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Interview Hubmann/Rüdinger

Wie gelingt die Honorarerhöhung?

Hans-Peter Hubmann und Anke Rüdinger wurden an der Spitze des Deutschen Apothekerverbands (DAV) im Amt bestätigt. Im Interview mit der PZ sprechen Sie über das Erreichte – und wie sie in ihrer neue Amtszeit versuchen wollen, mit einer neuen Bundesregierung wirtschaftliche Verbesserungen für die Apotheken durchzusetzen.
AutorKontaktAlexander Müller
Datum 05.12.2024  12:00 Uhr

PZ: Die vergangenen Monate waren davon geprägt, das Apotheken-Reformgesetz zu verhindern. Das ist geglückt, aber zentrale Forderungen sind auf der Strecke geblieben. Wie fällt die Bilanz insgesamt aus?

Hubmann: Die Bilanz fällt gemischt aus. In der Abwehr der zerstörerischen Strukturveränderung waren wir erfolgreich. Diese existenzielle Bedrohung »Apotheke ohne Apotheker:in«, die ist weg, das hätte unser gesamtes Apothekenwesen zum Einsturz gebracht. Aber das hat natürlich die Diskussion um eine dringend notwendige Honorarverbesserung erstmal blockiert. Da müssen wir in den kommenden Monaten umso mehr Kraft investieren.

PZ: War nicht mehr drin? Oder blicken Sie auch selbstkritisch auf die eigene Strategie zurück?

Rüdinger: Wir haben unsere Forderungen ja nie unter den Tisch fallen lassen, sondern immer mit adressiert. Wir haben zwar den Fokus auf »Apotheke mit Apotheker:innen« gelegt, aber wir haben immer betont, dass die Apotheken dringend eine wirtschaftliche Stärkung benötigen. Das Thema ist gesetzt und ist auch wirklich bei allen angekommen. Jetzt müssen wir mit einer neuen Regierung schnell eine wirtschaftliche Stärkung der Apotheken hinbekommen.

PZ: Vielleicht wollte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach auch nur, dass Sie sich an der „Apotheke ohne Apotheker“ abarbeiten, damit er Ihnen nicht mehr geben muss…

Hubmann: Das kann sicher Teil seiner Strategie gewesen sein. Wir hatten sehr viel Aufmerksamkeit erzeugt, waren sehr präsent in den Medien. In der Bevölkerung kam an, dass die Apotheken eine Verbesserung benötigen. Mit der Strukturfrage ist Minister Lauterbach in die Gegenoffensive gegangen, damit die Apotheker keine Reserven mehr haben, um für ihre wirtschaftlichen Verhältnisse zu kämpfen.

PZ: Das ist dem Minister dann gelungen. Und am Ende sind Sie doch auch machtlos gegenüber einem Gesetzgeber, der immer am längeren Hebel sitzt?

Hubmann: Völlig richtig. Wir sind kein Gesetzgeber. Das ist ein manchmal vorherrschender Fehlschluss, wir könnten irgendetwas erzwingen. Wir können die Politik nur überzeugen mit vielen Argumenten und mit der Darstellung der Versorgungssituation.

PZ: Was stimmt Sie denn hoffnungsfroh, dass das in der nächsten Legislatur besser gelingt?

Hubmann: Wir haben bei vielen Abgeordneten das Feld schon gut bereitet. Sie kennen die Zahlen, sie haben den Alltag in der Apotheke kennengelernt, sie haben unsere grandiosen Leistungen gesehen und auch zum großen Teil verstanden. Und sie sehen anhand der vorgelegten Zahlen, wie schwierig die wirtschaftliche Lage geworden ist.

PZ: Der Wahlkampf läuft jetzt an. Was sind Ihre Ziele für die nächsten Wochen und Monate? Wie sieht die Strategie aus?

Rüdinger: Wir sprechen mit allen möglichen Politiker:innen, mit Fokus auf den gesundheitspolitischen Sprecher:innen. Auch auf Ebene unserer Landesapothekerverbände werden die aufgebauten Kontakte genutzt. Wir müssen es schaffen, mit unseren Themen in die Wahlprogramme zu kommen, um dann auch im Koalitionsvertrag aufzutauchen. Nur was im Koalitionsvertrag steht, hat die Chance, umgesetzt zu werden. Das ist kein Garant, aber für diese Chance müssen wir kämpfen.

PZ: Das Apotheken-Reformgesetz ist mit dem Regierungswechsel vom Tisch. Was steht jetzt oben auf der Prioritätenliste?

Hubmann: Die wirtschaftliche Stärkung der Apotheken, also Anhebung des Fixums und eine bessere Vergütung der Sonderleistungen der Apotheken. Und natürlich die Dynamisierung, damit eine kontinuierliche Verbesserung stattfindet. Denn viele kleine Schritte sind deutlich leichter als ein großer.

Rüdinger: Und es gibt eben noch was anderes: Wir müssen die Rolle der Apotheke neu definieren. Es kann nicht sein, dass wir immer noch mehr Aufgaben bekommen, die wir aus einer nicht mehr vorhandenen Mischkalkulation bestreiten sollen. Dennoch müssen wir uns auf den Weg machen, der Gesellschaft zu zeigen, wofür Apotheken stehen und was sie in Zukunft leisten könnten. Wir werden neue Aufgaben in der Primärversorgung und in der Primärprävention übernehmen müssen. Das ganze Gesundheitswesen ist im Wandel und da sollten wir aktiv mitgestalten.

PZ: Wie stellen Sie sicher, dass die Honorierung für neue Leistungen auskömmlich ist?

Rüdinger: Das werden wir mit den Krankenkassen verhandeln müssen.

PZ: Aber Sie haben bei den pharmazeutischen Dienstleistungen die Erfahrung gemacht, dass das schwierig ist.

Hubmann: Es gilt der Grundsatz: Wir können keine Leistung mehr vereinbaren, bei der die Honorierung nicht zum Gewinn der Apotheke beiträgt. Also unterfinanzierte oder nur kostendeckende Leistungen können wir einfach nicht abschließen.

Rüdinger: Wir müssen die Politiker:innen davon überzeugen, dass wir essenziell für eine gute Gesundheitsversorgung der Bevölkerung sind. Dann werden vielleicht auch die Krankenkassen erkennen, dass sie mit uns eigentlich Geld sparen können. Das wäre meine große Hoffnung.

PZ: Frau Rüdinger, als Vorsitzende des Berliner Apothekervereins haben Sie in der Hauptstadt kurze Wege zu den politischen Entscheidern. Wie nutzen Sie das?

Rüdinger: In den vergangenen Monaten war ich gefühlt jeden zweiten Tag bei irgendeinem parlamentarischen Abend, einer Podiumsdiskussion oder einem Kongress und habe dort unsere Themen an die Frau oder den Mann gebracht. Die Branche hat erkannt, dass sich das Gesundheitswesen radikal ändern muss und dass die Politik offensichtlich ratlos ist. Wir Player im Gesundheitswesen müssen das selbst in die Hand nehmen und der Politik Lösungen anbieten. Und da nehme ich gern alle Termine für den Austausch zu diesen wichtigen Zukunftsthemen wahr, die uns angeboten werden, zumal ich kurze Wege und keine zusätzlichen Anreisekosten habe.

PZ: Die Spitze des DAV wurde bestätigt, aber es gibt drei neue Beisitzer im Vorstand. Was erwarten Sie sich von der neuen Zusammensetzung des Gremiums?

Hubmann: Wir freuen uns wirklich über die drei neuen Mitstreiter. Wertfrei in der Reihenfolge: Jan-Niklas Francke ist ein junger, dynamischer Apotheker mit großen Fachkenntnissen in der Digitalisierung, der den Beruf in seiner Apotheke wirklich lebt und liebt und deswegen prädestiniert ist für die Arbeit im DAV-Vorstand. Thomas Dittrich ist ein

»alter Hase«, der »Herr der Daten«, mit viel Erfahrungen in Verhandlungen. Er kennt das Vertragswesen sehr gut. Und Thomas Preis ist ebenfalls ein sehr erfahrener Verbandspolitiker, der gute Kontakte in seinem Bundesland hat, gute Pressearbeit macht und über exzellente Verbindungen zu den Marktpartnern verfügt.

PZ: Bei der ABDA steht auch eine Strukturreform an, was bedeutet das für die Arbeit des DAV?

Hubmann: Es wird ein Gremium weniger, denn der alte DAV-Vorstand – also das Gremium der 17 Vorsitzenden – fällt ja weg. Das ist eine Herausforderung für uns, denn wir müssen jetzt die Informationen anders an unsere Landesvorsitzenden vermitteln. Wir werden auf jeden Fall regelmäßig über Videokonferenzen die Vorsitzenden informieren, damit alle dieselben Informationen haben, um effektiv auch in ihren Verbänden Politik machen zu können. Das ist das A und O für die Geschlossenheit des Verbandes.

Rüdinger: Das ist eine spannende Reise, auf die wir uns jetzt alle begeben. Ich wünsche mir sehr viel Gemeinsamkeit in der ABDA. Zum einen kümmert sich der DAV um die DAV-Themen, die BAK kümmert sich um die BAK-Themen, aber wir alle gemeinsam vertreten die Interessen der Apothekerschaft nach außen. Ich hoffe und bin überzeugt, dass wir das in diesen neuen Gremienstrukturen gut hinbekommen.

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