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Apotheke und Standesführung

Wo geht die Reise hin?

Neue pharmazeutische Dienstleistungen (pDL), mehr Verantwortung und bessere Honorierung: Hier sehen innovative Apotheken ihre Zukunftschancen. Wird die Politik mitziehen? Große Hoffnungen richten sich auf die neue ABDA-Führung.
Brigitte M. Gensthaler
19.02.2025  15:00 Uhr

»Ich trete ein für die innovativen, eigenverantwortlich und inhabergeführten Apotheken«, betonte Holger Gnekow, Präsident der Apothekerkammer Hamburg, bei einer Diskussionsrunde beim Kooperationsgipfel des Bundesverbands Deutscher Apothekenkooperationen (BVDAK) in München, die von Gudrun Kreutner-Reisinger moderiert wurde.

Seit Jahrzehnten hätten die Apotheker dafür gekämpft, dass sie pharmazeutische Dienstleistungen (pDL) erbringen und abrechnen dürfen, sagte Gnekow. »Jetzt müssen sie erbracht und der Honorartopf geleert werden.« Er lasse die Bedenken nicht gelten; vielmehr sei die Umsetzung eine Frage des Engagements und des Selbstverständnisses. Die pDL in der Offizin und der Heimversorgung umzusetzen, schaffe einen Zusatznutzen – für die Patienten und den Berufsstand. Denn die Abgabe von Packungen sei kein Alleinstellungsmerkmal gegenüber den Arzneimittelversendern.

Auch Holger Seyfarth, Vorsitzender des Hessischen Apothekerverbands (HAV), setzt auf leistungsfähige Apotheken, die weitere pDL anbieten, Telepharmazie und -medizin einbinden und sich in Prävention, Früherkennung und Therapiebegleitung einbringen. »Wir müssen die jetzige Struktur der Apotheken nutzen und gewinnbringend für die Gesundheitsökonomie und die Volkswirtschaft einsetzen.« Es werde nie mehr 21.000 Apotheken in Deutschland geben und langfristig auch keine Einzelkämpfer mehr.

Nicht jede Apotheke, aber das Potenzial erhalten

Das Verständnis der Standesorganisationen habe sich gewandelt; man habe nicht mehr den Anspruch, »alle mitzunehmen«, sagte der HAV-Chef. Nicht jede Apotheke, die schließt, sei ein Verlust, aber man müsse das Potenzial erhalten. Daher fordert er von der Politik »eine Reform, kein Reförmchen«. Er sehe gute Chancen, nach der Bundestagswahl nicht nur ein Sofortprogramm für die Apotheker, sondern längerfristig eine Aufgabenausweitung zu erreichen. »Wir haben das Netz, die Ressourcen und das Personal.«

Das unterstrich Björn Schittenhelm vom Nachwuchsnetzwerk »AByou«: »Viel mehr Dienstleistungen, mehr Verantwortung und den Menschen helfen: Das wollen die jungen Kollegen.« Sie wollten »Pharmacy first«. Bei AByou gehe es nicht um »alt gegen jung«, sondern eher um »willig gegen unwillig«. Das Monopol auf die Arzneimittelversorgung sei nur zu halten, wenn die Apotheken einen Mehrwert erbringen und Qualität abliefern, konstatierte Schittenhelm, der auch im Vorstand der LAK Baden-Württemberg ist.

Große Erwartungen an die ABDA-Spitze

Große Aufgaben also für die neue ABDA-Führung, in die große Erwartungen gesetzt werden, die aber auch viel Zuspruch bei der Diskussionsrunde fand. Seyfarth sagte ausdrücklich seine Unterstützung zu. Für Schittenhelm war der Generationswechsel schon beim letzten Deutschen Apothekertag sichtbar. »Wir wollen die Jungen motivieren, Demokratie zu leben«, sagte er unter Applaus. Die junge Generation habe »richtig Bock auf Standespolitik«.

Kritischer äußerte sich Daniela Hänel, Vorsitzende der Freien Apothekerschaft, die sich als basisdemokratisch orientierte, quasi außerparlamentarische Opposition versteht. Ihr Verband habe die bisherige Standesführung mit ihren Aktionen angetrieben. Nun hoffe sie, dass die Basis unter der neuen Führung mehr Gehör finde. Auch sie ist überzeugt, dass die Apotheker nur für Leistungen, die das Solidarsystem entlasten und Einsparungen generieren, mehr Geld bekommen werden. »Wir müssen mehr wahrgenommen und unsere pharmazeutische Kompetenz muss bis aufs Letzte ausgeschöpft werden«, forderte Hänel.

Meike Appelrath von der Geschäftsleitung der Kooperation Migasa erwartet von der Standesvertretung, dass es ihr gelinge, die Apothekerschaft wieder hinter sich zu vereinen. »Wenn mit vielen Stimmen mit der Politik gesprochen wird, ist das aus Lobbysicht das Dümmste, was man machen kann.« Es sei die größte Aufgabe der ABDA, sich mit anderen Verbänden und Organisationen abzustimmen und gemeinsam auf die Politik zuzugehen.

Muss sich die Standesvertretung reformieren?

Schittenhelm hält eine Strukturänderung für nötig und führte als positives Beispiel die Fusion von drei Verbänden zum Mitteldeutschen Apothekerverband (MAV) an . Auch ohne Fusion könnten kleinere Verbände gemeinsam Aufgaben lösen. »Man braucht zukünftig keine 17 Kammern und 17 Verbände mehr«, ist er überzeugt.

Seyfarth erinnerte daran, dass sich Einzelorganisationen in der Apothekerschaft gebildet hätten, »auch weil die ABDA die Zeichen nicht früh genug erkannt hat«. Er sehe diese Vielfalt eher als Bereicherung. Für Gnekow ist entscheidend: »Es wird intern immer eine Differenzierung geben, aber als Apotheker müssen wir nach außen einmütig auftreten.«

Schittenhelm resümierte: »Unsere Challenge ist, noch mehr junge Kollegen und mehr Frauen in die Standespolitik zu bringen. Wir sind quasi zum Erfolg verdammt!«

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