| Brigitte M. Gensthaler |
| 06.03.2025 14:00 Uhr |
Eine Demenzdiagnose ist ein Schock. Viele Betroffene fragen sich, wie viel Zeit sie noch zu leben haben. / © Getty Images/SolStock
Ist eine Demenz diagnostiziert, fragen viele Betroffene und ihre An- und Zugehörigen nach einer Prognose für den Verlauf und die Lebenserwartung. Dies ist individuell sehr verschieden und die Schätzungen variieren stark. Wissenschaftliche Daten publizierte kürzlich ein Forscherteam um Chiara C. Brück von der Universität Rotterdam im »British Medical Journal«.
Die Gruppe analysierte 261 Studien mit insgesamt mehr als 5,5 Millionen Teilnehmenden und fand heraus, dass die durchschnittliche Überlebenszeit nach der Diagnose 4,8 Jahre beträgt und dass Frauen kürzer überleben als Männer. Dies sei darauf zurückzuführen, dass Frauen in der Regel älter sind, wenn bei ihnen eine Demenz diagnostiziert wird, schreibt das Autorenteam. Das mediane Überleben hänge stark vom Geschlecht und vom Alter bei der Diagnose ab: Die Spannbreite reichte von 8,9 Jahren bei einem mittleren Alter von 60 Jahren bei Frauen bis zu 2,2 Jahren bei 85-jährigen Männern. Menschen mit Alzheimer-Demenz hatten eine günstigere Prognose als solche mit vaskulärer oder frontotemporaler Demenz oder Lewy-Body-Demenz.
Eine höhere Bildung war mit einem kürzeren Überleben verbunden. Dies stimme mit dem Paradigma der kognitiven Reserve überein, so die Forschenden. Das heißt: Menschen mit höherer Bildung können kognitive Schwächen länger und besser kompensieren. Wird Demenz jedoch manifest und diagnostiziert, »befinden sich diese Menschen bereits in einem fortgeschritteneren Stadium und die Demenzerkrankung schreitet schneller voran«.
Die Forschenden untersuchten zudem, wie viele und wann Patienten in ein Pflegeheim umzogen. Im Schnitt blieben sie noch 3,3 Jahre zu Hause. Laut der Studie wurden 13 Prozent der Menschen bereits im ersten Jahr nach der Diagnose in ein Heim aufgenommen; nach fünf Jahren war es mehr als die Hälfte (57 Prozent).
Die Autoren konstatieren: »Etwa ein Drittel der verbleibenden Lebenserwartung nach einer Demenzdiagnose haben die Betroffenen in Pflegeheimen verbracht.« Wer in höherem Alter eine Demenzdiagnose bekam oder an einer Nicht-Alzheimer-Demenz litt, kam frühzeitiger in ein Pflegeheim.