Pharmazeutische Zeitung online
Europawahl 2024

Wie geht es für die Apotheken weiter? 

Die Europawahl 2024 ist eine Richtungswahl – auch in der Gesundheitspolitik. Was bedeutet der Urnengang für die Apotheken? Die ABDA und die großen Parteien haben vor der Wahl ausführlich Stellung genommen. 
Lukas Brockfeld
29.05.2024  11:00 Uhr

Am 9. Juni ist Europawahl. Der Stimmen der Bürgerinnen und Bürger dürften wesentlichen Einfluss auf die deutsche und europäische Gesundheitspolitik der kommenden Jahre haben.  Die ABDA hat daher schon im Dezember die »Kernpositionen der deutschen Apothekerschaft zur Europawahl 2024« vorgelegt. Die Vereinigung betont, dass das Gesundheitssystem angesichts globaler Krisen und des demografischen Wandels kontinuierlich weiterentwickelt werden müsse. 

Im Papier der ABDA werden sechs Kernpositionen vorgestellt, die die Arzneimittelversorgung sichern und verbessern sollen: 

  1. Gesundheit als mitgliedstaatliche Kompetenz achten:
    Die ABDA möchte, dass die Gesundheitsversorgung weiterhin in die Kompetenz der einzelnen Mitgliedstaaten fällt. Dabei müssten vor allem der Subsidiaritätsgrundsatz, das Verhältnismäßigkeitsprinzip und der Grundsatz der begrenzten Einzelermächtigung für die Zuständigkeit der Union eingehalten werden. Die EU könne jedoch die Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten fördern und diese bei ihren Tätigkeiten unterstützen. Die ABDA fordert dazu die Beibehaltung einer ausdrücklich für Gesundheit zuständigen Generaldirektion innerhalb der EU-Kommission.
  2. Verantwortungsbewusste Nutzung der Chancen der Digitalisierung:
    Die ABDA sieht ein großes Innovationspotenzial in der Nutzung digitaler Anwendungen, diese böten große Chancen für die Wissenschaft und die Versorgung der Patienten. Daher setzt sich der Verband für eine stärkere Vernetzung im Gesundheitswesen bei gleichzeitiger Wahrung des Datenschutzes ein. Auch KI-Anwendungen hätten ein großes Potenzial, müssten aber immer von der fachlichen und professionellen Beratung durch Apotheker begleitet werden. Bei der Umsetzung des Europäischen Gesundheitsdatenraums (engl. EHDS) müsse die mitgliedstaatliche Zuständigkeit beachtet werden. Außerdem dürfe das Vertrauensverhältnis zwischen Patienten und Heilberufen nicht durch digitale Anwendungen und Lücken beim Datenschutz beeinträchtigt werden. 
  3. Novellierung des europäischen Arzneimittelrechts:
    In der kommenden Legislaturperiode wird voraussichtlich eine Überarbeitung des Arzneimittelrechts diskutiert. So sollen bestehende Vorschriften vereinfacht oder ersetzt werden. Die ABDA begrüßt diesen Schritt generell. Die Möglichkeiten der Apotheken, durch eigene Rezeptur- und Defekturherstellung eine zeitnahe Arzneimittelversorgung sicherzustellen, dürfe allerdings nicht beschränkt werden. Ein regulatorischer »Vorrang« für Fertigarzneimittel wird daher abgelehnt. 
  4. Sicherstellung der Verfügbarkeit von Arzneimitteln:
    Nach Ansicht der ABDA muss die Politik die Versorgung mit Arzneimitteln als Teil der Daseinsfürsorge sicherstellen. Außerdem bräuchten die Apotheken ausreichend Freiraum, um flexibel auf Lieferengpässe zu reagieren. Zur Vermeidung von Arzneimittelengpässen bräuchte es beispielsweise eine zentrale Erfassung von Hinweisen auf Probleme in der Lieferkette. Außerdem müsse die Politik gute Rahmenbedingungen für die Pharmaindustrie schaffen, sodass wieder mehr Arzneimittel in Europa produziert werden.
  5. Unabhängigkeit des Apothekers durch Erhalt der Freiberuflichkeit:
    Die ABDA betont, dass die 17.000 Apotheken eine tragende Säule des deutschen Gesundheitssystems sind. Die freiberufliche Versorgungspraxis der Apotheker, Ärzte und Zahnärzte müsse daher geschützt und gestärkt werden. 
  6. Sicherstellung von Patientenschutz und Arzneimitteltherapiesicherheit:
    Die ABDA hebt hervor, dass die Apothekenpflicht, das Fremd- und Mehrbesitzverbot sowie der einheitliche Apothekenabgabepreis für verschreibungspflichtige Arzneimittel Eckpfeiler der Arzneimittelversorgung in Deutschland seien. Um diese zu stärken, fordert die Vereinigung eine Würdigung der Sonderstellung der Arzneimittel als Güter besonderer Art. Neue Gesetze und Vorschriften müssten die Vorteile der Arzneimittelversorgung über Apotheken berücksichtigen. Außerdem müsse die deutsche Apothekerschaft bei der Abwehr von weitreichenden Liberalisierungstendenzen unterstützt werden. 

Das EU-Parlament ist eine einflussreiche Institution, die Stimmabgabe im Juni will also wohlüberlegt sein. Die Apothekengewerkschaft Adexa hat daher die größeren Parteien um Stellungnahmen zu gesundheitspolitischen und apothekenrelevanten Themen gebeten. Die ausführlichen Antworten von SPD, Grünen, Linken, CDU und FDP stehen auf der Website der Gewerkschaft bereit

Corona, Lieferengpässe und ein fairer Wettbewerb 

Die Adexa fragte unter anderem nach den Lehren aus der Corona-Pandemie, dem Umgang mit Lieferengpässen und der Bewältigung des Fachkräftemangels. Zur Bekämpfung von Lieferengpässen schlägt die SPD beispielsweise vor: »Wir wollen Anzeigepflichten bei entstehenden Engpässen, die den Mitgliedstaaten eine schnelle und koordinierte Reaktion auf bevorstehende Problemlagen ermöglichen, und eine gemeinsame Beschaffung, Bevorratung und Verteilung von wichtigen Medikamenten. Wir sprechen uns auch für die Rückholung der Produktion von Wirkstoffen und Generika zurück in die EU aus und für die Bevorzugung hier hergestellter Arzneimittel bei den nationalen und europäischen Ausschreibungen.«

Die Union  erklärt in ihrer Antwort ihre Vorstellung von europäischer Zusammenarbeit: »CDU und CSU wollen in Europa eine Gesundheitsunion schaffen, die aber nicht zu einer Vereinheitlichung der Gesundheitssysteme führt. Wir wirken darauf hin, dass die Gesundheitspolitik der EU die Gesundheitspolitik der Mitgliedstaaten in sinnvoller Weise ergänzt, insbesondere dann, wenn gemeinsames Handeln im Vergleich zu einzelstaatlichen Maßnahmen bessere Erfolge erzielt. Regulatorische Rahmenbedingungen für Apotheken, die die Anzahl der Präsenzapotheken weiter dezimiert, werden wir nicht unterstützen.«

Die FDP betont gegenüber der Apothekengewerkschaft die freie Wahl der Patientinnen und Patienten: »Wir fordern faire Rahmenbedingungen zwischen inländischen Apotheken sowie in- und ausländischen Versandapotheken. Dafür streiten wir auf nationaler wie europäischer Ebene. Ein pauschales Versandhandelsverbot für rezeptpflichtige Arzneimittel lehnen wir ab, denn alle Patientinnen und Patienten sollten eine Wahlfreiheit haben. Außerdem muss die freie Apothekenwahl jederzeit gewährleistet sein.« 

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa