Wirtschaft & Handel
Die Marketinggesellschaft deutscher Apotheker - MGDA hatte Mitte
Juni die pharmazeutische Industrie in das Deutsche Apothekerhaus nach
Eschborn zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Zentrale Themen
waren dabei ein Rückblick auf die erfolgreichen Aktionen im ersten
Halbjahr, die Vorstellung der Maßnahmen bis Ende 1998 wie auch ein
Ausblick auf das folgende Jahr. Mehr als 30 Industrieunternehmen haben
die Möglichkeit genutzt, um sich über ein gemeinsames Engagement mit den
Apotheken sowie über die neuen Marketingmaßnahmen zu informieren. Die
MGDA wies als ein erstes Fazit auf einen erfolgreichen Start mit hoher
Beteiligung der Apotheken, eine starke Unterstützung der
Landesapothekerverbände und eine rege Beteiligung der Industriepartner
hin.
Die Sicherung und Stärkung der Selbstmedikation in Apotheken und damit auch des
Vertriebsweges Apotheke sowie die Herausstellung der Beratungskompetenz der
Apotheker sind die vorrangigen Ziele. Gregor Ulrich, Geschäftsführer der MGDA,
bekräftigte in seiner Einführung die Gemeinsamkeiten der Partner aus den
Apotheken, den Landesapothekerverbänden und der Industrie. Nur das
gemeinsame und abgestimmte Vorgehen aller Beteiligten werde die Chancen der
Apotheken in Zukunft erhöhen. Die Marketinggesellschaft sei hier als Mittler und
Drehscheibe für alle Partner positioniert. Mit einem neuen Konzept und vielen
Aktivitäten sei man in dieses Jahr gestartet.
So sind bereits vier Beratungsaktionen erfolgreich umgesetzt worden, berichtete
Ernst Maurer. Das zeitgleiche Thematisieren eines Indikationsbereichs in vielen
Apotheken über die verschiedenen Kommunikationsmöglichkeiten wie Schaufenster,
HV-Tisch, persönliche Beratung und die Information über Handzettel habe sich als
ein erfolgreicher Ansatz erwiesen. Bis Ende 1998 seien vier weitere
Beratungsaktionen geplant. Darüber hinaus hätten Vertreter der Industrie für 1999
bereits Interesse an dieser Form der Zusammenarbeit gezeigt.
Bausteine des Marketingkonzepts
Das Marketingkonzept beinhaltet mehrere Bausteine, die Diethard Grundl,
MGDA-Ansprechpartner für die Industrie, vorstellte. Neben den Beratungsaktionen
wird derzeit der MGDA-Report vorbereitet, ein Informationsmedium, das unter
anderem über die Marketingaktionen, die Erfahrungen von Apotheken, über die
Industriepartner und die geplanten Maßnahmen berichten soll. Die Marktliste, eine
Gesamtübersicht aller Partnerprodukte, ist dem Report beigeheftet. Showindow
heißt das neue Dekorationssystem, das unterstützt und gefördert wird. Dieses für
Apotheker unentgeltliche Angebot umfaßt einen Alu-Dekorahmen mit integrierter
Beleuchtung und einem etwa 14tägigen Dekorationsservice. Dafür stelle die
Apotheke für wenigstens ein Jahr einen Schaufensterplatz zur Verfügung. Das
Weiterbildungsprogramm MGDA-Forum soll im zweiten Halbjahr 1998 den
Apothekenleitern und das Forum PTA den Apothekenmitarbeitern angeboten
werden.
Diese Schulungs- und Fortbildungsseminare finden auf regionaler Ebene statt und
sind somit leicht erreichbar, wie Grundl ausführte. Sie bieten Fachinformationen und
-trainings zu wirtschaftlichen und indikationsbezogenen Themen an. Mit dem
Marktdatenservice, einer Kooperation zwischen der IMS, Frankfurt, und der
MGDA, kann der Apotheker seine eigene Apothekensituation mit den globalen
Kennzahlen der Produkt- und Indikationsgruppen vergleichen. Eine
Marktdatenanalyse zur eigenen Apothekenbewertung und -optimierung, ein
Geschenkservice, Reiseangebote und Produktangebote für Apotheken runden das
derzeitige Gesamtmarketingpaket der MGDA ab.
Apothekenkunden ändern ihr Gesundheitsverhalten
Professor Dr. Gerhard F. Riegl, Institut für Management im Gesundheitsdienst,
Augsburg, diskutierte mögliche Entwicklungen im Gesundheitsmarkt: Die Apotheke
als Tor zum Gesundheitskunden der Zukunft. Diese Kunden, so Riegl, werden auf
die politisch und gesetzlich vorgegebenen Bedingungen reagieren und ihr
Gesundheitsverhalten ändern.
Aus einer Verbraucherumfrage ergeben sich Argumente für den Wettbewerbsvorteil
der Apotheken. Die Befragten sahen unter anderem zu 82 Prozent einen Vorteil in
der zuverlässigen Beratung, zu 50 Prozent in der Apothekenexklusivität, zu 41
Prozent bei der Zustellung und zu 26 Prozent in dem positiven Einkaufserlebnis. Für
die Industrie war eine Bewertung von Riegl über die Werbekapazität von Interesse.
Am Beispiel von 200 Besuchern einer Apotheke pro Tag ergeben sich 4,2 Millionen
face-to-face Kontakte bundesweit und täglich. Umgesetzt auf eine Woche sind dies
bundesweit 20 Millionen Kontakte, die für Gespräche und Beratungen genutzt
werden können.
Riegl empfiehlt der Industrie, ihr Marketing für die Apotheken zu verstärken und am
HV-Tisch die Produktqualtität und Beratungskompetenz der Apotheker zu
ergänzen. Die Apotheken wurden allerdings auch von ihm aufgefordert, sich stärker
als bisher über ihre Kunden, deren Wünsche und Erwartungen, sowie deren
zukünftige Entwicklung, Gedanken zu machen.
PZ-Artikel von Rainer Schilling, Eschborn
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