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Für Haut und Atemwege

Winterzeit ist Badezeit

Ein Bad in der Wanne ist mehr als Körperreinigung, es ist quasi Pflege und Therapie in einem. Es kann helfen, die Seele baumeln zu lassen, die Haut winterfest und die Atemwege frei zu machen. Die gewählten Badezusätze bestimmen die Wirkung.
Elke Wolf
12.11.2019  08:00 Uhr

Unter den Badepräparaten haben medizinische Ölbäder einen Sonderstatus. Sie werden meist zu therapeutischen Zwecken bei Hauterkrankungen eingesetzt, die mit fettarmer, trockener, schuppiger oder rissiger Haut einhergehen, also Neurodermitis, Schuppenflechte oder Altershaut. Das qualifiziert sie auch für einen Einsatz bei Winter-strapazierter trockener Haut.

Schaumbäder – unter den Badezusätzen zwar die Favoriten – sind für die trockene Haut weniger geeignet. Denn es sind gerade die Schaum-bildenden Substanzen, die die Haut quellen lassen und ihr vermehrt natürliche Schutzstoffe entziehen. Apotheker sollten deshalb Schaumbäder, wenn überhaupt, nur bei unempfindlicher oder fettender Haut empfehlen. Auch bei Kindern, deren Haut noch wenig widerstandsfähig ist, sollte auf besonders milde waschaktive Substanzen Wert gelegt werden. Sogenannte Cremeschaum- oder Cremeölbäder enthalten zusätzlich rückfettende Substanzen, um den austrocknenden Effekt der Schaumbäder klein zu halten. Je größer der Anteil an pflegenden Zusätzen, desto geringer ist die Reinigungskraft.

Ölbäder werden von der Haut dagegen leicht aufgenommen und ersetzen besonders gut die fehlenden Lipide der Horn-Fett-Barriere, da die enthaltenen Öle eine ähnliche Struktur wie die körpereigenen Fette haben. Gleichzeitig bremsen medizinische Ölbäder den Feuchtigkeitsverlust der Hornschicht. Die Hydratation sorgt für ein angenehm entspannendes Gefühl, juckende Haut beruhigt sich. Die Ölbäder eignen sich auch zum Duschen. Das Bad in der Wanne ist nur zur Pflege gedacht, nicht zur Reinigung. Deshalb: Zuerst unter die Dusche und dann in die Wanne. Dort sollte eine Temperatur von 35 °C nicht überschritten werden. Zu warmes Wasser löst Lipide aus der Haut und zerstört den Fettfilm, würde als kontraproduktiv wirken.

Galenik im Wasser

Die Technologen unterscheiden zwischen spreitenden Badezusätzen ohne oder mit sehr wenigen Tensiden (zum Beispiel Excipial® Mandelölbad) und emulgierenden Zusätzen mit Tensiden. Letztere enthalten beispielsweise Soja- oder Erdnussöl (zum Beispiel Balneum-Hermal, Ölbad Cordes), Paraffinum liquidum (zum Beispiel Linola-Fett Ölbad) oder Mandelöl (zum Beispiel Dermasence Pflegebad). Spreitende Zusätze bilden auf der Wasseroberfläche einen dünnen Film, der sich beim Verlassen der Wanne wie ein Nylonstrumpf über die Haut zieht. Sie hydratisieren die Haut nachhaltig und wirken rückfettend; damit haben sie den größten Pflegeeffekt.

Bei nichtspreitenden Ölbädern wird das Öl im Wasser durch den Emulgator dispergiert, vermischt sich also mit dem Badewasser zu einer Emulsion. Der Ölfilm zieht während des Badens auf die Haut auf. Das fettet zwar die Haut etwas weniger stark, reinigt aber durch den Tensidzusatz besser. Je nach Menge des Emulgatoranteils haben sie ein milchig-trübes (hoher Emulgatorgehalt) oder ein klares Aussehen (sehr hoher Emulgatorgehalt). Klarlösliche Badeölkonzentrate werden als »Ölschaumbäder« angeboten. Typische Emulgatoren für Ölbäder sind ethoxylierte oder propoxylierte Fettalkohole, Rizinolsäure- und Alkoholethersulfate sowie Phosphatidylcholin. Letzteres begünstigt das Aufziehen des Fettfilms auf die Haut.

Durch den auf der Haut zurückbleibenden Fettfilm kann die Kleidung verschmutzt werden, und das in stärkerem Ausmaß bei spreitenden Ölbädern als bei emulgatorhaltigen. Die fettigen Rückstände des Bades sind auch relativ schwer von der Wannenoberfläche zu entfernen. Neuere Ölbadkonzentrate aus Phosphatidylcholin und Ölen bilden keine übliche Öl-in-Wasser-Emulsion, sondern eine Mischung aus Liposomen und Nanopartikeln, wenn sie im Wasser verwirbelt werden. Sie setzen sich dadurch nicht am Wannenrand ab.

Prinzipiell ist bei Ölbädern an die Rutschgefahr zu denken, und zwar nicht nur in der Wanne, sondern auch bei nassen, ölbedeckten Füßen auf den Badezimmerfließen. Ältere Personen oder solche mit körperlicher Beeinträchtigung sollten deshalb Ölbäder oder -duschen nur unter Aufsicht anwenden.

Erkältung wegbaden?

Ein Wannenbad hat in der kalten Jahreszeit noch eine zweite Indikation: Bei einem aufkeimenden grippalen Infekt gehört ein Bad zu den klassischen Hausmitteln. Die befreiende Wirkung auf die Atemwege vermitteln ätherische Öle, die pur oder in Form spezieller Badezusätze ins Badewasser gegeben werden.

Weil Erkältungsbäder eben keine hoch dosierten, gut geprüften Arzneimittel sind, verwundert das schlechte Untersuchungsergebnis in der aktuellen November-Ausgabe von »Ökotest« nur auf den ersten Blick. Dabei haben die Verbraucherschützer 20 Erkältungsbäder, darunter auch Apothekenprodukte, genauer unter die Lupe genommen und maximal die Note »befriedigend« vergeben. Sechs der Wannenzusätze bekamen gar die schlechteste Bewertung »ungenügend«.

Ökotest hauptsächlicher Kritikpunkt an den Arzneibädern: Ihre Zulassung als Arzneimittel basiert auf dem Erfahrungsschatz aus der Volksmedizin, nicht jedoch auf einer evidenzbasierten Phytotherapie. Ob neben der durchblutungsfördernden und entspannend wirkenden Wärme auch die enthaltenen ätherischen Öle Erkältungsbeschwerden lindern, sei keinesfalls geklärt. Diese spärlichen Wirksamkeitsnachweise für die unterstützende Erkältungsbehandlung lägen für sämtliche Arzneibäder nur »teilweise« vor – was bestenfalls die Note »befriedigend« einbringen kann.

Bei den ätherischen Ölen hat Ökotest vor allem den Inhaltsstoff Campher im Blick. Es besäße nur eine geringe therapeutische Breite, bei »möglicherweise gravierenden Nebenwirkungen«. So bedachten die Verbraucherschützer Arzneibäder mit Campher prinzipiell mit Punktabzug. PTA und Apotheker wissen jedoch, dass Menthol oder Campher nichts für Säuglinge und Kinder unter drei Jahren sind. Es drohen reflektorischer Glottiskrampf, Bronchospasmen und Asthma-ähnliche Zustände bis hin zum Atemstillstand. Außerdem bemängelt Ökotest die fehlende Deklaration potenziell allergisierend wirkender Duftstoffe.

Dabei zeigen pharmakokinetische Untersuchungen sowohl am Tier als auch am Menschen, dass die meist in ätherischen Ölen enthaltenen lipophilen Monoterpene eine hohe Affinität zu Geweben aufweisen. Sie dringen deshalb sehr leicht durch die Zellmembranen und erscheinen schnell im Blut. Cineol und Campher beispielsweise sind schon zehn Minuten nach Inhalation im Blut nachzuweisen. Nach rund 20 Minuten sind sie maximal angeflutet. Nach 40 bis 80 Minuten sinkt die Konzentration rasch ab, nach rund drei Stunden ist das Blut Terpen-frei, sei es, weil die Stoffe abgebaut, ausgeatmet oder renal ausgeschieden wurden. Im Vollbad werden Terpene zusätzlich zum inhalativen Weg transdermal aufgenommen. Nach einem 30-minütigen Bad sind Terpene noch nach mehr als fünf Stunden in der Ausatemluft nachweisbar.

 

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