Wirtschaft & Handel
Der Jahresüberschuß der Merck-Gruppe ist im Geschäftsjahr 1997 um
rund 50 Prozent auf 750 Millionen DM angestiegen. Bereinigt um die
Sonderfaktoren - den Verkauf des Dermatikageschäfts Hermal an Boots
Healthcare und Umstrukturierungen sowie Kursverluste bei Finanzschulden
- ergibt sich eine Steigerung um 84 Millionen DM oder 19 Prozent, wie der
Vorsitzende der Geschäftsleitung, Professor Dr. Hans Joachim Langmann,
auf der Bilanzpressekonferenz am 7. April 1998 darlegte.
Der Hauptversammlung am 26. Juni 1998 in Frankfurt-Hoechst wird die
Ausschüttung einer Dividende von 25 Prozent oder 1,25 DM zuzüglich einer
Bonuszahlung von 0,25 Prozent je Aktie aus dem Verkauf von Hermal
vorgeschlagen. Hinzu kommt eine Steuergutschrift von 0,41 DM (1996:0,31 DM).
Stärker als der Umsatz, der mit insgesamt 7,974 Milliarden DM um 14,7 Prozent
zunahm, soll das Betriebsergebnis gewachsen sein. Und es hat mit 1,114 Milliarden
DM (plus 18 Prozent) erstmals die Milliardengrenze überschritten, wie Langmann
hervorhob. Im übrigen profitierte die Umsatzzunahme zu 4,8 Prozent von den
Währungsveränderungen, zu 2,3 Prozent durch Akquisitionen und zu 7,2 Prozent
aus der Zunahme des bestehenden Geschäfts.
Spitzenreiter Pharma
Aufgeteilt nach Unternehmensbereichen erwirtschaftete Pharma 57 Prozent, Labor
23 Prozent und Spezialchemie 19 Prozent des Umsatzes. Beim Betriebsergebnis
entfallen auf Pharma 79 Prozent, auf Spezialchemie 13 Prozent und auf den
Laborbereich 4,7 Prozent. Gleichzeitig veränderte sich der Umsatz nach
Wirtschaftsräumen. So ging der Umsatz in Deutschland um 0,3 Prozent zurück. Im
übrigen Europa nahm er um 11 Prozent zu, in Amerika um 25 Prozent, in Asien um
21 Prozent und in den übrigen Ländern um 53 Prozent.
Im Bereich Pharma stieg der Umsatz um 16,7 Prozent auf 4,559 Milliarden DM.
Davon entfallen auf Originalpräparate 2,221 Milliarden DM (plus 10,1 Prozent), auf
Generika 1,104 Milliarden (plus 78,1), Kontrastmittel 464 Millionen (minus 15,8),
Selbstmedikation 409 Millionen (plus 32,8) und Sonstige 361 Millionen DM (minus
11 Prozent). Unberücksichtigt blieben hier die Umsätze der Lizenznehmer in den
USA und Japan mit dem Betablocker Bisoprolol und dem Antidiabetikum
Metformin, das sich 1997 zum weltweit umsatzstärksten oralen Antidiabetikum
entwickelt haben soll und (zum Gruppenumsatz addiert) mit über 1 Milliarde DM
Umsatz zum ersten Merck-Arzneimittel avanciert ist.
Im Pharmabereich wurden gemäß Langmann aber auch die Forschungs- und
Entwicklungsaufwendungen um 19,5 Prozent auf 642 Millionen DM und der
Kapitaleinsatz insgesamt erheblich ausgeweitet.
Tamagotchi brachte Spezialchemie Gewinn
Notebooks, Mobiltelefone und der Siegeszug des Tamagotchi haben im
Geschäftsbereich Spezialchemie mit dazu beigetragen, daß der Umsatz um 16,7
Prozent auf 1,504 Milliarden DM angestiegen ist. Denn, so Langmann, "mit einem
Umsatzsprung von fast 66 Prozent hat das Geschäft mit Flüssigkristallen 1997
wieder an den Erfolg der früheren Jahre anknüpfen können. Ausschlaggebend war
der Boom bei modernen Kommunikationsmitteln". Gesichert scheint auch das
Ascorbinsäure-Geschäft am Standort Darmstadt. Das Produktionsverfahren soll in
einem Joint-Qualität belegen
enture mit BASF und Cerestar umgestellt werden.
Im deutschen Unternehmensvergleich liegt Merck vorn
Die schlechtere Bewertung der Merck-KGaA-Aktie durch die Analysten, trotz in
letzter Zeit ständig ansteigenden Kurses, nahm Langmann zum Anlaß, einen internen
Unternehmensvergleich zu präsentieren, in den Merck alle selbständigen deutschen
Unternehmensgruppen der chemischen und pharmazeutischen Industrie mit einem
Konzernumsatz von mindestens 2 Milliarden DM einbezogen hat. In Betracht kamen
zwölf Unternehmen.
Im Fünfjahresvergleich 1991 bis 1996 haben sich dabei nach den Ausführungen
Langmanns für Merck Höchstwerte ergeben. Während der Umsatz bei Merck um
47,7 Prozent zugenommen hat, lag der Mittelwert aller Gruppen bei plus 17,4
Prozent und der zweite Höchstwert bei plus 41,4 Prozent. Für den Zeitraum 1991
bis 1997 soll sich für Merck gar eine Umsatzsteigerung von plus 69,4 Prozent und
ohne die Lipha-Gruppe von plus 105 Prozent sowie allein im Pharmageschäft eine
Steigerung von 245 Prozent ergeben. Noch stärker als der Umsatz sei der EBIT
(Gewinn vor Steuern und Zinsen) gewachsen. Merck habe in allen Jahren einen
höheren Wert als die anderen Gruppen aufgewiesen. Im Fünfjahresdurchschnitt habe
das Plus bei 10,9 Prozent, der Mittelwert der zwölf Unternehmen bei 6,7 Prozent
und zweithöchste Wert bei 8,3 Prozent gelegen.
Zuversichtlich gab sich Langmann für das Geschäftsjahr 1998, nachdem bereits im
ersten Quartal ein Umsatzplus von 5 bis 6 Prozent erreicht wurde und 1997 eine
Reihe von Akquisitionen getätigt wurde; so wurden im Pharmabereich die
Durachemie, das OTC-Geschäft von Kytta-Siegried Pharma sowie die restlichen
Anteile von Merck-Generics erworben. Für die Zukunftssicherung seien insgesamt 8
Milliarden DM in den letzten vier Jahren aufgewendet worden. Wenn auch die
Aufwendungen für Forschung und Entwicklung erneut deutlich zunehmen, rechnet
Langmann für das Ergebnis im operativen Geschäft mit einer weiteren Steigerung.
"Merck hat sich in der Vergangenheit gut geschlagen", so der Vorsitzende der
Geschäftsleitung, "wir wollen und werden dies auch in der Zukunft tun."
PZ-Artikel von Erdmuthe Arnold, Darmstadt
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