Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
Statistik

Wie häufig Behandlungsfehler auftreten

Behandlungsfehler sind selten, können aber heftige Folgen haben. Jährlich melden sich Tausende Patienten mit Vorwürfen. Fachleute prüfen sie und sprechen von einer hohen Dunkelziffer. Es mangelt an einer guten Fehlerkultur.
AutorKontaktdpa
Datum 30.10.2025  17:00 Uhr

Ein 86-jähriger Mann bekommt ein Medikament gespritzt – und muss deswegen wiederbelebt werden. Eigentlich war das Mittel für seinen Bettnachbarn gedacht, und eigentlich hätte es geschluckt werden müssen. Solche und andere grobe Behandlungsfehler kommen in Krankenhäusern und Praxen selten vor, können aber für die Betroffenen gravierende Folgen haben.

134 Fälle solcher sogenannten »Never Events« hat der Medizinische Dienst bei seinen Überprüfungen im vergangenen Jahr ermittelt. Das geht aus dem Jahresbericht 2024 hervor, den die Gutachter der Krankenkassen am heutigen Donnerstag in Berlin vorstellten. Dabei geht es um besonders folgenschwere und vermeidbare Behandlungsfehler. Neben der Verwechslung von Patienten, Körperteilen oder Medikamenten gehören auch Gegenstände dazu, die Ärzte nach Operationen unbeabsichtigt im Körper zurücklassen.

75 Todesfälle nach Behandlungsfehlern

Im vergangenen Jahr stellte der Medizinische Dienst in rund 3700 Fällen Behandlungsfehler fest. In rund 2800 dieser Fälle (76 Prozent) erlitten Patienten dadurch gesundheitliche Schäden, ein Drittel davon seien dauerhaft. Zudem seien 75 Todesfälle ermittelt worden. »Tatsächlich weisen die Begutachtungszahlen auf ein immenses Problem hin«, sagte der Vorstandsvorsitzende des Medizinischen Dienstes Bund, Stefan Gronemeyer, bei der Vorstellung der Statistik.

»Fachleute gehen davon aus, dass es jährlich circa 17.000 fehlerbedingte vermeidbare Todesfälle in unseren Krankenhäusern gibt.« Denn eine offizielle Statistik zu Behandlungsfehlern gibt es nicht, da diese in Deutschland nicht zentral erfasst werden. Die Dunkelziffer sei deutlich höher, sagte Gronemeyer.

Mangelnde Patientensicherheit kostet Milliarden

Der Medizinische Dienst fordert seit Jahren mehr Transparenz und eine Meldepflicht von Behandlungsfehlern. Patienten sollten sich darauf verlassen können, dass sie von medizinischen Fehlern erfahren, heißt es im Bericht. Zudem müssten Gesundheitsfachkräfte die Möglichkeit haben, Zwischenfälle offen zu berichten, ohne Sanktionen fürchten zu müssen. Für Patienten könnten durch Versehen Kosten entstehen, etwa für erneute Untersuchungen oder Folgeoperationen.

Doch nicht nur das: »Zusätzlich zum Leid der Betroffenen kostet unsichere Versorgung sehr viel Geld«, sagte Gronemeyer. Der Medizinische Dienst schätzt die Kosten für das Gesundheitssystem auf mehrere Milliarden Euro. Eine Stärkung der Patientensicherheit müsse gesetzlich verpflichtend umgesetzt werden. Mehr als jeder vierte Verdacht bestätigt Insgesamt erstellte die Expertenorganisation im vergangenen Jahr rund 12.300 Gutachten zu vermuteten Behandlungsfehlern.

Mehr als jeder vierte Vorwurf bestätigte sich demnach. In diesen Fällen wurde eine medizinische Behandlung nicht angemessen, sorgfältig, richtig oder zeitgerecht durchgeführt. In mehr als jedem fünften Vorwurf war das Versehen auch ursächlich für einen Schaden. Zwei Drittel aller Vorwürfe bezogen sich demnach auf Leistungen in der stationären Versorgung, vor allem in Krankenhäusern (7960 Fälle). Ein Drittel betraf den ambulanten Bereich, etwa Notaufnahmen oder Praxen (4312 Fälle). Im vergangenen Jahr gab es laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) rund 578 Millionen Behandlungsfälle. In Krankenhäusern wurden nach Daten des Statistischen Bundesamtes von 2023 rund 17 Millionen Behandlungen durchgeführt.

Fachleute sprechen von »Spitze des Eisbergs«

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz nannte die Zahlen »nur die Spitze des Eisbergs«. Zudem fehle noch immer eine gelebte Fehlerkultur in der ambulant-ärztlichen Versorgung und in den Krankenhäusern. »Medizinische Einrichtungen brauchen aber ein transparentes und lernendes System«, sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch. Dazu zählten manipulationssichere Patientenakten und eine KI-gesteuerte Medikamentenausgabe.

Was tun bei Behandlungsfehlern? Wenn Versicherte Fehler vermuten, können sie sich bei den Krankenkassen oder bei Sachverständigen und Schlichtern der Ärzteschaft melden. Diese geben dann medizinische und juristische Gutachten in Auftrag. Für viele Menschen ist ein Gutachten laut Medizinischem Dienst wichtig, um Klarheit zu erhalten, ob ein Fehler Ursache für einen erlittenen Schaden war. Sie könnten unter Umständen helfen, Forderungen nach Schadenersatz geltend zu machen. Verbände sehen Lücken bei Patientenrechten Der Sozialverband Deutschland (SoVD) nannte die neuen Zahlen ein »ernstzunehmendes Warnsignal«.

Lücken bei Patientenrechten müssten endlich geschlossen werden – unter anderem mit einer gesetzlichen Pflicht zur Offenlegung von Fehlern und Sanktionen bei Informationsverweigerung. Nach Angaben der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) gehen viele einem vermuteten Behandlungsfehler gar nicht nach. »Das hat auch mit den hohen juristischen Hürden zu tun, mit denen die Betroffenen konfrontiert sind«, sagte die Chefin des Bundesverbands, Carola Reimann. Oft sei es »extrem schwer«, einen kausalen Zusammenhang zwischen einem Fehler und einem entstandenen Schaden zu beweisen. Die Beweislast müsse gesenkt werden.

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.
THEMEN
Berlin

Mehr von Avoxa