Wirtschaft & Handel
Nach Festlegung der Teilnehmerstaaten der Wirtschaft- und
Währungsunion sowie Errichtung der Europäischen Zentralbank mit Sitz in
Frankfurt am Main im Mai dieses Jahres ist am 1. Januar 1999 mit der
unwiderruflichen Fixierung der Wechselkurse zum Euro zu rechnen. Diese
werden zunächst nur im Buchgeldverkehr gelten, die nationalen Währungen
werden weiterhin gesetzliches Zahlungsmittel bleiben. Spätestens ab 1.
Januar 2002 ist mit Einführung der Euro-Noten und -Münzen und
Umstellung der öffentlichen Hand sowie der privaten Haushalte zu rechnen.
Der Abschluß der Währungsunion ist zum 1. Juli 2002 geplant.
"Für Apotheker ist die Umstellung zum spätestmöglichen Zeitpunkt sinnvoll, doch
empfiehlt es sich rechtzeitig, Vorbereitungsmaßnahmen zu treffen", betonte Barbara
Koschinsky, Zweigniederlassung Darmstadt der Treuhand Hannover und Mitglied
der ABDA-Expertengruppe Euro, während des Wirtschaftsseminars des
Apothekerverbandes Mecklenburg-Vorpommem am 3. Juni in Rostock.
Die Steuerberaterin verwies auf die Zweckmäßigkeit der rechtzeitigen Erstellung
eines "Euro-Handlungsplanes" in Apotheken, der registriert, welche Bereiche des
Unternehmens betroffen sind. EDV und Kassensysteme sind auf "Eurofähigkeit"
beziehungsweise duale Möglichkeiten (doppelter Bargeldumlauf? zwei Kassen?) zu
überprüfen. Der Test auf Eurofähigkeit darf auch bei geplanten Investitionen nicht
außer acht gelassen werden.
Auch Überlegungen zur Einführung von Electronic cash und weiteren bargeldlosen
Zahlungsmöglichkeiten sind anzustellen. Apothekenspezifische Formulare,
Quittungen, Rechnungsvordrucke und Handzettel sind auf Euro einzurichten. Die
Schulung der Mitarbeiter ist erforderlich.
Der doppelten Preisauszeichnungspflicht nach EU-Empfehlung wird die
Bundesregierung nicht folgen. Verbraucherverbände zeigen sich ungehalten und
halten weiter an dieser Forderung fest, um den Ängsten des Kunden vor
schleichenden Preiserhöhungen durch Umrechnung entgegenzuwirken.
Keine Währungsreform, sondern Währungstausch
Bei der Umstellung auf Euro handelt es sich - vergleichbar mit der Umrechnung von
Celsius auf Fahrenheit - um einen wertgleichen Währungstausch und nicht um eine
Währungsreform. Der Umtausch von DM in Euro ist nicht mit einer
Vermögensvernichtung und Streichung von Staatsschulden wie 1948 verbunden,
betonte die Referentin.
Anders als für Apotheken empfiehlt es sich für Großbetriebe, die Vorteile des Euro
von Anfang an zu nutzen. Klein- und Mittelbetriebe laufen Gefahr, eventuell einer
Sogwirkung durch Zulieferanten zu unterliegen. Der Anfall von Kosten- und
Lieferantenrechnungen im Drei-Jahres-Zeitraum ist auch in Apotheken möglich. Die
Zahlung kann in Euro erfolgen, auch wenn ein Euro-Konto nicht geführt wird. Bei
der Buchführung sollte darauf geachtet werden, daß stets auf die Ursprungsrechnung
zurückgegriffen werden kann.
Der Apotheker entscheidet über die Währung, in der das Konto vom 1. Januar
1999 bis 31. Dezember 2001 geführt werden soll. Die Empfehlung lautet DM. Die
Bank rechnet auf Euro laufende Einzahlungen ebenso wie Auszahlungen gemäß
Umrechnungskurs um. Für Steuererklärungen gilt als Umstellungszeitpunkt der 1.
Januar 2002. Probleme bei Buchführung, Bilanz und Jahresabschluß werden nur bei
"Selbstbuchern" eventuell in Verbindung mit abweichenden Wirtschaftsjahren
erwartet.
Als positiv an der Umstellung auf Euro ist zu bewerten, daß zukünftig
Transaktionskosten entfallen, die Transparenz von Preisen und Kosten gewährleistet
und Planungs- und Kalkulationssicherheit gegeben ist, so Koschinsky. Der Euro
habe Chancen, dritte Leitwährung neben dem Dollar und dem Yen zu werden.
International steige die Attraktivität des europäischen Kapitalmarktes.
Zahlungsfähige Kreditnehmer werden verbesserte Finanzierungsmöglichkeiten
haben, da die Konkurrenz unter den Banken steigen wird.
Verschärtfer Wettbewerb
Die erheblichen Kosten der Umstellung, mangelnde Akzeptanz bei der Bevölkerung
sowie die Verzögerung der Umstellung im öffentlichen Sektor zählte Koschinsky zu
den Passiva von ihrer Argumentationsbilanz "Euro". Die politische Union Europas ist
nicht verwirklicht, daher wird jeder Staat weiterhin eine autonome Wirtschaftspolitik
betreiben. Die Möglichkeit der Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit durch
Währungsabwertung entfällt. Mit Kosteneinsparungen durch Lohnabsenkung geht
die Gefahr steigender Arbeitslosenzahlen einher, so Koschinsky, die als
entscheidendes Zukunftskriterium die Arbeit der Europäischen Zentralbank nannte.
Die Umstellung auf Euro bedeutet einen verschärften Wettbewerb für deutsche
Unternehmer. Ganz oben auf der Liste der erforderlichen Gegenmaßnahmen müssen
nach Meinung Koschinskys mehr Serviceleistungen und Verbesserung des
Kundendienstes stehen.
PZ-Artikel von Christiane Berg, Rostock
© 1997 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de