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Cochrane-Review

Wie gut wirkt die Antibabypille gegen Regelschmerzen?

Kombinierte orale Kontrazeptiva könnten zu einer moderaten Linderung von Regelschmerzen beitragen. Das ist das Ergebnis eines aktuellen Cochrane-Reviews. Das Einnahmeschema könnte dabei die Schmerzreduktion beeinflussen. 
Laura Rudolph
03.08.2023  16:00 Uhr

Viele Frauen leiden während der Menstruation an krampfartigen Schmerzen im Unterleib. Ist die Regelblutung der alleinige Auslöser, spricht man von primärer Dysmenorrhö. Frauenärzte verordnen in solchen Fällen häufig die Antibabypille. Was orale Kontrazeptiva zur Behandlung der primären Dysmenorrhö nutzen und welche unerwünschten Wirkungen sie mit sich bringen können, haben nun Forschende aus Dänemark in einem Cochrane-Review untersucht.

Demnach tragen kombinierte orale Kontrazeptiva (KOK) zu einer moderaten Schmerzreduktion bei Regelbeschwerden bei, die mit dem Einnahmeschema der Antibabypille variieren kann, wie das Forschungsteam um Professor Dr. Jeppe Schroll vom Universitätsklinikum Odense berichtet. 21 randomisierte kontrollierte Studien (RCT) mit Daten von insgesamt 3723 Frauen mit primärer Dysmenorrhö schloss die Gruppe in ihre systematische Übersichtsarbeit ein.

Elf RCT verglichen die Schmerzreduktion durch KOK mit Placebo oder gar keiner Behandlung; acht Studien verglichen KOK mit unterschiedlicher Dosierung der Estrogenkomponente Ethinylestradiol (20 versus 30 Mikrogramm). Eine RCT untersuchte, welchen Einfluss das Einnahmeschema von KOK auf die Schmerzreduktion hat (21 Tage Einnahme plus sieben Tage Pillenpause versus Langzeitzyklus) und eine weitere, ob nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) die Schmerzen besser lindern als die Antibabypille.

Orale Kontrazeptiva besser als Placebo

KOK erwiesen sich bei primärer Dysmenorrhö als signifikant effektiver als Placebo: In sechs RCT mit 588 Frauen konnte die Antibabypille die Schmerzen auf einer Schmerzskala mit maximal sechs Punkten (Total Dysmenorrhoea Scale) um 0,7 bis 1,3 Punkte stärker verringern als Placebo. Dies sei eine moderate Schmerzlinderung, ordnet das Forschungsteam ein. Frauen mit einer 28-prozentigen Chance auf eine Schmerzlinderung unter Placebo oder ohne Therapie hätten bei Anwendung von KOK eine Chance von 37 bis 60 Prozent, schlussfolgert die Gruppe aus der Analyse von weiteren sechs RCT mit 717 Frauen. Die Evidenzlage sei hier jedoch dünn.

Die Antibabypille bringt auch unerwünschte Wirkungen mit sich: Das Risiko für vaginale Zwischenblutungen war in sieben RCT (1025 Frauen, hohe Evidenz) etwa 2,5-mal so hoch wie unter Placebo oder keiner Therapie. Das relative Risiko für Kopfschmerzen sei unter KOK »wahrscheinlich« etwa um die Hälfte erhöht, verglichen mit Placebo/keiner Behandlung (fünf RCT, 656 Frauen, moderate Evidenz), das Risiko für Übelkeit um etwa 64 Prozent (acht RCT, 948 Frauen, moderate Evidenz), so die Studienautorinnen und -autoren. Unter der Behandlung mit KOK kam es zudem verglichen mit Placebo zu einem erhöhten Risiko für schwerere Nebenwirkungen (relatives Risiko: 1,77; vier RCT, 512 Frauen).

Der Einfluss des Einnahmeschemas und der Dosisstärke

Beim klassischen Einnahmeschema der Antibabypille folgt auf 21 Einnahmetage eine siebentätige Pillenpause. Im sogenannten Langzeitzyklus fällt Letztere weg. Die ununterbrochene Pilleneinnahme könnte Regelschmerzen besser lindern als das klassische Einnahmeschema (Standardisierte Mittelwertdifferenz: –0,73). Im Standardeinnahmeschema könnte das Risiko für unerwünschte Wirkungen insgesamt im Vergleich zum Langzeitzyklus erhöht sein (drei RCT, 602 Frauen, geringe Evidenz), so etwa auch das Risiko für Zwischenblutungen (zwei RCT, 379 Frauen, moderate Evidenz).

Ob sich die Dosisstärke von Ethinylestradiol (20 versus 30 µg) in KOK auf die Schmerzreduktion bei Regelschmerzen auswirkt, konnte in dieser Metaanalyse nicht mit hinreichender Evidenz gezeigt werden. Kein oder nur ein geringer Unterschied besteht zwischen neueren KOK der dritten und vierten Generation und den älteren der ersten und zweiten Generation. Ebenfalls nicht geklärt werden konnte, ob NSAR Regelschmerzen besser lindern als KOK – hierzu war die Datenlage nicht ausreichend. 

Fazit: Moderate Schmerzlinderung möglich

KOK können dem Review zufolge zu einer moderaten Schmerzlinderung bei primärer Dysmenorrhö beitragen. Sie gehen jedoch mit erhöhtem Risiko für unregelmäßige Blutungen und wahrscheinlich auch für Kopfschmerzen und Übelkeit einher. Die Einnahme von KOK im Langzeitzyklus könnte Regelschmerzen effektiver lindern als die Einnahme von KOK im Standardregime. 

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