Wirtschaft & Handel
Letztmalig
erstattete der langjährige Geschäftsführer der VSA
Verrechnungsstelle Süddeutscher Apotheken GmbH, Dr.
Herbert Reber, in der 16. ordentlichen Beiratssitzung am
18. Juni 1997 in Stuttgart seinen Bericht für das
Geschäftsjahr 1996. Wie von seinem Partner in der
Geschäftsführung, Dr. Andreas Lacher, mit Zahlen
untermauert, hinterläßt Reber den rund 7000 mit der VSA
abrechnenden Apotheken ein gut bestelltes Haus und ein
funktionierendes Schiff.
Denn trotz der bekannten Probleme, vorneweg der
"Störfall Siemens-Nixdorf" setzte das
Rezeptabrechnungsunternehmen über 39 Millionen DM um und
erwirtschaftete einen Jahresüberschuß. Die Abrechnung
läuft für die Apotheken im Vergleich zu früher bei
stabilen Kosten sicherer und schneller. Dennoch nannte
Reber den Beschluß gegen eine finanzielle Förderung zur
Entwicklung des dezentralen Warenwirtschaftssystems AIDA
des ARZ Hahn, mit dem die Apotheken in
Nordrhein-Westfalen, Berlin und Brandenburg ihre Rezepte
abrechnen, eine klare Fehlentscheidung. Dieses Projekt
laufe heute "glänzend und Nixdorf wäre nicht
passiert". Inzwischen ist das Manko allerdings
behoben und den Krankenkassen wurden Ende Januar 1997
alle Daten für das Jahr 1996 geliefert.
Das schwierigste Jahr in der VSA-Geschichte
Sorge bereiten der VSA, wie Lacher in seinem
Bericht ausführte, die künftigen Null-Rezepte (und
Minus-Rezepte), die nach jüngsten Schätzungen 15
Prozent der Rezepte ausmachen werden, jedoch von den
Apotheken und der VSA ohne jeden Nutzen in die Abrechnung
einbezogen werden müssen, um sie den Krankenkassen für
statistische Zwecke zu melden. Für die Zuzahlung erfolge
jedoch definitiv keine Rabattierung an die Krankenkassen.
Die Datenlieferungpflicht ansprechend, appellierte Lacher
an die Krankenkassen, in Sachen Datenchaos mit der
Schuldzuweisung endlich aufzuhören, zumal die VSA mit
einem großen Aufwand alle Rezeptdaten abgearbeitet und
hierzu vorübergehend für die doppelgleisige
Rezeptbearbeitung eine "Rucksack-Abteilung" mit
120 Mitarbeitern und hohen Folgekosten eingesetzt hat.
Tatsächlich seien die Krankenkassen bis heute nicht in
der Lage, die gelieferten Daten so zu verarbeiten, daß
sie kassenartenübergreifende Budgetdaten an die
Kassenärztlichen Vereinigungen liefern könnten.
Das Jahr 1996 sei auch ohne diese anhaltende
Diffamierungskampagne für die VSA das schwierigste in
ihrer Geschichte gewesen. Lacher nannte das zunächst
nicht funktionierende Image-Processing-System, das
vervielfachte Datenvolumen, Verunsicherung der Mitglieder
aufgrund des drohenden Einbehalts, die völlige
Neuorganisation der VSA mit Arbeitsvorbereitung und
Korrekturstellen, die Einarbeitung der Mitarbeiter in der
Rucksackabteilung und die Vielfalt der EDV-Welten.
Insgesamt steigerte die VSA in 1996 ihren Umsatz um 20
Prozent auf 37,622 Millionen DM. Haupterlösquelle war
die Abrechnung mit den Apotheken, sie stieg um 11,6
Prozent auf 26,5 Millionen DM aufgrund der höheren
Nettorezeptabrechnungssumme und dem aus wirtschaftlichen
Gründen in 1996 nicht gewährten halben Gebührensatz
für einen Monat. Abgenommen hat der Umsatz mit der
Arzneikostenstatistik um minus 69,7 Prozent auf 1,434
Millionen DM. Eine zusätzliche Einnahmequelle von 8,81
Millionen DM realisierte die VSA mit der
Rezeptdigitalisierung (3,65 Pfennig pro Rezept) und der
Arztfeldkorrektur (1,2 Pfennig je korrigiertem Zeichen),
die sie gesetzgemäß von den Krankenkassen erhielt. Die
Erlöse aus sonstigen Leistungen stiegen so um 240
Prozent auf insgesamt 9,672 Millionen DM. Hinzu kommen
weitere Erträge aus Änderungen des Bestands und
sonstigen Erträgen, die sich zu einem
gesamtbetrieblichen Ertrag von 39,489 Millionen DM
summieren. Das Rohergebnis erfuhr mit 35,591 Millionen DM
eine Steigerung von 50,4 Prozent. Es wird belastet durch
den überproportionalen Personalaufwand, hohe
Abschreibungen (Image-Processing-System), sonstige
Aufwendungen et cetera, sowie eine Rückstellung von 2,5
Millionen DM wegen möglicher Schadenersatzforderungen
seitens der Krankenkassen. Der Jahresüberschuß schmolz
so um 71,9 Prozent auf 415.923 DM, die an die
Apothekenkunden ausgeschüttet werden.
Trotz deutlicher Umsatzrückgänge in den ersten fünf
Monaten 1997 und eines erwarteten weiteren Nachgebens
aufgrund der Zuzahlungsregelung ab 1. Juli 1997 schaut
die VSA-Geschäftsführung mit Optimismus auf das
Geschäftsjahr 1997. Wie es im schriftlichen
Geschäftsbericht heißt, kann es durch eine Verbesserung
der Prozeßabläufe zu einer wesentlichen
Kostenentlastung, insbesondere bei dem Personalkosten,
kommen. Auch sollen neue Dienstleistungen wie CD-ROM,
Online-Zugriff und Rezeptprüfsoftware die Ertragskraft
stärken.
Einen Einblick hierzu gab der Dr. Herbert Reber zum 1.
Juli 1997 ablösende Peter Mattis, der zusammen mit Dr.
Andreas Lacher die VSA in neue Zeiten innerhalb der
Europäischen Gemeinschaft und mit dem Euro führen will.
Das elektronische Rezept spielt dabei eine große Rolle.
Die VSA werde neben der Rezeptabrechnung neue Funktionen
ihm Rahmen des Clearing-Centers, der Auswertung etwa für
das Budgetmanagement sowie im Kommentar- und
Korrekturmanagement und Duplikatschutz übernehmen.
Dabei, so Mattis, müsse man den Wünschen der
Mitgliedsapotheken gerecht werden - und zwar in enger
Abstimmung mit den Verbänden.
Der Verbandsrat soll es richten
Folgerichtig stand der Beschluß von
Satzungsänderungen an, die nach ausführlicher
Diskussion auch mit großer Mehrheit angenommen wurden.
Danach gibt es bei der VSA nunmehr auch einen
Verbandsrat, der eine engere Verzahnung zwischen den
unternehmenspolitischen Zielen und den berufspolitischen
Interessen der Apothekerschaft gewährleisten soll. Der
neue Verbandsrat besteht aus acht Mitgliedern. Ihm
gehören der 1. und 2. Vorsitzende der
Gesellschafterversammlung Karl-August Beck und Uwe Geiß,
sowie die 1. Vorsitzenden des Vorstandes "der für
den Abschluß von Arzneimittelabrechnungsvereinbarungen
zuständigen" Apothekerverbände Bayern,
Baden-Württemberg, Sachsen und Sachsen-Anhalt ebenso an
wie die Geschäftsführer der VSA. Der bisherige Beirat
heißt künftig Gesellschaftsbeirat. Ihm obliegen die
gleichen Pflichten wie vorher.
PZ-Artikel von Erdmuthe Arnold, Stuttgart
© 1997 GOVI-Verlag
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