Wie gut ist TikTok als Gesundheitsberater? |
| Jennifer Evans |
| 19.04.2024 07:00 Uhr |
TikTok-Formate kommen gut an. Immer mehr Menschen informierten sich per Kurzvideo auch zu Gesundheitsthemen. / © Adobe Stock/DenPhoto
Ein Fachartikel im JAMA-Magazin hat sich jetzt mit der Frage beschäftigt, warum TikTok immer mehr Relevanz für Patienten hat. Demnach liegt es unter anderem an der zielgerichteten Auswahl an Inhalten der persönlichen »For you«-Seite. Beim Scrollen durch den Feed erscheinen dort Videos, die ein Algorithmus durch Likes, Kommentare oder die Betrachtungsdauer des jeweiligen Nutzers verfeinert. Auch das Format der TikTok-Kurzvideos scheint laut Bericht eine Rolle bei der Popularität der Plattform zu spielen. Sie sind nämlich genau zwischen 15 Sekunden und maximal drei Minuten lang.
Außerdem sind die meisten Videos mit der Frontkamera des Telefons aufgenommen. In der Regel spricht der Kameramann selbst, was zusätzlich ein Gefühl menschlicher Interaktion und Verbundenheit erzeugt. Die Ersteller der Clips teilen ihre ehrlichen Erfahrungen, beantworten Fragen und geben wertvolle Tipps. Untersuchungen zeigen, dass diese Form, Informationen zu konsumieren, besonders attraktiv für junge Menschen ist.
Laut dem JAMA-Bericht haben im Jahr 2023 insbesondere Inhalte zum Thema Schwangerschaft auf TikTok ein enormes Wachstum verzeichnet. Die Qualität des darin übermittelten Gesundheitswissens sei jedoch sehr unterschiedlich. Videos mit medizinischen Informationen zum Wirkstoff Oxytocin, das beim Einleiten der Wehen zum Einsatz kommt, waren demnach in 84 Prozent der Fälle ungenau, irreführend, unvollständig oder nur teilweise korrekt. Sogenannte TikToks, in denen es um medikamentöse Abtreibung ging, schnitten dagegen deutlich besser ab. Dabei seien 86 Prozent der Kurzvideos, die wissenschaftliche Behauptungen enthielten, in den meisten Fällen richtig gewesen, heißt es. Dasselbe galt für 89 Prozent der Clips, die Informationen zur öffentlichen Gesundheit enthielten.
Doch ein Problem bleibt. Und das müssen Angehörige von Gesundheitsberufen bedenken. User des Online-Portals können nämlich selbst zuverlässige Ratschläge falsch interpretieren. Das passiert etwa dann, wenn stark verallgemeinert wird. Insbesondere Mediziner haben dem Beitrag zufolge Sorge davor, dass durch eine zu starke Vereinfachung Fehlinterpretation entstehen. Trotz allen Potenzials, medizinische Themen gut aufbereitet zu kommunizieren und Fragen nachzugehen, die sich Patienten in der Arztpraxis nicht zu fragen trauen, bleibe die Plattform doch ein Unterhaltungsmedium, so das Fazit.