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Arzneimittel mit Service: bei Asche keine Floskel

11.08.1997  00:00 Uhr

- Wirtschaft & Handel

Govi-Verlag

Arzneimittel mit Service: bei Asche keine Floskel

"Ich frage unsere Auszubildenden im Betrieb immer gerne: Was ist eigentlich Asche? Ist das ein Verbrennungsrückstand oder steckt da ein Mensch dahinter?", erzählt Professor Dr. Hans-Joachim Herms, Vorstand der Asche AG. Diese Frage zu klären und mehr über das traditionsreiche Unternehmen mit dem Mörser im Logo zu erfahren, war Anlaß eines Besuchs der Pharmazeutischen Zeitung in Hamburg.

Gründer des Unternehmens war der Ingenieur und Kaufmann Carl Friedrich Asche, der 1877 die von einem Hamburger Apotheker entwickelten Bronchialpastillen im großen Stil produzieren und vertreiben wollte. Zum Glück vieler Opernfans. Denn, wie einem Dankschreiben Enrico Carusos zu entnehmen ist, konnte ein Konzert, das wegen der Heiserkeit des großen italienischen Startenors bereits abgesagt war, aufgrund der Wirksamkeit der Lutschkompretten doch noch gegeben werden.

Da sich Asche auch sonst um die Kunst verdient machte, zum Beispiel durch die Förderung des Hamburger Staatstheaters und des Stadttheaters in Coburg, wurde er zum Geheimen Kommerzienrat ernannt und später sogar in den Freiherrenstand erhoben. 1904 schied der Gründer aus dem Unternehmen aus, und die Leitung wurde John E. Steffens übertragen.

Schon früh spezialisierte sich die Firma, die seit 1889 Aktiengesellschaft ist, auf die Lösung galenischer Probleme und wurde für die Herstellung einer Tablette mit der Dosiergenauigkeit von 0,002 Gramm bereits im vorherigen Jahrhundert mit dem Grand Prix von Antwerpen ausgezeichnet. Mit dem "Dragee im Dragee" gelang es 1975 den Galenikern von Asche erstmals, Arzneiformen mit verzögerter Wirkstofffreigabe zu entwickeln. Auch heute noch steht die galenische Forschung und Entwicklung fester, halbfester und flüssiger Arzneiformen bei der Asche AG im Vordergrund - Grund genug, den Mörser im Firmenlogo zu führen.

Nach dem Grundsatz, sich auf das zu konzentrieren, was man kann, hat Asche die Erforschung und Dokumentation neuer Wirkstoffe immer schon Spezialisten überlassen und in diesem Bereich auf Partnerschaften gesetzt. So kam es zu einer Zusammenarbeit mit dem Schering Konzern als Lizenzgeber in den Segmenten Gynäkologie und Dermatologie. Schering hingegen wußte das pharmazeutische Know-how und die gute Vertriebsorganisation des Mittelständischen Unternehmens zu schätzen, als es Ende der sechziger Jahre Asche als l00prozentige Tochergesellschaft übernahm. An seinem 100. Geburtstag im Jahre 1977 verzeichnete Asche etwa 56 Millionen DM Umsatz.

Vor der Übernahme durch Schering war Asche, die Anfang der fünfziger Jahre Menadier-Heilmittel (Flugan, Malinert) gekauft hatte, in 22 Indikationsbereichen von der Blutarinut bis zur Wurmbehandlung aktiv. Inzwischen konzentriert sich das Unternehmen auf die drei Segmente Gastroenterologie, Gynäkologie und Dermatologie. Im letzten Jahr erzielte Asche einen Umsatz von 130,6 Millionen DM, etwa die Hälfte entfiel auf das Magen-Darm-Segment. Die Verkaufserlöse der Produktgruppe Lefax, die in den letzten Jahren deutlich gesteigert werden konnten, fallen mit 51 Millionen DM am meisten ins Gewicht.

Die wachsende Nachfrage nach Lefax-Produkten konnte nur durch konsequente Prozeßorientierung und Teamarbeit befriedigt werden. Mit dem hohen Maß an Flexibilität und Einsatzbereitschaft, besonders der in der Herstellung tätigen Mitarbeiter, gelang es Asche, seine Produktivität in den vergangenen Jahren erheblich zu steigern. Mit Hilfe eines Psychologen und kreativen Beraters war es in den letzten zwei Jahren erfolgreich gelungen, Hierarchien abzubauen und teamorientierte Arbeitsprozesse mit flexibler Zeit- und Arbeitseinteilung zu fördern. Dadurch stieg die Motivation und Produktionsleistung der Mitarbeiter, die Fehlzeiten gingen deutlich zurück.

Das Engagement der Mitarbeiter wird vom Unternehmen von jeher durch außergewöhnliche Aktionen gefördert, zu denen unter anderem der Asche-Kulturkreis gehört. Mit dem Ziel, die Mitarbeiter zusammenzuführen, werden gemeinsame Theater- und Ausstellungsbesuche sowie Exkursionen organisiert. Die Asche-Volkshochschule bietet die Möglichkeit, sich in Bereichen wie Betriebswirtschaft und Fremdsprachen weiterzubilden.

Auch um den Kontakt zu den Mitbürgern der Hamburger Stadtteile Ottensen und Altona ist das Unternehmen bemüht. Eine Nacharschaftszeitung informiert alle zwei Monate über Aktivitäten von Asche und den Ortsansässigen. Dabei sind Gesundheitsthemen und Firmeninformationen genauso wichtig wie das Engagement für Obdachlose, Naturschutz und die Förderung der Künste, wie an wechselnden Ausstellungen im Foyer der Firma zu sehen ist.

Natürlich interessieren sich die Anwohner im besonderen für eventuelle Schadstoffbelastungen durch das Unternehmen. Auch hier zeigt sich Asche engagiert. Da fast alle Produkte auf wässrige Dragierung umgestellt werden konnten, wurde der Lösungsmittelverbrauch in den letzten Jahren drastisch gesenkt. Filteranlagen schützen die Nachbarn vor Belästigungen aus den Produktionsanlagen.

"Wir sagen heute ja zur Selbstmedikation"
PZ-Interview

Professor Dr. med. Hans-Joachim Herms leitet zunächst als Mitglied und seit 1977 als Alleinvorstand das Unternehmen. Der Facharzt für Röntgenologie lehrt nebenbei seit vielen Jahren Kommunikation im Studiengang Kulturmanagement an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Mit der Pharmazeutischen Zeitung sprach er über die Zusammenarbeit mit den Apothekern und die Zukunft des Unternehmens.

PZ:
Die Asche AG trägt als Untertitel den Slogan "Arzneimittel mit Service". Was bedeutet das für Sie?

Herms:
Dieses Schlagwort ist für uns keine Floskel, sondern verkörpert die Philosophie unseres Unternehmens. Wir nennen es auch Tripel-A-Strategie und meinen damit, daß wir Arzt, Apothekern und Anwendern besondere Informations- und Serviceprogramme anbieten, die im Zusammenhang mit unseren Produkten respektive den Indikationsgruppen stehen.

PZ:
Welche sind das?

Herms:
Das sind eine Reihe von Leistungen wie Videofortbildungsprogramme und Seminare für Apotheker und Ärzte. Beide Berufsgruppen werden regelmäßig von unserem engagierten Außendienst besucht. Für den Apotheker bieten wir günstige Abnahmemodalitäten und attraktive Apothekendekorationen.

PZ:
Und für die Verbraucher?

Herms:
Für den Verbraucher bieten wir unter anderem ausführliche Informationsbroschüren und Ratgeber an. Ein Novum ist die Lefax-Gesundheitszeitung, die unseren Lefax-Produkten beiliegt: Das ist eine redaktionell gestaltete Zeitung, die alle möglichen Fragen rund um die Indikationen Meteorismus und Völlegefühl aufgreift. Sie wird in Abständen aktualisiert, so daß der Wiederverwender von Lefax immer neue Informationen beispiels erhält. Darüber hinaus haben wir ein Servicetelefon für individuelle Fragen installiert.

PZ:
Wie haben sich die Gesundheitsreformen auf den Umsatz des Unternehmens ausgewirkt?

Herms:
Wie zu erwarten war, führte der Druck auf die Verordnungen 1993 zu einem spürbaren Umsatzrückgang, der sich auch durch das Selbstmedikationsgeschäft nicht völlig auffangen ließ. Doch bereits im Folgejahr konnte der Einbruch wieder aufgeholt werden. Trotz der weiterhin schwierigen Marktsituation gelang es 1996 den Umsatz um sechs Prozent zu steigern und damit das Unternehmen wieder auf Erfolgskurs zu bringen.

PZ:
Wie haben Sie auf die Veränderungen reagiert? Worauf führen Sie die aktuelle Umsatzsteigerung zurück?

Herms:
Wir sagen heute ja zur Selbstmedikation, wenn sie mit Aufklärung der Verbraucher verbunden ist und in der Dauer der Anwendung beschränkt bleibt. Dabei setzen wir auf Information, Kommunikation mit den Kunden und Markenbildung. Der Kunde informiert sich rational und entscheidet sich emotional. Nur wer beide Sprachen spricht, hat Erfolg.

In der Unternehmenspraxis bedeutete das, verschiedene, auch für uns neue Wege auszuprobieren, etwa die Fernsehwerbung, die seit letztem Jahr sehr erfolgreich läuft. Die Aufklärung über die entschäumende Wirkungsweise von Lefax hat der Verbraucher honoriert. Der Verkaufserlös dieser Produktgruppe konnte um 25 Prozent gesteigert werden.

PZ:
Welche Ziele hat sich das Unternehmen gesetzt?

Herms:
Wir werden das Segment Magen/Darm mit der Lefax-Gruppe weiterhin speziell in der Selbstmedikation intensiv fördern. Daneben planen wir, eine zweite große Selbstmedikationsmarke aufzubauen. Unser drittes Ziel betrifft Umsatz und Image des Verordungsprogramms und heißt "Aufstieg in die Bundesliga" im Segment Gynäkologie.

PZ-Artikel von Susanne Poth, Hamburg

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