Wirtschaft & Handel
Eine Umfrage des Bundesverbandes der Angestellten in Apotheken
(BVA) bei seinen Mitgliedern ergab weiterhin Unterschiede bei den
Arbeitsbedingungen und der Bezahlung in den Apotheken der neuen und
alten Bundesländer. Im Westen liegt die Bezahlung 11,2 Prozent und im
Osten 0,3 Prozent über dem Tarifgehalt.
Etwa alle zwei Jahre führt der BVA bei den rund 100.000 gewerkschaftlich
organisierten Angestellten in Apotheken eine Umfrage zu Gehältern und
Arbeitsbedingungen in der Apotheke durch, schreibt der Verband in einer
Presseerklärung.
Die durchschnittliche Bezahlung ist laut Umfrageergebnis in den alten Bundesländern
mit 11,2 Prozent über dem Tarif relativ stabil geblieben. Diese Zahl habe sich
gegenüber 1996 (plus 10,3 Prozent) wieder - nach 12,1 Prozent im Jahr 1994 -
leicht verbessert. Gewinner der leichten Erhöhung seien die Pharmazeutisch
Kaufmännischen Angestellten (PKA). Sie sollen im Durchschnitt jetzt 14,3 Prozent
über Tarif erhalten. Besonders ältere PKA und Pharmazeutisch Technische
Assistenten (PTA) würden überdurchschnittlich bezahlt.
Anders sei die Situation in den neuen Bundesländern. Nachdem 1992 noch einige
Prozent unter dem damaligen Tarif gezahlt worden seien, habe die Zunahme über
Tarif 1994 und 1996 immerhin etwa 1,5 Prozent betragen. Die neue Umfrage habe
einen Wert von 0,3 Prozent über dem Tarifgehalt ergeben. Diesen geringen Wert
führt der BVA auf die Erhöhung der Tarife zum 1.Dezember 1997 zurück, die eine
100prozentige Angleichung aller Berufsgruppen (außer den Pharmazieingenieuren)
vorsah. Eine Anrechnung der bisherigen übertariflichen Bezahlung sei daher
anzunehmen.
Rund 65 Prozent aller Angestellten in Apotheken erhalten laut Umfrage eine
übertarifliche Bezahlung, nur 15 Prozent sollen unter Tarif bezahlt werden. Auch hier
sei der Graben zwischen Ost und West tief, so der BVA. Im Westen sollen (seit
1994 nahezu unverändert) etwa 84 Prozent der Angestellten eine übertarifliche
Bezahlung erhalten, 7 Prozent würden nach Tarif und 9 Prozent untertariflich bezahlt.
Im Osten erhielten dagegen 45 Prozent genau den Tarif, je 27 Prozent würden
unter- beziehungsweise übertariflich bezahlt.
Kommentierend fügt der BVA hier an: "Insgesamt will die seit Jahren stabile
übertarifliche Bezahlung nicht recht ins Bild zur oft beklagten schlechten
wirtschaftlichen Situation der Apotheken passen. Hat sich mittlerweile die Erkenntnis
bei etlichen Apothekenleitern durchgesetzt, daß nur bei angemessener Bezahlung
auch die notwendige qualitativ hochwertige Arbeit der Angestellten zu erwarten ist?"
Nach Tarif seien die Apothekenmitarbeiter im Verhältnis zu anderen Branchen
unterbezahlt.
Sonderzahlungen
Auch bei der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall schneiden die alten Bundesländer
laut Umfrage besser ab. 88 Prozent der Angestellten im Westen erhalten eine
100prozentige Lohnfortzahlung, im Osten seien es nur 61 Prozent. Insgesamt, so der
BVA, kommen aber zwei Drittel der Apothekenangestellten in diesen Genuß.
Die Ergebnisse zur Frage nach dem 13. Monatsgehalt zeigten ein für die Angestellten
erfreuliches Bild. Es werde jetzt für 54 Prozent aller Angestellten dem tatsächlich
gezahlten übertariflichen Gehalt angeglichen. 1994 habe diese Zahl noch bei 36
Prozent und 1996 bei 44 Prozent gelegen. Von 11,7 Prozent im Jahr 1994 auf 3,8
Prozent 1998 soll sich zugleich der Anteil der Angestellten reduziert haben, die das
tariflich abgesicherte 13. Monatsgehalt nicht erhalten. Gleichzeitig gilt laut BVA aber
auch, daß diejenigen, die ein untertarifliches Gehalt empfangen, sich in der Regel
auch mit einer untertariflichen Sonderzahlung zufrieden geben müssen.
Ungebrochen bleibe der Trend zu mehr Teilzeitarbeit. 52 Prozent der
Apothekenangestellten sollen mittlerweile teilzeitbeschäftigt sein, also unter 35
Stunden pro Woche arbeiten (43 Prozent 1992). Hier hat der Osten gemäß
Umfrageergebnis aufholt: 1996 sollen dort 47 Prozent und zwei Jahre später wie im
Bundesdurchschnitt 52 Prozent der Mitarbeiter einer Teilzeitbeschäftigung
nachgehen. Spitzenreiter seien die Approbierten mit 61 Prozent im Westen und 73
Prozent im Osten. Die meisten Chancen auf einen Vollzeitjob hätten derzeit die
PTA.
PZ-Artikel von Erdmuthe Arnold, Eschborn
© 1997 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de