Wieder mehr orale Antibiotika als vor der Pandemie |
Daniela Hüttemann |
02.04.2024 07:00 Uhr |
Mit Abstand am häufigsten verordnet werden Penicilline, wenn eine orale Antibiose erforderlich ist. / Foto: Getty Images/Israel Sebastian
Während im Vorpandemiejahr 2019 noch 402 Packungen peroraler, systemisch wirksamer Antibiotika pro 1000 GKV-Versicherte abgegeben wurden, ging der Verbrauch in den ersten zwei Pandemiejahren stark zurück (2020: 298; 2021: 271). 2022 stiegen die Abgabezahlen wieder an (345 Packungen pro 1000 Versicherte) und erreichten im letzten Jahr dann mit 413 einen höheren Wert als vor der Pandemie, meldet das Deutsche Arzneiprüfungsinstitut (DAPI) in seiner Zahl des Monats.
Am häufigsten abgegeben wurden Penicilline. Lag hier der Wert 2019 noch bei 124 Packungen pro 1000 Versicherte, waren es nach drei Jahren niedriger Werte zuletzt 151 Packungen pro 1000 Versicherte im Jahr 2023. Auf Platz zwei und wieder auf gleichem Niveau wie im Vorpandemiejahr liegen die Cephalosporine (2023: 80). Die im Vergleich zu anderen europäischen Ländern immer noch hohen Verordnungszahlen dieser Antibiotikaklasse in Deutschland seien bezüglich des leitliniengerechten Einsatzes jedoch zu hinterfragen, so das DAPI, da durch ihren Einsatz einerseits Resistenzbildung bei gramnegativen Erregern gefördert und andererseits das Risiko für Clostridioides-difficile-Infektionen erhöht werde. Ebenfalls 80 Packungen pro 1000 Versicherte beträgt die Abgabe von Makroliden und Lincosamiden, die 2019 noch bei 73 lagen.
Bei den Tetrazyklinen sowie der Gruppe der Sulfonamide und Trimethoprim gab es jeweils einen leichten dauerhaften Rückgang um 26 Packungen pro 1000 Versicherte im Jahr 2019 auf zuletzt 22 Packungen. Einen erfreulichen Rückgang verzeichnen die Fluorchinolone, deren Einsatzgebiete aufgrund der Nebenwirkungen mehr und mehr eingeschränkt wurden (2019: 37; 2020: 28; 2021: 24; 2022: 26; 2023: 26). Hier sieht das DAPI einen anhaltenden Trend, der bereits in den Jahren vor der Corona-Pandemie zu beobachten war. Die Anzahl der restlichen oralen Antibiotika (unter anderem Fosfomycin, Nitrofurantoin und Nitroxolin) ist leicht gesunken; von 35 auf 32.