Wie man psychischen Erkrankungen vorbeugen kann |
Wenn die Langeweile einsetzt, beginnt die Entspannung. Dabei sollte man tatsächlich öfter mal wirklich nichts tun. / © Getty Images/Oliver Rossi
Auf den ersten Blick ist es vielleicht nur eine Phase: Dass man sich schon von Kleinigkeiten überfordert fühlt, man sich an nichts mehr erfreuen kann. Dass man Freunde und Hobbys vernachlässigt und nachts ständig das Gedankenkarussell kreist. Doch all dies sind Warnzeichen – und ein deutlicher Hinweis, dass man die Reißleine ziehen sollte.
»Ängste, Depressionen, Suchtkrankheiten oder totale Erschöpfung: Millionen von Menschen leiden unter psychischen Belastungen«, sagt der Psychologe und Buchautor Rolf Schmiel (»Toxic Jobs«). Ähnlich wie bei physischen Krankheiten kann man aber auch hier selbst vorbeugen und das Risiko verringern.
Ein Risiko sei etwa der sogenannte Mental Overload: Wenn dauerhaft im Kopf und in der Seele zu viel los ist und dies so belastend wird, dass man sich krank fühlt. Es lässt sich jedoch eine Menge verhindern, meint der Experte.
Wobei der erste Trick der schwerste und einfachste zugleich sei: »Lerne wieder richtig Pause zu machen!«, rät Schmiel. So wie die Italiener es als »dolce far niente«, süßes Nichtstun, beschreiben. Wobei mit »nichts« eben auch wirklich »nichts« gemeint ist: Nämlich vor allem »das Befeuern des Nervensystems« durch Reize von außen auszusetzen. Dabei gilt die alte Therapieweisheit: Wenn die Langeweile einsetzt, beginnt die Entspannung. Und Langeweile müssen wir oft auch erst einmal aushalten können.
Also vor allem: Das Smartphone weglegen, rät Schmiel, und keine Reize von außen suchen. Ganz wichtig: Diese Zeit nicht mit Grübeln verbringen, sondern stattdessen versuchen, »runterzukommen«. Das ist ein Prozess, bei dem es hilft, das Gehirn ganz leicht zu beschäftigen. Das geht etwa, indem man sich auf eine Parkbank setzt und sich in einer Art Achtsamkeitsübung darauf konzentriert: Wie sieht der Baum aus, wie sind die Blätter und die Rinde beschaffen.
Der Vorteil: »Wenn wir uns mit leichten kognitiven Aufgaben beschäftigten, hat unser Bewusstsein nicht die Chance, uns mit Selbstvorwürfen, Kritik und nicht erledigten Aufgaben anzufachen.« Denn so wie ein Muskel, der permanent unter Anspannung steht und dann irgendwann mit einem Krampf oder einem Riss reagiert, verhält sich auch unser Kopf: Er macht dicht.
Häufig sind psychische Erkrankungen daher eine Form von Selbstschutz. »Damit wir nicht völlig durchdrehen, werden wir antriebsgehemmt, traurig, sind nicht mehr belastbar«, sagt Schmiel. Sozusagen als ein bewusstes Stoppen von Prozessen, bevor es irgendwann komplett kippt.