Wirtschaft & Handel
Um 13 Prozent auf 55 Milliarden DM ist der Umsatz des Bayer-Konzerns
1997 gestiegen. Damit wurde die Planung des Vorstands deutlich
übertroffen, wie der Vorstandsvorsitzende der Bayer AG, Dr. Manfred
Schneider, am 17. März 1998 in der Bilanzpressekonferenz betonte. Als
noch erfreulicher bezeichnete Schneider das operative Ergebnis, das um 20
Prozent auf 5,4 Prozent des Umsatzes gesteigert werden konnte. Die
operative Umsatzrendite - ein bei der Rekonstruierung des Konzerns
wichtiger Unternehmenswert - erreichte 10 Prozent.
Niemals zuvor, so der Vorstandsvorsitzende, sei der Konzern in einem Jahr so stark
expandiert. Glück habe dabei auch ein Rolle gespielt. Denn allein aufgrund der
günstigen Währungsverhältnisse und des starken Auslandsgeschäfts ist der Umsatz
um 3,9 Milliarden DM oder 8 Prozent angewachsen und dies obwohl der Vorstand
1997 viel für die Verbesserung der Unternehmensstrukturen aufgewendet habe.
Bei der Bayer AG landeten 1.458 Millionen DM Gewinn nach Steuern, von denen
1.388 Millionen DM, das sind 13 Prozent mehr als im Vorjahr, an die Aktionäre
ausgeschüttet werden sollen. Je 5-DM-Aktie gibt es eine um 20 Pfennig auf 1,90
DM erhöhte Dividende. Damit werden 47 Prozent des Gewinns ausgeschüttet.
Auslandsgeschäft deutlich gesteigert
In entscheidendem Maße komme die Wachstumsdynamik 1997 von den
ausländischen Märkten, so Schneider. Dies erkläre ausreichend, weshalb die
Aktionäre der AG nicht stärker an dem Gewinn beteiligt werden. Allein in den USA
betrug der Umsatzzuwachs 2,6 Milliarden DM oder 23 Prozent.
Zufrieden ist Bayer mit den operativen Ergebnissen der europäischen Gesellschaften.
Er beklagte zugleich die gegenläufige Entwicklung in der Bayer AG. Zwar sei der
Umsatz trotz der Ausgliederung der deutschen Vertriebsgesellschaften Bayer Vital
und Bayer Industrieprodukte um 3 Prozent auf 18,7 Milliarden DM gestiegen, das
operative Ergebnis sei jedoch um 15 Prozent auf 1,2 Milliarden DM
zurückgegangen. Ausschlaggebend hierfür sei in erster Linie der starke Preisdruck
gewesen. Dies verlange eine konsequente Fortsetzung der Strukturbereinigung und
der Effizienzsteigerung in Deutschland. Dennoch, aufgrund der höheren
Beteiligungserträge stieg der Gewinn vor Ertragssteuern in der AG um 281 Millionen
DM auf 2,4 Milliarden DM.
Kerngeschäft: Life Sciences
Die höchsten Zuwachsraten erzielte der Bayer-Konzern im Bereich Life-Science.
Sowohl Gesundheit mit 13.635 Millionen DM als auch Landwirtschaft mit 5.697
Millionen DM haben 15 Prozent mehr umgesetzt als 1996. Davon entfielen auf
Pharma 8.395 Millionen DM (plus 17 Prozent), Consumer Care 3.068 Millionen
DM (plus 13 Prozent), Diagnostika 1.864 Millionen DM (plus 14 Prozent),
Pflanzenschutz 3.926 Millionen DM (plus 11 Prozent) und Tiergesundheit 1.642
(plus 26 Prozent).
Besonders erfolgreich waren im Geschäftsbereich Pharma die Antiinfektiva, die ihren
Umsatz um 20 Prozent auf 2,5 Milliarden steigern konnten. Um 47 Prozent wuchsen
Plasmaprodukte. Viel versprechen sich die Bayer Leute im Geschäftsjahr 1998 von
der Markteinführung des Cholesterinsenkers Lipobay beziehungsweise Baycol, dem
sie ein Umsatzpotential von mehr als 1,5 Milliarden DM zutrauen. Im Herbst
rechnen sie auch mit der Zulassung des Alzheimer-Präparats Metrifonat in den USA
und in Europa. Renner im Consumer-Care Geschäftsbereich ist und bleibt wohl das
hundertjährige Aspirin, mit dem 1 Milliarde DM 1997 umgesetzt wurde.
Für 1998 rechnet der Vorstand mit einer Wachstumsrate von 4 Prozent.
Planungsziel sei ein Umsatz von 57 Milliarden DM und eine Gewinnverbesserung
vor Ertragsteuern um 200 Millionen DM. Voraussetzung hierfür seien allerdings, so
Schneider einschränkend, die derzeitigen Rahmenbedingungen, wie der starke
Dollarkurs, die Rohstoffpreise und das gesamtwirtschaftliche Wachstum. Jedenfalls
sollen die ersten zwei Monate der Unternehmensplanung entsprechen.
PZ-Artikel von Erdmuthe Arnold, Leverkusen
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