»Wir brauchen langfristige statt kurzfristige Lösungen« |
Laura Rudolph |
09.05.2023 09:00 Uhr |
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek sprach beim Bayerischer Apothekertag unter anderem über Lieferengpässe von Arzneimitteln. / Foto: Sabrina Spies/BAV
Seit Monaten andauernde Lieferengpässe von Arzneimitteln, zunehmende bürokratische Hürden für die Apotheken und Angst vor Retaxationen durch die gesetzlichen Krankenkassen – es sind keine einfachen Zeiten für die Apothekerinnen und Apotheker, konstatierte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek in seiner Rede bei der Eröffnung des Bayrischen Apothekertags in Erlangen. Er setze sich für eine langfristige Stabilisierung der Arzneimittelversorgung ein, betonte er.
Zunächst dankte Holetschek den Apothekerinnen und Apothekern für ihren unermüdlichen Einsatz während der Pandemie: »Sie haben Masken aufgetrieben, Desinfektionsmittel hergestellt, getestet oder geimpft. Mit Ihrer Hilfe war es möglich, Menschenleben zu retten.« Ebenso lobte er die Anstrengungen der Apotheker, von Lieferengpässen betroffene Arzneimittel aufzutreiben oder diese als Rezeptur selbst herzustellen. Der Kraftakt der Vor-Ort-Apotheken, diese Versorgunglücken zu kompensieren, könne jedoch keine Dauerlösung sein, so Holetschek. Stattdessen brauche es dringend eine echte Stabilisierung der Arzneimittelversorgung.
Der kürzlich vorgelegte Entwurf der Bundesregierung für ein Gesetz zur Bekämpfung von Lieferengpässen bei patentfreien Arzneimitteln und zur Verbesserung der Versorgung mit Kinderarzneimitteln (ALBVVG) sei »im Großen und Ganzen ein guter Aufschlag«. Insbesondere im Hinblick auf die Lieferengpass-Situation seien jedoch mehr Pragmatismus und weniger bürokratische Hürden für die Apotheken gefragt, so der bayrische Gesundheitsminister. Unter anderem kritisierte er das Finanzstabilisierungsgesetz und Retaxierungen und appellierte an die Krankenkassen: »Apotheken sollten Dinge tun können, die sie tun müssen. Es kann nicht sein, dass Vor-Ort-Apotheken Angst haben müssen, in Regress genommen zu werden, wenn sie versuchen zu helfen.«
Auf dem Bayerischen Pharmagipfel am 19. April in Berlin habe man Maßnahmen vorgestellt, die auf langfristige Sicht für Abhilfe sorgen sollen, so Holetschek. »Wir setzen uns für nachhaltige Gesundheitspolitik in der Pharmabranche ein. Um eine verlässliche Versorgung mit Arzneimitteln sicherzustellen, brauchen wir mehr Produktion in Deutschland und Europa.« Dafür müsse der Produktionsstandort wieder attraktiver werden. Zudem müssten Lieferketten dringend stabilisiert und die Produktion diversifiziert werden, um Produktionsausfälle besser kompensieren zu können. Das Staatsministerium für Gesundheit und Pflege habe Ende 2022 in Bayern die Task-Force Arzneimittelversorgung ins Leben gerufen, so Holetschek, die unter anderem Möglichkeiten identifiziert, wie Versorgungsengpässen entgegengetreten werden kann.