Wirtschaft & Handel
Neustrukturierungen stehen bei der Fresenius AG, Bad Homburg, an.
Während 1997 mehr als doppelt so viel Geld wie 1996, nämlich 1,642
Milliarden DM, in den Ausbau der Marktposition gesteckt wurden, stehen
1998 teilweise Verkäufe von Bereichen an, in denen sich das Unternehmen
aufgrund der Wettbewerbsituation und des Kostendrucks nicht länger
behaupten will.
Auf einer Pressekonferenz am 24. März 1998 in Frankfurt, in der die vorläufigen
Ergebnisse des Geschäftsjahrs 1997 beider Gesellschaften dargelegt wurden, erfuhr
die Presse hierzu näheres. Fresenius will nun "Dienstleister rund ums Krankenhaus
werden".
Im Jahr der Integration von FMC konnte der Fresenius-Konzern den Umsatz um
105 Prozent auf 7,455 Milliarden DM steigern, wie der Vorstandsvorsitzende Dr.
Gerd Krick feststellte. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Vergütung von
genußscheinähnlichen Wertpapieren (EBIT) wuchs um 147 Prozent auf 737
Millionen DM. Die Umsatzrendite erhöhte sich von 8,2 auf 9,9 Prozent und das
Konzernergebnis nach Steuern um 60 Prozent auf 211 Millionen DM. Vorstand und
Aufsichtsrat schlagen der Hauptversammlung eine um 30 Pfennig erhöhte
Dividendenzahlung vor. Je 5-DM-Aktie kommen dann 2,10 DM je Stammaktie und
2,20 DM je Vorzugsaktie zur Auszahlung.
Global Player im Health-Care-Markt
Krick bezeichnete das Geschäftsjahr 1997 als erfolgreich für Fresenius. "Es ist uns
gelungen, unter dem Dach von FMC bereits im ersten Jahr des Bestehens zwei
Unternehmen mit unterschiedlicher, amerikanischer und deutscher Prägung und
Führungsstruktur zum größten Dialyseunternehmen der Welt zu verschmelzen."
Gleichzeitig habe sich Fresenius mit einem internationalen Umsatzanteil von 87
Prozent als Global Player im Health-Care-Markt etabliert.
Eine deutliche Veränderung ergab sich durch das verstärkte Engagement in den
USA bei den Umsatzanteilen. Asien/Pazifik/Afrika trug 6 Prozent, Deutschland 13
Prozent, das übrige Europa 21 Prozent und Nordamerika 57 Prozent zum Umsatz
bei. Um 31 Prozent auf 1,096 Milliarden DM ist der Pharmabereich gewachsen.
Ohne die Akquisitionen gab es ein internes Wachstum von 11 Prozent.
Neuausrichtung auf Hämotechnologie
Gleichfalls eine Umsatzsteigerung von 31 Prozent und zwar auf 235 Millionen DM
wurde im Bereich Intensivmedizin und Diagnostik erzielt. Wie Krick ausführte,
wurde dieser Unternehmensbereich neu ausgerichtet, um die Kernkompetenzen in
der Hämotherapie mit Immuntherapie, Transfusions- und Adsorbertechnologie
sowie in der Infusionstechnologie zu stärken. Den nunmehr umbenannten
Unternehmensbereich "Intensivmedizin & Hämotechnologie" will Fresenius in die
Gewinnzone führen. Trennen will sich Fresenius von dem Diagnostika-Bereich, da
aufgrund der starken Mitbewerber hier ein erfolgreiches Operieren nicht mehr
möglich sei.
Ausgebaut werden soll hingegen der Bereich Projekte & Service Pharmaplan mit
Dienstleistungen rund um das Krankenhaus und für die pharmazeutische Industrie.
Hier ist Fresenius bereits in Großbritannien und seit kurzem auch in Kanada
vertreten. Zuständig ist Pharmaplan für die Planung, den Bau und die weltweite
medizinische und technische Ausrüstung von Krankenhäusern.
1997 beschäftigte Fresenius 35.543 Mitarbeiter, das waren 3022 mehr als ein Jahr
zuvor. Der Anstieg ist überwiegend auf die Akquisitionen zurückzuführen. 63
Prozent der Belegschaft war in Nordamerika, 11 Prozent in Deutschland und 26
Prozent im übrigen Europa, Lateinamerika und im asiatisch-pazifischen Raum
beschäftigt.
28.000 Mitarbeiter des Konzerns beschäftigt die Fresenius Medical Care AG
(FMC), in dem das ehemalige Dialysegeschäft von Fresenius und des
amerikanischen Unternehmens National Medical Care zusammengefaßt sind. An der
Gesellschaft hält Fresenius 50,3 Prozent der Aktien, die weiteren sind weit gestreut,
wie der Vorstandsvorsitzende der Gesellschaft, Udo Werlé, ausführte.
Der Umsatz des Anbieters von medizintechnischen Produkten und medizinischer
Behandlung für Patienten mit chronischem Nierenversagen betrug 3,257 Milliarden
Dollar. Dies entspricht auf Basis eines unveränderten Dollarkurses einer
10prozentigen Steigerung gegenüber dem Proforma-Umsatz für 1996. Auf das
Kerngeschäft Dialyseprodukte und -dienstleistungen entfallen 90 Prozent oder 2,968
Milliarden Dollar (plus 14 Prozent gegenüber 1996). Das Ergebnis nach Steuern
konnte 1997 um 105 Prozent auf 90 Millionen Dollar gesteigert werden.
Werlé bewertete das Geschäftsjahr als erfolgreich besonders im Kerngeschäft.
Zugleich habe FMC durch gezielte umfangreiche Akquisitionen in den Vereinigten
Staaten, Europa und Lateinamerika die strategische Position bedeutend gestärkt.
Zuwachsraten gab es vor allem aufgrund der gestiegenen Anzahl von
Dialysebehandlungen. Allein auf FMC seien 9,1 Millionen Behandlungen entfallen,
19 Prozent mehr als im Jahr 1996. Insgesamt kommen rund 68.000 Patienten,
davon 53.400 in den USA, mit chronischem Nierenversagen in die 912
FMC-Dialysezentren.
Weniger erfolgreich war FMC im von Werlé als "Randgeschäft" bezeichneten
Bereich Homecare/Diagnostics. Hier ging der Umsatz um 22 Prozent auf 289
Millionen Dollar zurück. Werlé nannte als Gründe die reduzierten staatlichen
Vergütungssätze, den fortschreitenden Preisverfall im Bereich Managed Care und
den Verdrängungswettbewerb der Homecare-Anbieter. FMC hat sich daher
entschlossen, den Bereich Homecare/Diagnostics zu verkaufen.
PZ-Artikel von Erdmuthe Arnold, Frankfurt am Main
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