Wirtschaft & Handel
Das
Norddeutsche Apotheken-Rechenzentrum (NARZ) konnte die
durch den Gesetzgeber veranlaßte technische Umstellung
unter Anspannung aller Kräfte und Ausnutzung sämtlicher
finanzieller Ressourcen bewältigen. Der
Umdenkungsprozeß und das Beherrschen des
Image-Processing sind dank neuer Mitarbeiter gelungen. So
beschrieb Dr. Jörn Graue, Vorsitzender des
Rechenzentrums auf der Mitgliederversammlung am 14. Juni
1997 in Bremen die Umsetzung der Abrechnungsvereinbarung
nach § 300 SGB V. Weniger die technischen
Vergangenheitsprobleme, sondern vielmehr Fragen zu den
GKV-Neuordnungsgesetzen und den Null-Rezepten dominierten
die Diskussion. Präsentiert wurde ein ausgeglichenes
Geschäftsergebnis. Vorstand und Verwaltungsbeirat wurden
einstimmig entlastet.
In seinem Bericht hob Graue hervor, daß durch die vom
Deutschen Apothekerverband mit den Krankenkassen
getroffene Vereinbarung "Zur Verbesserung der
Lieferung von Rezeptdaten" den Kassen sämtliche
erforderliche Daten vom NARZ zeitgerecht übermittelt
werden konnten. Ankündigungen einzelner Kassen,
Zahlungen zu verweigern, seien ins Leer gegangen.. Das
NARZ konnte belegen, daß keine Fehler unterlaufen waren
und die Termine eingehalten wurden. Vielmehr seien die
beschwerdeführenden Kassen mutmaßlich nicht in der Lage
gewesen, die Abrechnungsdaten verarbeiten zu können.
"Wir dürfen nicht verkennen, daß es sich um eine
Abrechnungstechnologie handelt, die immer wieder neue
Probleme und Fragestellungen aufwirft", so Graue.
Siemens-Nixdorf habe selbstverständlich bei der
Beseitigung der Schwierigkeiten geholfen, die nicht vom
NARZ zu verantworten waren.
Der Gesetzgeber glaubte mit der Initiative zur digitalen
Datenübermittlung eine stärkere Transparenz und dadurch
eine Kostenminderung zu erreichen. Dabei sei jedoch
übersehen worden, daß die Machbarkeit des
Image-Processing die Grenzen der Leistungsfähigkeit der
Hersteller, Anwender und Empfänger über das vertretbare
maß hinaus strapaziere. So seien die Kassen auch heute
nur teilweise in der Lage, die von Rechenzentren
übermittelten Daten zweckentsprechend zu verarbeiten.
Beim Blick in die berufspolitische Zukunft sprach Graue
über die Professional-Card, die Smart-Card und andere
Systeme, die Einfluß auf die Rezeptabrechnung nehmen
werden. Unabhängig davon, welches der Systeme zukünftig
Anwendung findet, werden damit Kosten für das NARZ
verbunden sein. Deshalb treffe man schon heute
Vorkehrungen, um den Anforderungen über die
Jahrtausendwende hinaus gerecht zu werden. Dazu gehöre
die aktive Mitwirkung in der Arbeitsgemeinschaft der
standeseigenen Rechenzentren, um für die technsiche
Abwicklung von elektronischem Rezept und Smart-Card
gerüstet zu sein.
Von der Abrechnungsstelle zum
Dienstleistungsanbieter
Graue weiter: Die Entwicklung zeige, daß das
Tätigkeitsfeld der Rechenzentren zukünftig nur noch zum
Teil durch die unmittelbare Rezeptabrechnung, in
zunehmendem Maße aber durch Dienstleistung für
Krankenkassen, Kassenärztliche Vereingungen und Ärzte
definiert werde. Die Dienstleistung bringe Gewinne zu
Gunsten der Rezeptabrechnung. Vorstand und Verwaltungsrat
haben deshalb beschlossen, die Rezeptabrechnung durch die
AD Dienstleistungs GmbH, einer 100prozentigen
NARZ-Tochter, erbringen zu lassen. Im Verhältnis zu den
Mitgliedsapotheken ändere sich dabei nichts. Schuldner
der Rezeptabrechnung bleibe das NARZ.
Jahresergebnis ausgeglichen
Hanno Helmker, Geschäftsführer des NARZ, zog in seinem
Geschäftsbericht Bilanz: Die zahl der Mitgleider hat
sich um 24 verringert. Analog war der Rückgang der
verarbeiteten Rezepte um 2,1 Prozent. Der Bruttowert
aller Rezepte sei dagegen um 3,9 Prozent gestiegen,
ebenso der Bruttowert pro Rezept um 6,2 Prozent. Bei den
Bilanzkennzahlen hob Helmker ein Plus der
Betriebserträge von 3,148 Millionen DM hervor.
Erhebliche Belastungen traten im Bereich der
Personalkosten wegen der Abarbeitung des Rezeptrucksacks
auf. Trotz der nicht vorhersehbaren außergewöhnlichen
finanziellen Belastungen ist jedoch das Jahresergebnis
nach den Worten Helmkes ausgeglichen. Die Entwicklung von
Januar bis Mai 1997 weise gegenüber den Vorjahresmonaten
mit Ausnahme des Aprils rückläufige zahlen auf,
resümierte Helmker. Die Erhöhung der Zuzahlungen und
damit die Null-Rezepte werden sich für das Rechnezentrum
bemerkbar machen, denn für diese Rezepte werden keine
Abrechnungsgebühren erhoben.
PZ-Artikel von Karl-Heinz Kraft, Bremen
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