Wirtschaft & Handel
Nur benötigte, nicht verfallene
Präparate spenden
Die
Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat eine europaweite
Kampagne gestartet, um die Richtlinie für
Arzneimittelspenden umzusetzen. In Deutschland
koordiniert die Arzneimittelhilfe des Deutschen Instituts
für Ärztliche Mission (DIFÄM) in Tübingen diese
"Aktion gegen Arzneispendenmüll" in
Zusammenarbeit mit Misereor und Brot für die Welt.
Die in englischer Sprache verfaßte
WHO-Richtlinie wurde im Mai 1996 von acht großen
humanitären Dachorganisationen unterzeichnet. Grundlage
sind die erste WHO-Liste unentbehrlicher Arzneimittel
(1977) und die Richtlinie für Arzneimittelspenden von
1988. Die neue Richtlinie liegt seit November 1996 nun
auch in deutsch als Aktionsbroschüre "Leitlinien
für Arzneimittelspenden" vor. Sie kann bei Brot
für die Welt (Karlsruher Straße 11, 70771
Leinfelden-Echterdingen), bei Misereor, Abteilung
Gesundheit, Mozartstraße 9, 52064 Aachen, oder beim
DIFÄM, Postfach 1307, 72003 Tübingen, kostenlos
bestellt werden.
Die bundesweite Aktion soll ein Jahr laufen. Gruppen,
Organisationen und Firmen sind dazu aufgefordert, die
Leitlinien für Arzneimittelspenden zu diskutieren. Dazu
liefert DIFÄM auf Wunsch weiterführendes
Informationsmaterial und bietet gegebenenfalls Vorträge
und Seminare an. Die Broschüre enthält übrigens auch
eine Absichtserklärung, die - so der Wunsch der
Veranstalter - vielfältig ausgefüllt und unterschrieben
nach Tübingen zurückgeschickt wird.
Thematisiert werden in den "WHO-Leitlinien für
Arzneimittelspenden" bedarfsgerechte Arzneimittel,
nationale Arzneimittellisten, gleichbleibende
Zusammensetzung, Qualitätsnachweis, Entsorgung,
Haltbarkeit, der internationale (generische) Name,
Großpackungen, Packlisten, Benachrichtigung des
Empfängers, realistische Wertangabe und Transportkosten.
Die Kernsätze werden im einzelnen durch Beispiele,
Erläuterungen und Hinweise auf den Anhang ergänzt.
Zweifelhafte Spendenaktionen in der Vergangenheit waren
der Grund für die Kampagne. Wie die
DIFÄM-Arzneimittelhilfe dazu schreibt, klagen die
Empfängerländer über Entsorgungsprobleme aufgrund
unbrauchbarer, teilweise gefährlicher Arzneispenden. So
mußten in manchen afrikanischen Hospitälern
Spendenpakete verbrannt oder vergraben werden, um zu
verhindern, daß sie auf dem Schwarzmarkt verkauft
werden. Vor einiger Zeit berichteten Printmedien über
340 Tonnen unbrauchbare, da verfallene gespendete
Medikamente, die in Mostar lagerten. Nur 5 Prozent aus
dem Müllhaufen waren noch brauchbar und mußten in
mühsamer Sortierarbeit herausgefiltert werden. Von
solchen Negativbeispielen ist übrigens auch in der
Aktionsbroschüre die Rede.
So auch im Pharmabrief vom 10. Dezember 1996 der BUKO
Pharma-Kampagne, die schon seit vielen Jahren vor
unüberlegten Medikamentensammlungen warnt, da dies mehr
Probleme schafft als löst. Der Trend verantwortlichen
Spendens geht eindeutig hin zur Unterstützung von
Gesundheitsprojekten, die sich an den lokalen
Bedürfnissen orientieren. Dies auch, um dem Mißbrauch
von Arzneimitteln vorzubeugen: In den armen Ländern
weiß man um den Wert der Arzneimittel und der
Einfallsreichtum ist groß, wie man in den Besitz der
Packungen kommen kann, um sie anderweitig zu verkaufen.
PZ-Artikel von Erdmuthe Arnold, Eschborn
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