Wirtschaft & Handel
Asta Medica wuchs vor allem im
Ausland
Mit 32
Gesellschaften und Beteiligungen in 28 Ländern hat Asta
Medica im Geschäftsjahr 1995/96 (Stichtag 30. September)
61 Prozent des Konzernumsatzes außerhalb Deutschlands
erzielt. Während der Umsatz im Inland rückläufig war
(minus 2,2 Prozent), stieg er weltweit um 2,7 Prozent auf
1,44 Milliarden DM. Der Ausbau konzentrierte sich
insbesondere auf Osteuropa, Asien und die USA.
In der Bilanzpressekonferenz am 14. Januar 1997
präsentierte der Vorstandsvorsitzende Dr. Rolf Kramer
das dank dem Auslandsgeschäft gute Ergebnis der
Degussa-Tochter. Er beklagte zugleich massiv die
unkalkulierbaren Rahmenbedingungen für die Beteiligten
im deutschen Gesundheitswesen: "Für die forschende
Pharmaindustrie und damit auch für Asta Medica bedeutet
jeder Gesetzentwurf und jede KBV-Empfehlung an ihre
Vertragsärzte ein Verschieben des pharmapolitischen
Rahmens, in dem sie ihre Position definieren und
verteidigen muß."
Die Bereitschaft, einige 100 Millionen DM in die
Entwicklung eines neuen Wirkstoffes zu investieren,
knüpfe sich an die Erwartung, dieses Geld durch den
Verkauf des Präparates einschließlich einer
angemessenen Rendite zurückzuverdienen. Dies werde durch
Positivlisten, Festbeträge und andere Einschränkungen
der ärztlichen Verschreibungspraxis immer ungewisser.
Kramer hält es für verantwortungslos, medizinische
Leistung auf diese Art undifferenziert zu beschränken.
Der Forderung nach möglichst wirtschaftlicher
Herstellung der Arzneimittel ist Asta Medica laut Kramer
durch strenges Kostenmanagement und eine Neuordnung sowie
Konzentration auf die Produktstandorte in Europa
begegnet. Dennoch lag das Schwergewicht der Investitionen
in Deutschland: So wurde die Fertigung am Standort
Künsebeck in Halle/Westfalen ausgebaut, die
Wirkstoffproduktion beim Arzneimittelwerk Dresden
modernisiert und erweitert sowie in Laborkapazitäten am
Standort Radebeul bei Dresden investiert.
14,2 Prozent des Konzernumsatzes oder 195,9 Millionen DM
hat Asta Medica für Forschung und Entwicklung
aufgewendet. Das sind 6,7 Prozent mehr als im Vorjahr.
Derzeit befinden sich vier Arzneimittel in der Zulassung,
fünf Arzneimittel in Phase drei der klinischen
Forschung, fünf in Phase zwei, drei in Phase eins und
zehn in der präklinischen Forschung.
AWD behauptete Position in den neuen Bundesländern
Dem Arzneimittelwerk Dresden (AWD) fällt eine
nennenswerte Plazierung im westdeutschen Markt schwerer
als erwartet. Laut Kramer blieb daher der inländische
Arzneimittelumsatz der Tochter mit 189,3 Millionen DM um
3,3 Prozent hinter dem Vorjahreswert. Doch konnte das AWD
seine führende Position als Arzneimittelanbieter in den
neuen Bundesländern behaupten. Insgesamt erlöste es
305,5 Millionen DM, das waren 3,4 Prozent mehr als im
Vorjahr. Die "fast ausschließlich direkt
finanzierten Exporte nach Rußland, dem wichtigsten
Auslandsmarkt, konnten um 30 Prozent ausgeweitet werden.
Folge des Minusgeschäfts im Inland wird ein nochmaliger
Abbau von 130 Arbeitsplätzen beim AWD sein, das am 30.
September des vergangenen Jahres 1616 Mitarbeiter
beschäftigte. Überhaupt soll der 60prozentige Anteil
der beschäftigten Mitarbeiter in Deutschland zugunsten
des Auslands auf 50 Prozent verringert werden.
Geschäfte in Osteuropa werden gebündelt
Vorangetrieben hat Asta Medica die Gründung
weiterer Gesellschaften in der Ukraine und dem Baltikum.
Im laufenden Geschäftsjahr sollen Repräsentanzen in
Kroatien und Slowenien sowie in verschiedenen GUS-Staaten
eröffnet werden. In einer zentralen
Vertriebsorganisation in Dresden werden seit Oktober 1996
die Geschäfte von Asta Medica, AWD und der Germed
Handelsgesellschaft gebündelt, um den Marktauftritt
effizienter und konzernweit einheitlich zu gestalten. Im
Geschäftsjahr 1995/96 setzte der Konzern in Zentral- und
Osteuropa 100 Millionen DM um.
Für Dr. Rolf Kramer war es übrigens die letzte
Bilanzpressekonferenz. Die Altersgrenze für die
Vorstandsmitglieder ist bei Asta Medica auf Vollendung
des 63. Lebensjahres festgelegt. Kramer scheidet im März
1997 aus. Sein Nachfolger ist der derzeitige
Geschäftsführer der Zeneca GmbH, Bernd Aundrup, der ab
1. Februar Mitglied des Asta-Medica-Vorstands sein wird.
PZ-Artikel von Erdmuthe Arnold, Frankfurt
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