Wird die Weltbevölkerung schrumpfen? |
Für Deutschland teilte das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung erst am Mittwoch mit, dass die Geburtenrate innerhalb der vergangenen beiden Jahre deutlich zurückgegangen sei, von 1,57 Kindern pro Frau im Jahr 2021 auf rund 1,36 im Herbst 2023. Damit sei das so bezeichnete Fertilitätsniveau so niedrig wie seit 2009 nicht mehr. Der Rückgang könnte laut Bundesinstitut an den derzeitigen weltweiten Krisen liegen.
Für 13 Länder prognostiziert der »Lancet«-Bericht eine Geburtenrate im Jahr 2100 von unter 1, darunter Südkorea, Taiwan sowie Bosnien und Herzegowina. Für Regierungen in Staaten, die künftig niedrige Geburtenraten haben, stellen sich laut Demografie-Expertin Hinz Fragen wie:
»Die Politik muss bei ihrer Planung für die Zukunft die demografische Entwicklung stärker in den Blick nehmen.«
Grundsätzlich sieht Hinz die sinkenden Geburtenraten rund um den Globus aber positiv. Ein solcher Rückgang sei in der Regel ein Hinweis auf eine höhere Lebenserwartung und mehr Bildung für Frauen. In anderen Worten: »Verbesserungen bei den Lebensbedingungen gehen mit sinkenden Kinderzahlen einher.«
Vor allem in Ländern südlich der Sahara werde es aber weiterhin vergleichsweise hohe Geburtenraten geben, heißt es in dem »Lancet«-Bericht. In diesen Staaten – viele davon politisch und wirtschaftlich instabil, hitzebelastet und mit maroden Gesundheitssystemen – dürfte die Bevölkerung im Laufe des 21. Jahrhunderts weiter wachsen.
So geht das Forschungsteam davon aus, dass in etwa 75 Jahren mehr als die Hälfte aller weltweit geborenen Babys in Subsahara-Afrika zur Welt kommen. »Das verdeutlicht, dass in diesen Ländern der Zugang zu modernen Verhütungsmitteln und die Bildung der Frauen dringend verbessert werden muss«, schreibt das Team in einer Mitteilung.
Als Grundlage ihrer Prognosen verwendeten die Forschenden Daten des Berichts »Global Burden of Disease« von 2021. Für ihre Schätzungen erstellten sie Vorhersagen unter anderem zur Sterblichkeit, Geburtenraten, Bildungsniveau, Mangel an Verhütungsmöglichkeiten, Kindersterblichkeit und Verstädterung.
Die Deutsche Expertin Hinz geht davon aus, dass der allgemeine Trend bei den Geburtenraten weitergeht. Zwar könnten künftige Krisen wie Kriege und klimabedingte Katastrophen die Entwicklung zeitweilig bremsen. »Aber der große Tanker Weltbevölkerung ist nur schwer aus dem Fahrwasser zu bringen.«