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Diskussion in Hamburg

Wie positionieren wir uns gegen »Dro(h)märkte«?

Nur durch hohe Qualität und »High-End-Beratung« haben die Apotheken eine Chance, glauben die Delegierten der Apothekerkammer Hamburg. Kontrovers diskutiert wurde, ob sich das über eine verschärfte Fortbildungspflicht erreichen lässt. Thema war auch, was Apotheken zur Lösung von Lieferengpässen und Hochpreiser-Problematik beitragen können.
Daniela Hüttemann
13.03.2025  14:00 Uhr

Die ABDA feilt derzeit am Konzept »Apotheke der Zukunft«, mit dem sich die öffentlichen Apotheken gegenüber der Politik positionieren und Angebote machen wollen. Es soll am 9. April verabschiedet werden. Über den aktuellen Stand informierte Kammerpräsident Holger Gnekow die Delegierten der Apothekerkammer Hamburg am gestrigen Mittwoch. Mit einer deutlichen Ausweitung der apothekerlichen Kompetenzen und Zuständigkeiten könnten die Apotheken nicht nur das Gesundheitssystem entlasten, sondern sich auch gegenüber der Konkurrenz wie Versandhandel und Drogeriemärkten besser behaupten. In letzteren sieht Gnekow die größere Gefahr, sagte er mit Verweis auf den PZ-Podcast. Mitte Februar hatte PZ-Chefredakteur Alexander Müller mit dm-Chef Christoph Werner über dessen Pläne im Arzneimittelbereich gesprochen. Im Herbst will dm seinen OTC-Versand aus Tschechien starten

Gnekow vermutet, dass die »Dro(h)märkte« bereits Pläne in der Schublade für »Apotheken-Ecken« in ihren Filialen haben. Er glaubt: »Wir haben nur eine Chance: die Apotheke vor Ort qualitativ aufpeppen.« Dem stimmte die Kammerversammlung zu. Gnekow fragte, wie die Delegierten zu einer verschärften Fortbildungspflicht stehen, wie sie die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft (DPhG) und die Stiftung für Arzneimittelsicherheit in einem aktuellen Statement fordern, sowie zu QMS, Pseudo-Customer-Besuchen und Ringversuchen.

Viele Delegierte glaubten nicht, dass es an Wissen in den Apotheken mangelt. Die Frage sei, wie man dies für die Bürgerinnen und Bürger sichtbar und erlebbar mache. Dies sei viel entscheidender als der Fortbildungsnachweis. Bei jedem einzelnen Patienten müsse man eine Beratung zumindest anbieten, auch bei Chronikern, denn gerade diese gelte es, an die Apotheke zu binden, meinte beispielsweise Melanie Tilgner. Ein »Sie kennen das Medikament?« reiche nicht. 

Milana Behrend gab zu bedenken, dass ein gültiges Fortbildungszertifikat in Zukunft auch die Voraussetzung für Kompetenzerweiterungen der Apotheker sein könnte, gerade wenn es in ärztliche Bereiche geht. Sie wünsche sich hier mehr interdisziplinäre Fortbildung. Auch zur Effektivität der Pseudo-Customer-Besuche gab es geteilte Meinungen. Hier wandte Gnekow jedoch ein: »Wenn wir das nicht machen, macht es Stiftung Warentest.« Die Kammer will sich weitere Gedanken zur Verbesserung der Qualität machen.

Offene Warenlager und spezifischer Umgang mit Hochpreisern

Zudem sprach der Kammerpräsident erneut die Lieferengpass- und Hochpreiser-Problematik sowie die Notfallversorgung an. Diese könnten die Apotheken zwar nicht allein lösen, aber zeigen, dass sie sich kümmern und Teil der Lösung sind. Dazu müsse man Bürgern, Politik und Krankenkassen Angebote machen. Gnekow warb erneut dafür, dass alle Apotheken ihre Warenlager offenlegen, um den Bürgern Verfügbarkeitsabfragen zu ermöglichen. Schon jetzt zeigten viele Apotheken ihre Bestände über Apps wie Mauve, Effizin und Apozin. Es ließe sich aber auch alles über die ApoGuide-App der Gedisa zentral darstellen. Technisch sei dies kein Problem. Es gebe bereits einen Antrag auf Bundesebene, sich damit zu beschäftigen.

Bei den Hochpreisern könnten die Apotheken stärker dafür sorgen, dass sie richtig angewendet und nichts verschwendet wird, zum Beispiel im Rahmen einer neuen pharmazeutischen Dienstleistung New Medication Management. Hochpreiser sollte es nur noch auf E-Rezept geben, mit Vorabgenehmigung der Krankenkasse für Retaxsicherheit und schnelle Erstattung. Auch für Privatrezepte brauche es hier dringend eine bessere Lösung. Da es sich bei den Hochpreisern oft auch um stärker erklärungsbedürfte Mittel handelt, könnte die Abgabe nur durch Apotheker erfolgen, verbunden mit dem Nachweis eines aktuellen Fortbildungszertifikats.

Den Arzt in die Apotheke zuschalten

Zudem würden die Hamburger Apotheken gern in ihren Räumen assistierte Telemedizin außerhalb der Praxisöffnungszeiten anbieten. Gespräche mit den Hausärzten sowie Kinder- und Jugendärzten verliefen gut, während die kassenärztliche Vereinigung noch Bedenken habe. Zudem könnten die Apotheken im Notdienst zu einer besseren Lenkung der Patienten durch Triage nach den Standards der Ärztekammer beitragen. Denn auch in der Notfallversorgung gelte es für die Apotheken, einen Gegenvorschlag zu machen zu Abgabestellen in den Notpraxen oder gar dispensierenden Arztpraxen, die den apothekerlichen Notdienst konterkarieren würden. Stattdessen können man auch hier die Kompetenzen der Apotheken neu definieren und ausweiten. »Wir werden nicht alles lösen können, aber solche Maßnahmen zeigen, dass wir die Problematik ernst nehmen und uns kümmern«, so Gnekow.

Die ersten Erfahrungen mit dem neuen Notdienstsystem der Kammer, das seit dem 1. Januar im Einsatz ist, seien größtenteils gut. Die Zahl der Dienste insgesamt konnte deutlich reduziert werden. Vor allem die äußeren Bezirke wurden entlastet, ohne dass die Patienten weitere Wege hätten. Für Irritationen bei den Apothekenteams sorgte die nun unregelmäßigere Verteilung mit teils nah beieinander und dann wieder lange auseinander liegenden Diensten.

In Hamburg arbeiten Apotheken an der EPA mit

Vizepräsidentin Dr. Dorothee Dartsch gab zudem einen kurzen Einblick in die Testphase der elektronischen Patientenakte (EPA) in der TI-Modellregion Hamburg (TIMO). Noch sei es beispielsweise nicht möglich, automatische Checks auf Interaktionen und Doppelverordnungen auch auf Belieferungen durch andere Apotheken als die eigene durchzuführen, hatten die teilnehmenden Apotheken angemerkt. Zudem sei ungünstig, dass neue Verordnungen im Medikationsplan immer automatisch oben stünden und der Plan damit für den Patienten jedes Mal anders aussehen würde. Hieran werde dank des Feedbacks der Apotheken gearbeitet. Dort laufe es im Großen und Ganzen gut. Mit dem Softwaresystem der Ärzte gebe es viel größere Probleme. Diskutiert werde noch, auf welche Daten die Apotheken in Zukunft zugreifen dürfen, um die Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) zu erhöhen.

Weitere Themen der Kammerversammlung waren die aktuellen Kampagnen der ABDA wie WhatsApo sowie die eigene Öffentlichkeitsarbeit. Am 10. September soll die zweite allgemeine Mitgliederversammlung stattfinden, zu der alle Apothekerinnen und Apotheker eingeladen sind. Der neue ABDA-Präsident Thomas Preis hat seine Teilnahme zugesagt und es wird einen Vortrag zur Apothekerversorgung geben.

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