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Medikationsanalyse einführen

Wie machen es andere Länder?

Aller Anfang ist schwer – das gilt auch für die Implementierung von Medikationsanalysen in öffentlichen Apotheken. Welche Erfahrungen Praxen, Apotheken und Krankenkassen verschiedener Länder dabei bislang gemacht haben, haben deutsche und schottische Pharmazeutinnen in einem Review ermittelt.
Daniela Hüttemann
13.09.2021  12:30 Uhr

Der Nutzen von Medikationsanalysen für Patienten und ihre Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) gilt mittlerweile als bestens belegt. Warum gehört diese pharmazeutische Dienstleistung dann in vielen Ländern, so auch in Deutschland, noch nicht zum Therapiestandard?

Förderliche und hinderliche Faktoren untersuchten Dorothee Michel, Dr. Antonella P. Tonna und Professor Dr. Anita E. Weidmann von der School of Pharmacy and Life Sciences an der Robert-Gordon-Universität Aberdeen sowie Dr. Dorothee Dartsch von der Campus Pharmazie GmbH, Hamburg, in einem systematischen Review, das vor Kurzem im Fachjournal »Research in Social and Administrative Pharmacy« erschienen ist.

23 Studien aus neun Ländern sind in die Übersichtsarbeit eingeflossen, darunter solche aus Großbritannien, Neuseeland, Spanien und den USA sowie auch eine aus Deutschland. »Schlechte Vergütung, ein unklarer Auftrag zur Durchführung von Medikationsanalysen und eine schwierige Zusammenarbeit mit beteiligten Ärzten waren hindernde Faktoren für die erfolgreiche Umsetzung in Apotheken vor Ort«, erläutert Erstautorin Michel im Gespräch mit der Pharmazeutischen Zeitung.

Was hält Apotheken von Medikationsanalysen ab?

Keine oder eine unzureichende Vergütung strahlten dabei auf viele andere Faktoren aus, ob zum Beispiel genügend Zeit und Personal für die Medikationsanalyse bereitgestellt oder unterstützende Software angeschafft wurde. Ein klares Hindernis war auch, wenn die Apotheken nicht wussten, wie die Medikationsanalyse auszusehen hatte, welche Erwartungen also Patient, Arzt oder Krankenkasse an sie hatten, oder wenn unklar war, welchen Patienten genau sie ein solches Angebot machen konnten.

»Auch die Zusammenarbeit mit Ärzten konnte für die Apotheken ein Hindernis sein – da gab es eine gewisse Spannbreite je nach Gesundheitswesen«, so Michel. Die interprofessionelle Kommunikation nehme daher eine zentrale Rolle ein, wenn Apotheken Medikationsanalysen anbieten wollen.

Zwar fühlten sich viele Pharmazeuten durch das Studium allein nicht genügend auf diese Aufgabe vorbereitet. Aber: »Nachdem sie entsprechende Aufbaukurse absolviert hatten, verbesserte sich ihr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten«, so Michel. Als hilfreich empfanden sie dabei die Begleitung von erfahrenen Mentoren.

Wenn die Apotheker dann erst einmal losgelegt hätten, seien sie allerdings überzeugt gewesen, bessere Medikationsanalysen durchführen zu können als alle anderen Berufsgruppen wie Ärzte oder Pflegekräfte, die dies in anderen Ländern dürfen.

Mit Stammkunden anfangen

Anfangs sei die Patientenakquise mitunter schwierig, weil die meisten Patienten noch nie etwas von dieser Dienstleistung gehört hätten oder sich des Nutzens nicht bewusst seien. »Am einfachsten spricht man langjährige Patienten an, die ohnehin viele Fragen haben«, rät Michel. »Hat man dann die Medikationsanalyse durchgeführt, waren zufriedene Patienten die allerbeste Werbung – über alle Länder und Gesundheitssysteme hinweg.«

Schwierig sei es hingegen, Patienten diese Dienstleistung anzubieten, wenn Sprachbarrieren oder psychiatrische Erkrankungen vorliegen oder die Apotheke keinen direkten Patientenkontakt hat, zum Beispiel, wenn Angehörige die Medikamente abholen.

Hohe Patientenzufriedenheit nach der Medikationsanalyse

»Es gab aber auch starke förderliche Faktoren«, betont Michel, die als Apothekeninhaberin aus Hamburg selbst bereits zahlreiche Medikationsanalysen durchgeführt hat. »So gab es eine große Bereitschaft der Apothekerinnen und Apotheker, sich Neuem gegenüber zu öffnen. Zweitens wurde ganz überwältigend aus vielen Ländern berichtet, wie zufrieden die Patientinnen und Patienten mit dieser Dienstleistung waren.« Das wiederum trug zur Zufriedenheit der Apotheker mit ihrem Berufsalltag bei.

Bei den strukturellen Faktoren spielte vor allem gutes Teamwork samt regelmäßiger Teambesprechungen eine wichtige Rolle. »Ohne einen separaten Beratungsraum geht es gar nicht«, ergänzt Michel. Hilfreich war auch eine gute Software, möglichst verknüpft mit der eigenen Warenwirtschaft.

»In vielen Studien wurde darüber hinaus die Unterstützung durch den Apothekenleiter als wesentlicher Faktor genannt – ohne den läuft gar nichts, weil er die Ressourcen zuteilt«, so die Studienautorin. Allerdings war in keiner Studie bislang auch nur ein Apothekenleiter dazu befragt worden, sondern nur durchführende Angestellte.

Genau dieses Manko hat Michel nun als Anlass für ihre Promotionsarbeit genommen, für die sie mehr als 20 deutsche Apothekenleiterinnen und -leiter aus dem gesamten Bundesgebiet wissenschaftlich interviewt hat. Erste vorläufige Ergebnisse präsentiert sie gemeinsam mit Dr. Dorothee Dartsch am 16. September um 17:15 Uhr im Rahmen einer »Netzwerkpause« bei der Expopharm Impuls.

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