Wissenschaft im Wettlauf mit der Sand-Mafia |
Jennifer Evans |
28.05.2024 07:00 Uhr |
Gelbes Gold: Wer reichen werden will, der kauft Sand. / © Adobe Stock/Artworld AI
Sand gibt es am Meer leider nicht mehr wie Sand am Meer. Bis zu 50 Milliarden Tonnen verschwinden jährlich von den Küsten der Welt. Damit hat sich der Verbrauch in den vergangenen zwei Jahrzehnten verdreifacht – Tendenz steigend.
Die Sandkörner von den Stränden eignen sich nämlich im Gegensatz zu Wüstensand besser für die Industrie, weil sie rauer und mineralstoffhaltiger sind. Weil immer mehr Menschen in die Städte ziehen, wird der Rohstoff für Beton, Ziegelsteine, Glas sowie den Straßenbau benötigt. Außerdem ist er auch in Lacken, Computerchips, Solaranlagen sowie Kosmetika zu finden.
Wo der Bedarf das Angebot überschreitet, entsteht oft Kriminalität. In Indien beispielsweise sind Menschen, die mit dem gelben Gold handelten, bereits getötet worden. Die Sand-Mafia ist aber auch auf dem internationalen Parkett unterwegs. Chinesische Unternehmen etwa hatten schon vor einigen Jahren illegal Sand in afrikanischen Ländern abgebaggert. Sand-Dealer zu sein ist zu einem lukrativen Geschäft geworden.
Die Wissenschaft arbeitet längst an Lösungen für das Problem und sucht nach Alternativen für die Baubranche. Derzeit ist Erzsand im Gespräch, dessen eckige Körner und chemischen Eigenschaften viel Ähnlichkeit mit dem Küstensand haben. Und als Abfallprodukt des Eisenabbaus bleibt er aktuell vielerorts ungenutzt.
Klauen die Sanddiebe allerdings in diesem Maßstab munter weiter, wird es eng für unser Ökosystem und die Höhe des Grundwasserspiegels. Zudem warnen Experten davor, dass auf die ausgeräuberten Strandgebiete mehr Überschwemmungen und Dürren zukommen.