 bis März 2004 für je 1000 Tabletten, Kapseln, Ampullen oder anderen Zähleinheiten für Arzneimittel mit gleichem Wirkstoff verglichen.

„Dass bei Generika Preisspielräume und Einsparpotenziale vorhanden sind, zeige sich auch daran“, so Yzer, „dass Generikahersteller erhebliche Rabatte an Apotheken gewähren, die aber nicht den Krankenkassen zugute kommen." Sie sollten im Wettbewerb erschlossen werden.

Der Verband Forschender Arzneimittelhersteller e.V. (VFA) ist der Wirtschaftsverband der forschenden Arzneimittelhersteller in Deutschland. Er vertritt die Interessen von 42 weltweit führenden Herstellern und ihren fast 100 Tochter- und Schwesterfirmen in der Gesundheits-, Forschungs- und Wirtschaftspolitik. Die Mitglieder des VFA repräsentieren rund zwei Drittel des gesamten deutschen Arzneimittelmarktes und beschäftigen in Deutschland mehr als 85.000 Mitarbeiter, darunter 14.500 in Forschung und Entwicklung.

 

Kommentar: Schlag in den Nacken Der Verband forschender Arzneimittelhersteller (VFA) hat anscheinend schwer wiegende Probleme. Ansonsten ließe sich nur schwer verstehen, warum einer der einflussreichsten Lobbyclubs in der Hauptstadt einmal mehr die Keule auspackt und wild um sich schlägt.

Erneut sind die Apotheken zum Zielobjekt des Verbands geworden, der die Interessen der forschenden pharmazeutische Großindustrie vertritt. Dem Verband gehören die größten und mächtigsten Hersteller an. Kürzlich machten einige Mitglieder mit einem Besuch bei Kanzler Schröder von sich reden. Doch weder dem Verband noch seinen Mitgliedern hat der Besuch viel gebracht. Denn die Stimmung kontra Pharma wurde durch den Besuch erst recht angeheizt, der Kanzler drohte erneut ins mediale Messer zu laufen und wollte den Herstellern dann doch nicht mehr beistehen.

Ob es vor diesem Hintergrund taktisch klug ist, immer wieder die Apotheken, also die eigenen Geschäftspartner und damit grundsätzlich Verbündeten öffentlich niederzumachen und zu schwächen, sollten nicht nur die VFA-Führung, sondern am besten dessen Mitglieder schnell entscheiden. Lange werden sich Apothekerinnen und Apotheker dieses Spiel nicht mehr anschauen.

Thomas Bellartz
Leiter der Hauptstadtredaktion

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