Wirtschaft & Handel
"...für
die Mitarbeiter ist die Zitterpartie vorüber und die
Stellung sowie Kompetenz des traditionsreichen Mannheimer
Unternehmens innerhalb der Gruppen-Hierarchie wieder
hergestellt". So leitete die PZ ihren Bericht über
das erstmals von Boehringer Mannheim selbst präsentierte
Jahresergebnis der Corange-Gruppe für das Jahr 1994 ein
(PZ 25/95, Seite 62). Für das Jahr 1995 und 1996 gab es
bislang keine Zahlen. Heute bangt die Belegschaft von
Boehringer Mannheim erneut um ihre Zukunft.
Ob diese Sorge berechtigt ist, muß sich erst noch
zeigen. Tatsächlich ist die optimistisch 1995 in
Mannheim präsentierte Zukunftsentwicklung nicht machbar
gewesen, wie der Konzernchef Curt Engelhorn dieser Tage
gegenüber der Belegschaft dargelegt hat. Seine Nachfolge
war nicht gesichert.
Keine Wirtschaftsnachricht machte vergangene Woche mehr
Schlagzeilen als die geplante Übernahme von Boehringer
Mannheim und dem US-Orthopädie-Hersteller De-Puy. Sie
bilden die Corange-Gruppe in Hamilton/Bermudas, und deren
Aktien sind von der Roche Holding zum stolzen Preis von
11 Milliarden Dollar aufgekauft worden. Kein
Sterbenswörtchen war im Vorfeld der Verhandlungen
durchgesickert. Die Genehmigung der zuständigen
Behörden steht noch aus, und Insider sagen, sie werde
auch noch auf sich warten lassen.
Roche ist gemäß eigenen Angaben am 24. Mai 1997 mit den
Eigentümern von Corange übereingekommen, alle Aktien
dieser Holdingsgesellschaft zu übernehmen, die
"vollumfänglich die Diagnostika- und
Pharmaunternehmen der weltweit tätigen
Boehringer-Mannheim Gruppe" kontrolliert und 84,2
Prozent der Aktien des Orthopädie-Herstellers De-Puy in
Delaware/USA besitzt. Roche erreiche damit das
strategische Ziel, im Geschäftsbereich der
diagnostischen Systeme und Produkte eine Spitzenstellung
einzunehmen, wie der Vorsitzende der
Roche-Konzernleitung, Fritz Gerber ausführte. Im
Pharmageschäft gewinne Roche weitere Marktanteile,
während De-Puy die Roche-Aktivitäten in einem
zukunftsträchtigen Gebiet ergänze. Laut Roche ist der
Verwaltungsratspräsident von Corange, Curt Engelhorn,
selbst überzeugt von einer langfristigen Sicherung der
Zukunft beider Unternehmen.
Durch die Zusammenführung des Diagnostika-Geschäfts von
Roche und Boehringer Mannheim entsteht ein neuer
Marktführer sowohl in den Segmenten der klinischen
Laborsysteme, molekularen Diagnostik (PCR) und Patient
Care. Zusammen beschäftigen die Unternehmen derzeit rund
13.500 Mitarbeiter in diesem Bereich, verfügen über ein
jährliches Umsatzpotential von mehr als 3,5 Milliarden
Schweizer Franken und über Forschungs- und
Entwicklungsstätten sowie größere Produktionsanlagen
in Deutschland, USA und der Schweiz.
Wie der Leiter der Division Pharma bei Roche, Dr. Franz
B. Humer, ergänzend ausführte, werden die
pharmazeutischen Präparate in den Bereichen
Herzkreislauf- und Krebserkrankungen das Roche-Portfolio
ausgezeichnet ergänzen. Vielversprechend seien auch die
Medikamente in den verschiedenen Phasen der klinischen
Entwicklung.
PZ-Artikel von Erdmuthe Arnold
© 1997 GOVI-Verlag
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