Wirkstoff statt Operation? |
Sven Siebenand |
31.07.2023 11:00 Uhr |
Ein Aneurysma im Kopf kann das Risiko für eine lebensgefährliche Hirnblutung deutlich erhöhen. / Foto: Adobe Stock/ freshidea
Ein Aneurysma im Kopf kann das Risiko für eine lebensgefährliche Hirnblutung deutlich erhöhen. Die Gefäßaussackungen können operativ verschlossen werden, allerdings sind auch diese Eingriffe nicht ohne Risiko, insbesondere wenn sich das Aneurysma an einer empfindlichen Stelle befindet. Ein Team um Dr. Yasuyuki Shima vom Riken Center for Brain Research in Japan berichtet in »Science Translational Medicine« von ersten erfolgversprechenden Versuchen einer medikamentösen Behandlung von intrakraniellen Aneurysmen.
Der Reihe nach: Im ersten Schritt sequenzierte das Riken-Team die gesamten Exome, also alle proteinkodierenden DNA-Stücke, in Zellen, die 65 aneurysmatische Arterien und 24 normale Arterien bildeten. Dabei fand es heraus, dass sechs aktive Gene bei intrakraniellen Aneurysmen häufig vorkamen und in nicht aneurysmatischen Arterien nie auftraten. Weitere Testes zeigten, dass Mutationen in allen sechs Genen denselben biologischen Signalweg auslösten, den sogenannten NF-κB-Signalweg.
Eines der sechs Gene ist das Gen PDGFRB. In einem Tierversuch führten die Forschenden mithilfe eines Adenovirus mutiertes PDGFRB in die Basilararterie von Mäusen ein und erzeugten damit ein intrakranielles Aneurysma. Nach einem Monat hatte sich der Durchmesser der Arterie verdoppelt. Wie in Zellversuchen zuvor konnte die Wirkung des mutierten Gens blockiert werden, wenn den Tieren der bei Krebs seit Jahren zugelassene Kinasehemmer Sunitinib verabreicht wurde. Die Rationale dahinter: Sunitinib ist ein bekannter Hemmer der PDGF-Rezeptoren α und β.
Nun sind weitere Untersuchungen erforderlich, um zu prüfen, ob eine Behandlung eines Aneurysmas im Kopf mit Sunitinib auch beim Menschen wirksam ist.