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Naturheilmittel hoch im Kurs

24.02.1997  00:00 Uhr

- Wirtschaft & Handel

  Govi-Verlag

Naturheilmittel hoch im Kurs

  Der Anteil der Verwender von Naturheilmitteln ist von 52 Prozent 1970 auf 65 Prozent 1997 stark angestiegen. Begünstigt wurde die Verbreitung von Naturheilmitteln durch den anhaltenden Trend zur Selbstmedikation, wobei besonders Frauen (74 Prozent) und Personen mit höherer Bildung (72 Prozent) zu Naturheilmitteln greifen. Das ergab die Studie "Naturheilmittel 1997", die das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Bundesfachverbandes der Arzneimittel-Hersteller (BAH) durchgeführt hat und die jetzt in Bonn vorgestellt wurde.

Für Professor Dr. Elisabeth Noelle-Neumann, Leiterin des Instituts für Demoskopie Allensbach, ist die Verwendung von Naturheilmitteln zu einer Massenbewegung geworden, weil nicht nur größere Teile der Bevölkerung zur sanften Medizin greifen, sondern weil sich auch der Anteil der "Verwender innerhalb des letzten Vierteljahres" zwischen 1970 und 1997 von 14 auf jetzt 28 Prozent verdoppelt hat.

Nord-Süd-Gefälle

Das Verhalten der Bevölkerung der neuen und alten Bundesländer unterscheidet sich hier nicht. Allerdings besteht ein Nord-Süd-Gefälle in Deutschland: Während sich in Norddeutschland inklusive West-Berlin nur 57 Prozent der Befragten der Naturheilmittel bedienen, sind es im Gebiet Rhein-Main/Südwest 72 Prozent und in Bayern 68 Prozent.

Bemerkenswert stellte Noelle-Neumann die Einschätzung der Gefahr von Nebenwirkungen bei chemischen Arzneimitteln und Naturheilmitteln dar. Auf einer Skala von 0 (ganz gering) bis 10 (sehr groß) schätzt die Bevölkerung die Gefahr von Nebenwirkungen bei chemischen Arzneimitteln im Durchschnitt auf 6,7 bei Naturheilmitteln dagegen nur auf 2,3.

In den vergangenen Jahren nahmen immer mehr Menschen auch Naturheilmittel vorbeugend ein, um die Anfälligkeit für eine Krankheit zu verringern. Von allen Erwachsenen, die Medikamente zur Vorbeugung einnehmen, verwenden jetzt 39 Prozent ausschließlich und weitere 45 Prozent unter anderem Naturheilmittel, so die Studie.

Insgesamt 95 Prozent der Naturheilmittelverwender berichten, ihnen hätten Naturheilmittel immer oder manchmal geholfen. Daß ihnen Naturheilmittel "gar nicht" geholfen haben, meinen nur 3 Prozent. Vor allem Personen, die ihren Gesundheitszustand als dauerhaft schlecht beschreiben, haben nach eigenem Eindruck Naturheilmittel in vergleichsweise hohem Anteil (60 Prozent) "nicht immer geholfen". Geholfen haben Naturheilmittel vor allem bei Erkältung (66 Prozent), Grippe (38 Prozent) und bei Verdauungsbeschwerden, Kopfschmerzen oder Schlaflosigkeit (jeweils 25 Prozent).

Je mehr zur Dämpfung der Kosten die Therapiefreiheit des Arztes und dessen Verschreibungsverhalten beeinflußt wird, desto stärker fordern große Teile der Bevölkerung, es weiterhin dem Arzt zu überlassen, ob er ein bestimmtes Arzneimittel auf Kosten der Krankenkasse verschreiben will oder nicht. Bereits 1984 stimmten 67 Prozent der Bevölkerung dieser Ansicht zu, jetzt sogar 72 Prozent in den alten Bundesländern und 73 Prozent in Gesamtdeutschland. Die meisten Naturheilmittelverwender sind bereit, sich durch Zuzahlungen beim Kauf von Medikamenten zu beteiligen, aber nur bis etwa 10 DM.

BAH: Hoher Stellenwert bewiesen

"Aus Sicht des BAH beweist die Studie den hohen Stellenwert der Naturheilmittel in der Bevölkerung. Gleichzeitig zeigt sie ein deutliches Ansteigen der Akzeptanz der besonderen Therapierichtungen, zu denen auch die pflanzlichen Arzneimittel gehören", erklärte Dr. Dieter Zeh, Vorsitzender des BAH-Ausschusses Phytopharmaka. Der Blick auf den europäischen Binnenmarkt für Naturheilmittel ("Der Weg ist mit Hindernissen gepflastert") erfüllt Zeh allerdings wegen des komplizierten Regelungswerkes mit Sorge. Der BAH setzte sich daher für ein einheitliches europäisches Regelwerk ein, das das Anerkennungsverfahren zur Wirksamkeit von Naturheilmitteln erleichtern soll. Für den bundesdeutschen Markt bekräftigte Dr. Bernd Eberwein, BAH-Geschäftsführer Wissenschaft, daß eine Herausnahme der Naturheilmittel aus der Erstattungsfähigkeit aus Gründen der Therapiefreiheit abzulehnen sei. Außerdem gelte nach wie vor die Forderung des BAH, daß jede Form von Ausgrenzung und Listenmedizin therapeutisch bedenklich und ordnungspolitisch falsch sei

PZ-Artikel von Gisela Stieve, Bonn
   

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