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Autofahren im Alter

Wie sicher bin ich unterwegs?

Was beeinflusst die Fahrtüchtigkeit mit zunehmendem Alter? Was kann man dagegen tun? Und wann ist es Zeit, das Auto stehen zu lassen? Ein Verkehrspsychologe und eine Pharmazeutin sagen, wie es nun weitergehen kann.
dpa
07.05.2024  11:08 Uhr

Autofahren bedeutet für viele Menschen weit mehr, als nur von A nach B zu gelangen. Es ist die Freiheit, die Freundin in der Nachbarstadt spontan auf einen Kaffee zu besuchen, Besorgungen und Arzttermine ohne Hilfe zu erledigen. Vielen fällt es schwer einzugestehen, dass es sich mit zunehmendem Alter immer schlechter fährt.

Dass der Führerschein – und vor allem der Gedanke an den Abschied von ihm – mit vielen Emotionen behaftet ist, weiß auch Dr. Thomas Wagner, Verkehrspsychologe bei der Dekra. «Die Belastung, die durch den Verlust des Führerscheins ausgelöst wird, ist ähnlich wie die bei dem Verlust eines nahen Angehörigen oder eines Arbeitsplatzes.» Nicht selten verschlechtert sich sogar der Gesundheitszustand, es können sich Symptome einer Depression entwickeln.

Doch wie sicher sind Ältere auf den Straßen eigentlich unterwegs? Ältere sind aus verschiedenen Gründen nicht per se ein Risiko für den Straßenverkehr. «Ältere Fahrer haben eine deutlich niedrigere Risikobereitschaft als jüngere Fahrer», sagt Wagner. Auch Drogen und Alkohol am Steuer sind bei ihnen seltener ein Problem.

Und: «Ältere haben über die Jahre viel Fahrerfahrung gesammelt», sagt Dr. Theresa Bödefeld. Sie beschäftigt sich als Pharmazeutin am Institut für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Essen auch mit dem Autofahren im Alter. Die vielen Stunden am Steuer können die Schwächen zum Teil auffangen.

Viele Ältere finden zudem kreative Lösungen, wenn ihre Fahrsicherheit nachlässt. «Das hören wir durchaus öfter, dass zum Beispiel die Ehefrau auf dem Beifahrersitz quasi ein weiteres Auge oder ein weiteres Ohr ist», sagt Thomas Wagner. Was er ebenfalls beobachtet: Vielen Älteren ist es ein Anliegen, gut auf sich selbst aufzupassen. «Das ist auch am Steuer eine positive Ressource.»

Warum lässt die Fahrsicherheit im Alter oft nach?

«Mit dem Alter steigt die Zahl der Menschen, die aufgrund von Erkrankungen Einschränkungen haben, was sich auf ihre Sicherheit am Steuer auswirkt», sagt Theresa Bödefeld. Auch normale Alterungsprozesse können das Autofahren beeinflussen.

«Unser Nervenzellen-Kostüm wird im Alter schlechter. Informationen werden nicht mehr so schnell übertragen», sagt Verkehrspsychologe Wagner. In der Folge braucht auch die Reaktion auf den Straßenverkehr länger. Dieser Abbau setzt Wagner zufolge ab dem 70. Lebensjahr ein. «Wir haben festgestellt, dass ab dem 75. Lebensjahr der Anteil selbst verschuldeter Unfälle signifikant ansteigt.»

Ein großes Thema beim Autofahren im Alter: Medikamente und ihre möglichen Nebenwirkungen. «Leber und Niere funktionieren im Alter schlechter. Das heißt: Arzneistoffe werden schlechter abgebaut oder verstoffwechselt. Daher kann es zu Nebenwirkungen kommen, die es bei Jüngeren nicht gibt», sagt Bödefeld. Hinzu kommt, dass Ältere nicht selten fünf, vielleicht sogar zehn unterschiedliche Medikamente am Tag einnehmen.

Sehr viele Arzneimittel können grundsätzlich die Fahrsicherheit beeinträchtigen, zum Beispiel schlaffördernde Mittel, Schmerzmittel und Blutdrucksenker. «Da kann es passieren, dass sie den Blutdruck stärker als beabsichtigt senken. Es kann also zu Schwindel kommen und zu Veränderungen im Reaktionsvermögen», erklärt Bödefeld.

Nicht eigenmächtig die Medikation verändern

«Auch frei verkäufliche Mittel können die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen», erinnert Bödefeld. Zum Beispiel Erkältungsmittel, die gleich gegen mehrere Beschwerden wirken sollen. In solchen Präparaten können Diphenhydramin oder Dextromethorphan enthalten sein - beides Wirkstoffe, die das Reaktionsvermögen vermindern und Müdigkeit, Schwindel, Benommenheit und Konzentrationsstörungen auslösen können.

Auch Augensalben können unsicherer am Steuer machen. «Das liegt an der Konsistenz einer solchen Salbe, die sich erst einmal auf das Auge legt. Dann sieht man womöglich verschwommen, ganz unabhängig vom Wirkstoff», ergänzt Bödefeld.

Wer ein Medikament als Ursache für Unsicherheiten im Verkehr im Verdacht hat, der sollte es nicht auf eigene Faust herunterdosieren oder gar absetzen. Der bessere Weg ist das Gespräch mit der Ärztin oder dem Apotheker. Vielleicht gibt es einen alternativen Wirkstoff, vielleicht lässt sich die Dosis anpassen – und somit etwas mehr Sicherheit am Steuer zurückholen.

Ehrlich gegenüber sich selbst sein

Die Pharmazeutin rät, das eigene Fahrverhalten regelmäßig zu reflektieren. Vielleicht gab es Situationen, in denen es fast gekracht hätte, weil man sich etwas benommen gefühlt und dementsprechend mit Verzögerung reagiert hat? «Es gibt oft Strecken, die man regelmäßig fährt – und da kann man sich fragen: Fahre ich die immer noch genauso sicher wie früher? Oder werden sie für mich immer schwieriger und anstrengender?» Vielleicht fährt man an Kreuzungen langsamer heran und es hupt sogar von hinten immer wieder jemand, ergänzt Wagner typische Situationen.

Es brauche eine ehrliche und realistische Auseinandersetzung mit den eigenen Fähigkeiten und ihrem Nachlassen. Und die fällt vielen schwer, wie Wagner berichtet – eben, weil am Führerschein so viel Unabhängigkeit hängt. Es müsse aber nicht bedeuten, dass man das Autofahren und den Führerschein direkt komplett aufgeben muss.

Der ADAC, TÜV oder Dekra bieten Fitness- oder Mobilitätschecks für ältere Menschen am Steuer an. Die Anbieter weisen darauf hin, dass die Empfehlungen und Ergebnisse dieser Checks nicht verpflichtend sind und streng vertraulich bleiben, also nicht an Behörden oder andere Menschen gemeldet werden.

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