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Fusion mit Anzag auf dem Prüfstand

14.05.2001  00:00 Uhr

SANACORP

Fusion mit Anzag auf dem Prüfstand

von Thomas Bellartz, Frankfurt am Main

Die Sanacorp Pharmahandel AG, Planegg, hat das förmliche Fusionskontrollverfahren mit dem Ziel der Übernahme der Anzag AG eingeleitet. Dies kündigte der Vorstandsvorsitzende der Sanacorp, Dr. Jürgen Brink, am 15. Mai bei der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens in München an.

Als strategische Maßnahme und um die wirtschaftliche Positionierung der Sanacorp künftig angemessen sichern zu können, hat das Unternehmen eigenen Angaben zufolge nach Beendigung der "informellen Gespräche mit dem Bundeskartellamt in Bonn das förmliche Fusionskontrollverfahren eingeleitet". Ziel sei "die Konsolidierung der Anzag-Beteiligung bei gleichzeitigem Erhalt der beiden Marken". Brink: "Diese Zwei-Marken-Strategie, bei der die Unternehmen zur Apotheke hin weiterhin getrennt voneinander auftreten, ist ein Vorteil im Markt, den Sanacorp konsequent nutzen will.

Mit Argusaugen betrachtet der Vorstandsvorsitzende die fortschreitende Oligopolisierung im europäischen Pharmagroßhandel. Er betonte die Unabhängigkeit der genossenschaftlichen Großhandlungen als "wichtiges wettbewerbsbelebendes Korrektiv.

Umsatz und Ertrag gestiegen

In ihrem Rumpfgeschäftsjahr vom 1. Juli bis 31. Dezember 2000 erreichte die Sanacorp im Kerngeschäft Pharmahandel einen Umsatzanstieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum um rund 6,2 Prozent von 1913,2 Millionen DM auf 2039 Millionen DM netto. Der Jahresüberschuss des Rumpfgeschäftsjahres steigerte sich um 32 Prozent auf 16,3 Millionen DM (11,0 Millionen DM).

Das Ergebnis je Aktie für die sechs Monate des Rumpfgeschäftsjahres beträgt 2,04 DM gegenüber 1,38 DM im Vergleichszeitraum, wobei die unterschiedlichen Aktiengattungen bei der Berechnung nicht berücksichtigt wurden. Vorstand und Aufsichtsrat werden der Hauptversammlung vorschlagen, als Dividende je Stammaktie 0,78 DM und 0,88 DM je Vorzugsaktie auszuschütten. Das entspricht unter Berücksichtigung des Rumpfgeschäftsjahres bei den Vorzügen einer Dividendenerhöhung von 0,05 DM.

Insgesamt habe Pharmagroßhandel in Deutschland im letzten Kalenderjahr erneut von fehlenden strukturellen Eingriffen der Gesundheitspolitik profitiert. Und auch die Arzneimittelbudgets zeigten zum Ende des Rumpfgeschäftsjahres keine Steuerungswirkung mehr. Insofern könne man nach Ansicht von Brink von einer Rückkehr der Arzneimittelumsätze auf den normalen Wachstumspfad sprechen.

Die Zahl der Mitarbeiter der Sanacorp lag am 31. Dezember 2000 bei 3004, auf Vollzeitkräfte umgerechnet bei 2104. Das entspricht einer Erhöhung um 60 Mitarbeiter gegenüber 1999/2000.

Positives erstes Quartal

Die positive Umsatzentwicklung des Rumpfgeschäftsjahres hat sich im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres fortgesetzt. Die Sanacorp verzeichnete ein Umsatzplus von 8,05 Prozent gegenüber dem ersten Quartal des Kalenderjahres 2000. Den vorläufigen Zahlen zufolge lagen die Umsatzerlöse bei 1087 Millionen DM. Trotz des positiven Trends wird die Sanacorp in diesem Umfeld weiterhin mit einer konsequent ertragsorientierten Ausrichtung im Wettbewerb agieren.

 

Interview Zwei-Marken-Strategie als Schlüssel zum Erfolg

Im Interview äußerte sich der Sanacorp-Vorstandsvorsitzende Dr. Jürgen Brink nach der Bilanzpressekonferenz zur aktuellen Situation des Unternehmens und zu den Fusionsplänen von Sanacorp und Anzag.

PZ: Wie bewerten Sie das Rumpfgeschäftsjahr und wie entwickelt aus Ihrer Sicht das aktuelle Geschäftsjahr?

Brink: Das Rumpfgeschäftsjahr war durchaus zufriedenstellend. Vor allem, weil es ja nur die zweite Jahreshälfte umfasste, in der die Umsätze - budgetbedingt - in den letzten Jahren immer einbrachen. Das war im Rumpfgeschäftsjahr nicht der Fall, so dass wir sowohl hinsichtlich der Umsatz- als auch hinsichtlich der Ergebnisentwicklung durchaus zufrieden sein können. Das aktuelle Geschäftsjahr 2001 entwickelt sich bislang ebenfalls erfreulich. Wenn neue dirigistische Eingriffe tatsächlich völlig ausbleiben sollten, rechnen wir mit einem Umsatzwachstum für das Gesamtjahr von etwa 3 bis 5 Prozent.

PZ: Die Sanacorp ist erneut gewachsen. Nun soll die Anzag einverleibt werden. Warum setzen Sie dabei auf eine Zwei-Marken-Strategie?

Brink: Ich wehre mich entschieden gegen den Begriff "einverleibt". Denn wir wollen gemeinsam und mit Unterstützung der Anzag eine dritte, apothekerbestimmte Kraft auf dem deutschen Pharmagroßhandelsmarkt formieren. Wenn man sich die Entwicklungen auf den Märkten in Europa, aber auch in Deutschland ansieht, erscheint dieses Vorhaben drängender als je zuvor. Seit jeher haben wir dabei auf eine Zwei-Marken-Strategie abgestellt. Das heißt, die beiden Unternehmen Anzag und Sanacorp sollen als eigenständige, klar positionierte Marken für unsere Kunden auch weiterhin erhalten bleiben. Andere Überlegungen würden angesichts der existierenden Kunden- und Niederlassungsstruktur betriebswirtschaftlich überhaupt keinen Sinn machen.

PZ: Welche Synergien und positiven Effekte erwarten Sie von einer Fusion?

Brink: Wir erwarten eine Reihe von positiven Effekten aus einem Zusammenrücken von Sanacorp und Anzag. So ergeben sich Synergiepotenziale vor allem auch in vielen Bereichen, die für unsere Kunden überhaupt nicht sichtbar werden, wie etwa im Bereich Einkauf, Transport, Treasury oder auch Informationstechnologie. Entscheidender als diese Synergiepotenziale ist für mich aber angesichts der Entwicklungen im Umfeld der Apotheken, dass ein starker deutscher Pharmagroßhandel, dessen Geschäftspolitik und Positionierung von Apothekern bestimmt wird, ein wichtiges wettbewerbsbelebendes Korrektiv darstellt. Nur so gelingt es unseren Kunden, die ja auch unsere Eigentümer sind, ihre Interessen auf der vorgelagerten Handelsstufe auch in Zukunft zu vertreten.

PZ: Wachstum fördert nicht zwingend den für den Pharmagroßhandel wichtigen persönlichen Draht zum Kunden. Wie wollen Sie dieser Situation begegnen?

Brink: Auch diese Frage wird durch die Zwei-Marken-Strategie beantwortet: Für unsere Kunden werden wir durch das Zusammenrücken von Anzag und Sanacorp nicht größer. Beide Unternehmen bleiben ja, einschließlich ihrer jeweils individuellen Kundenansprache wie bisher strukturiert. Nur dann trägt der Ansatz Zwei-Marken-Strategie seinen Namen zu Recht.

(tb)

 

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