Wie lange hält der Immunschutz nach Mpox-Impfung? |
Christina Hohmann-Jeddi |
08.10.2024 17:00 Uhr |
Der Pockenimpfstoff Imvanex von der Firma Bavarian Nordic ist auch gegen Mpox zugelassen. / © Adobe Stock/Tobias Arhelger
Der Pockenimpfstoff Imvanex von der Firma Bavarian Nordic ist seit dem weltweiten Mpox-Ausbruch 2022 auch gegen Mpox zugelassen. Die Zulassungserweiterung erfolgte hauptsächlich auf Basis von Tierversuchen und Immunogenitätsdaten. Der Impfstoff wurde zur Bekämpfung des Ausbruchs in einigen Ländern eingesetzt, weshalb inzwischen Real-World-Daten zur Wirksamkeit vorliegen. Diese stellte der Infektiologe Professor Dr. Christoph Spinner vom Klinikum der Technischen Universität München bei einer Veranstaltung des Impfstoffherstellers Bavarian Nordic vor.
So zeigt etwa eine Meta-Analyse, die ein Team um Dr. Lauren Pischel von der Yale School of Medicine in New Haven im Juni 2024 im Journal »Vaccine« veröffentlichte, dass der Impfstoff hocheffektiv gegen Mpox-Infektionen schützt. Das Team berechnete eine Impfstoffwirksamkeit von 76 Prozent bei einer Dosis und von 82 Prozent, wenn zwei Impfstoffdosen verwendet wurden. Für die Grundimmunisierung sollten zwei Dosen à 0,5 ml im Abstand von mindestens 28 Tagen gegeben werden. Für eine Impfung als Postexpositionsprophylaxe, die vier Tage nach einer Exposition gegeben werden sollte, betrug die Schutzwirkung 20 Prozent, berichtet das Team um Pischel.
Eine zweite Publikation kam zu einer ähnlichen Schätzung der Impfstoffwirksamkeit. So beträgt dieser Meta-Analyse zufolge die die Wirksamkeit für eine Dosis MVA-BN 73,6 Prozent und für zwei Dosen MVA-BN 81,8 Prozent. Diese Ergebnisse stellte ein Team um Dr. Matthew Berry von der University of New South Wales in Sydney, Australien, im Mai im Journal »Nature Communications« vor. Dabei zeigte sich in der Analyse, dass es offenbar einen schnellen anfänglichen und einen langsamen langfristigen Abfall der Antikörpertiter gibt. Die geschätzte Halbwertszeit des schnell und langsam abfallenden Antikörpertiters betrug 20,7 Tage beziehungsweise 1721 Tage (etwa 4,7 Jahre).
Zwei Dosen führten zu einer höheren Immunität als eine Dosis und eine spätere Gabe der zweiten Dosis zu einem noch stärkeren Effekt. Eine Dritte Dosis des Mpox-Impfstoffs hatte der Analyse zufolge keinen additiven Effekt.
Spinners Fazit: Die Impfung schütze effektiv individuell vor schweren Verläufen der Mpox-Erkrankung. Ihr Einsatz während des Ausbruchs 2022 habe aber vermutlich keinen großen Effekt gehabt. Verschiedene Studien aus verschiedenen Ländern seien hierzu aber zu unterschiedlichen Ergebnissen gekommen, berichtete der Mediziner. So habe auch die natürliche Immuninität gegen Pocken und vor allem Verhaltensänderungen in der Risikogruppe dazu beigetragen, dass der Ausbruch eingedämmt werden konnte. Impfungen würden aber benötigt, um die Infektionszahlen zukünftig niedrig zu halten.
Wer 2022 geimpft wurde, könnte eventuell eine Auffrischung gebrauchen. Darauf weisen Daten hin, die ein Team um Dr. Ai-ris Collier und Professor Dr. Dan Barouch vom Beth Israel Deaconess Medical Center in Boston jetzt im Journal »JAMA« veröffentlichten. Für die Untersuchung hatte das Team 45 Erwachsene rekrutiert, die entweder zwei Dosen (n = 22) oder eine Dosis (n = 26) des MVA-BN-Impfstoffs erhalten hatten oder bei denen die Diagnose einer Mpox-Infektion bestätigt worden war (n = 3). Dabei hatten einige Geimpfte statt der vorgeschriebenen 0,5 ml-Dosis subkutan, 0,1 ml des Impfstoffs intradermal erhalten, was aufgrund des Impfstoffmangels zu dieser Zeit zum Teil empfohlen wurde.
Ihre maximalen Antikörpertiter erreichten die Probanden, die eine Dosis erhalten hatten, etwa drei Wochen nach Impfung. Nach zwölf Monaten lagen die Titer geringfügig über den Ausgangswerten. Bei Teilnehmern, die zwei Dosen des MVA-BN-Impfstoffs erhalten hatten, sahen die Spiegel besser aus. Bei ihnen waren die Mpox-Antikörperreaktionen nach zwölf Monaten vergleichbar mit oder etwas niedriger als die Spitzen-Antikörperreaktionen bei Personen, die nur eine Dosis erhalten hatten, heißt es in der Publikation.
Diese Titer böten allerdings nur einen begrenzten Schutz. »Diese Daten legen nahe, dass die schützende Immunität bei Personen, die 2022 mit MVA-BN geimpft wurden, möglicherweise abnimmt und dass eine Auffrischung erforderlich sein könnte, um eine robuste schützende Immunität aufrechtzuerhalten«, folgern die Autoren um Collier. Größere Studien seien aber erforderlich, um die Ergebnisse zu bestätigen und die Wirksamkeit des Impfstoffs im Zeitverlauf zu bewerten.