»Wir müssen der Politik bessere Vorschläge machen« |
Daniela Hüttemann |
13.06.2024 11:30 Uhr |
Mit Forderungen ist die Apothekerschaft bei der Politik bislang nicht weit gekommen. Hamburgs Kammerpräsident Holger Gnekow will den Mehrwert der Apotheken noch stärker sichtbar und auch neue Angebote machen. / Foto: PZ/Daniela Hüttemann
Nun geht es weiter mit der Apothekenreform. Dabei habe man im Stillen verhofft, das ungeliebte Eckpunktepapier des Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach werde versacken, so Hamburgs Kammerpräsident Holger Gnekow. Im am Mittwoch bekannt gewordenen Referentenentwurf kommt es nun noch schlimmer für die inhabergeführte Apotheken vor Ort. Auf einige Punkte ging Gnekow bei der Delegiertenversammlung der Apothekerkammer Hamburg spontan ein.
Die Filialapotheke ohne Apotheker steht immer noch im Entwurf, zusätzlich sollen nun sogar noch abgespecktere Zweigapotheken im Verbund möglich sein. Damit werde die Markteintrittsbarriere abgesenkt, kommentierte Gnekow und fürchtet, Unternehmen wie Drogeriemärkte könnten sich hier in Stellung bringen, sollten die Hürden noch weiter erniedrigt werden.
Die Argumentation gegen »Light-Apotheken« ohne Betäubungsmittelabgabe, Rezeptur, Impfungen und bestimmte pharmazeutischen Dienstleistungen habe die Politik bislang offensichtlich nicht beeindruckt, kommentierte Gnekow. Man müsse nun sehen, wie der Gesetzentwurf durch den parlamentarischen Prozess geht.
Und da seien nun alle gefragt. Alle Apotheken sollten sich nun an ihre Bundestagsabgeordneten, Landes- und Bezirkspolitiker wenden und deutlich machen, wie wichtig die Apotheke vor Ort für die Bevölkerung ist. Das sei unglaublich wichtig, denn viele Politikerinnen und Politiker, gerade die jüngeren, wüssten mangels persönlicher Erfahrung nicht, was in den Apotheken jeden Tag ablaufe, erläuterte Vizepräsidentin Dorothee Dartsch. »Wir müssen sie in die Apotheken holen und zeigen, was hier alles geleistet wird, dass Arzneimittelversorgung mehr ist, als eine Packung Ibuprofen über den HV zu reichen, und was ihnen verloren geht, wenn sie das Apothekensystem weiter zerschießen.«
»Sie müssen im 1:1-Dialog, beim Blick hinter die Kulissen, Bewusstsein erzeugen, weshalb wir unentbehrlich sind«, ergänzte Kammergeschäftsführerin Ena Meyer-Bürck. Zudem gebe es Argumentationshilfen der ABDA. Dabei sei es unwesentlich, ob es Gesundheits-, Wirtschafts-, Verkehrs- oder Familienpolitikerinnen und -politiker sind, denn sie seien mitunter mitberatend bei Fragen des Gesundheitsausschusses tätig.
Und darüber hinaus: »Wir müssen Vorschläge machen, wie wir uns die Apotheke der Zukunft vorstellen, unsere Themen setzen und weiterentwickeln«, so die Delegierte Petra Kolle. »Genau das ist der Punkt«, sagte Gnekow, der so schon zu seinem Amtsantritt im Januar argumentiert hatte. Auch Gesundheitssenatorin Melanie Schlotzhauer (SPD) wolle nicht nur hören, man wolle mehr Geld, sondern auch Ideen, wo es herkommen soll und wie die Apotheken mithelfen können, die Gesundheitsversorgung weiterzuentwickeln.
»Wir können nicht immer nur sagen, warum etwas nicht geht, sondern müssen Gegenvorschläge machen«, so der Kammerpräsident, auch im Hinblick auf die ebenfalls anstehende Reform der Notfallversorgung. Hier wünscht er sich die Möglichkeit regionaler Lösungen, über die sich auch die Hamburger Apotheker Gedanken machen wollen.
Auf Landesebene habe der Kammervorstand in den vergangenen Wochen viele Gespräche mit Politikerinnen und Politikern geführt, darunter auch mit Gesundheitssenatorin Schlotzhauer und Staatsrat Holger Schatz von der Behörde für Justiz und Verbraucherschutz (ebenfalls SPD) sowie mehreren Hamburger Bundestags- und Bürgerschaftsabgeordneten verschiedener Parteien. Verständnis für die Probleme der Apotheken seien größtenteils da, sogar bei der SPD, sagte Gnekow. Doch fühle man sich entweder nicht zuständig oder komme an den Bundesgesundheitsminister nicht heran, so sei der Tenor.