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E-Rezept-Pflicht

Wie läuft es denn so?

Seit heute müssen Ärztinnen und Ärzte Rezepte digital ausstellen. Das klappt ohne dramatische Ausfälle, wie eine kleine PZ-Recherche zeigt. Auch in den Apotheken läuft es eher entspannt. Klar ist: Das rosa Rezept hat noch nicht ausgedient.
Cornelia Dölger
02.01.2024  15:30 Uhr

Aus Sicht von Björn Schittenhelm, Apotheker aus Holzgerlingen in Baden-Württemberg, läuft Tag 1 mit dem E-Rezept gut, sogar »besser als erwartet«, wie Schittenhelm der PZ sagte. Die meisten der verordnenden Ärzte hätten bereits zum 1. Dezember 2023 aufs E-Rezept umgestellt und dies funktioniere reibungslos.

Das Problem sei eher die E-Rezept-Qualität. Wenn die Praxis eine passable Praxisverwaltungssoftware (PVS) habe und grundsätzlich fit in Sachen IT sei, laufe es perfekt, schildert Schittenhelm seine Erfahrung. Ärgerlich seien aber zum Beispiel Freitextverordnungen. Sie erschwerten den Prozess erheblich. Die Forderung des Deutsche Apothekerverbands (DAV) nach einem E-Rezept-Validator sei »absolut richtig und bitter nötig«, so Schittenhelm.

Auf die aus ihrer Sicht mangelhafte Datenqualität der E-Rezepte hatte auch die ABDA vor Kurzem hingewiesen. In einem Brandbrief ans Bundesgesundheitsministerium (BMG) thematisierte Claudia Korf, Geschäftsführerin Ökonomie der ABDA, dabei auch, dass Apotheken mehr Spielraum bei der Belieferung von Freitextverordnungen bekommen sollten, die Retaxationsmöglichkeiten der Kassen müssten eingeschränkt werden.

Von »geht gar nicht« bis »klappt problemlos«

In den Arztpraxen ergibt sich nach PZ-Anfragen ein durchwachsenes Bild von »geht gar nicht« bis »klappt problemlos«. In einer Wiesbadener Gemeinschaftspraxis etwa verläuft das digitale Ausstellen für einen der drei Ärzte gut – weil er als einziger den elektronischen Heilberufsausweis (EHBA) rechtzeitig beantragt hat. Die beiden anderen wollten das aber noch heute nachholen, wie sie der PZ versicherten. Eine Praxis aus Mainz zeigte sich beim Thema E-Rezept entspannt – schließlich sei man bereits seit Januar 2023 digital unterwegs und es habe von Anfang an gut geklappt. 

Ein anderes Bild vom neuen Prozedere in Arztpraxen hat der Kölner Apotheker Kaveh Sadeh. Das eine oder andere Rezept sei in seinen Apotheken am Friesenplatz 17 sowie am Friesentor in Köln heute noch in Muster-16-Format hereingeflattert. Laut Rahmenvertrag dürfen Apotheken diese weiterhin beliefern; eine Prüfpflicht, warum Muster-16-  statt digitaler Verordnungen vorliegen, haben sie nicht. Vorerst drohen auch Ärzten keine Sanktionen für das Ausstellen von Muster-16-Rezepten. Diese werden erst mit dem Digital-Gesetz (DigiG) eingeführt, das wie das Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG) vor Kurzem vom Bundestag beschlossen wurde, aber erst später in Kraft treten wird, vermutlich im Februar.

Der Kölner Apothekeninhaber berichtete der PZ, ein Arzt habe die Verordnung sogar doppelt – als Muster-16 sowie als ausgedruckter E-Rezept-Token – mitgegeben. »Nach meinem Eindruck haben viele Ärzte zu spät damit angefangen, sich mit dem E-Rezept auseinanderzusetzen«, so Sadeh. Er hält es für einen Erfolg, wenn bis Ende des Jahres 30 bis 40 Prozent der Verordnungen digital wären. »Alles braucht seine Zeit«, so Sadeh.

Oftmals fehlten die Signaturen oder verzögerten sich, einige Ärzte hätten ihn und sein Apothekenteam gebeten nachzuprüfen, ob die Verordnungen so korrekt seien. Mit der EGK kommen seiner Einschätzung nach die allermeisten Patientinnen und Patienten gut zurecht, gerade bei den älteren gebe es weniger Probleme als erwartet, berichtet Sadeh. 

Rosa Rezepte nur noch für Hilfsmittel

Diesen Eindruck hat auch das Team einer hausärztlichen Gemeinschaftspraxis in Münster. Man habe sich im Dezember 2023 auf die digitale Verordnung umgestellt, die Prozesse liefen reibungslos. Die allermeisten Patientinnen und Patienten wählten den Einlöseweg über die EGK, berichtete eine Ärztin der PZ. Bei Heimbewohnern müsse diese zu Quartalsbeginn eingelesen werden – dafür müsse dann jemand in der Praxis vorbeikommen, das sei aufwendig, aber zu schaffen. Rosa Rezepte würden in der Praxis nur noch für die Verordnung von Hilfsmitteln genutzt, ansonsten laufe alles digital.

Auch die E-Rezept-Enthusiasten meldeten sich heute zu Wort. »In Summe wurden knapp 19 Millionen E-Rezepte im alten Jahr eingelöst. In den letzten Wochen waren das bereits 20 Prozent aller ausgestellten Rezepte: Der Start ist also längst geschehen«, erklärte der Erste Vorsitzende Ralf König.

Die Anzahl werde nun weiter exponentiell steigen, zeigte er sich gegenüber der PZ überzeugt. »Wir Apotheker sind ja gut gerüstet.« Allerdings gebe es immer noch große Unterschiede bei der Umsetzung der einzelnen PVS-Anbieter im Handling.

Bei den jüngsten Webinaren und Anfragen habe man zudem festgestellt, dass es bei einigen Apotheken noch viele Detailfragen gebe. Wie geht man mit Fristen um? Wofür darf überhaupt ein E-Rezept ausgestellt werden? Wie kommuniziert man mit den Ärzten? Diese Fragen seien häufig aufgekommen. König betonte: »Wir aktualisieren dazu auf unserer Website laufend den Bereich ›Fragen‹.«

Gematik mit WhatsApp-Kanal für Störfälle

König erklärte weiter, sehr positiv sei zu bewerten, dass die Gematik über einen WhatsApp-Channel, der für alle zugänglich ist, nun zeitnah über mögliche Störungen informiert. Die Gematik bestätigte dies, der Kanal sei allerdings noch nicht in der manuellen Suchfunktion bei WhatsApp sichtbar, wie eine Sprecherin der PZ mitteilte. Es funktioniere aber über einen Direktlink beziehungsweise QR-Code zum Kanal. Dort ist heute übrigens zu lesen, dass es für Versicherte der BKK, IKK sowie DAK Probleme beim Anmelden in der E-Rezept-App der Gematik gibt. Die Einlösewege über die EGK sowie den Papierausdruck seien nicht betroffen. 

Die E-Rezept-Enthusiasten legten nun besonderes Augenmerk auf die offenen Punkte, erklärte König weiter: »Wir beobachten genau, ob es zu Retaxationen kommt und warum, um hier aktiv Lösungen zu finden«, so König. »Unsere Forderungen dazu haben wir laut kommuniziert.« Ziel müsse sein, dass nur technisch einwandfreie Rezepte (ohne Formfehler) überhaupt in der Apotheke ankommen könnten, sodass die Apotheke hierbei Sicherheit habe.

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