Wie funktioniert Cycle Syncing und was bringt es? |
Es könne sich auch für Hobby-Sportlerinnen lohnen, den Zyklus im Blick zu behalten. »Das A und O ist das Tracking des Zyklus«, erklärt Strahler. Während sich etwa die erste Zyklusphase für intensiveres Krafttraining eigne, sei in der zweiten Hälfte eher erhaltendes Training oder leichtes Ausdauertraining empfehlenswert – und während der Periode »alles, was gut tut«. Einige Frauen hätten das Bedürfnis, während dieser Tage Sport ganz auszusetzen, für andere wirke die angeregte bessere Durchblutung und Kreislaufaktivität beim Sport krampflösend.
Auch eine Gruppe der britischen Northumbria University schreibt in einem im Fachjournal »Sports Medicine« veröffentlichten systematischen Review, dass Training möglichst individuell dem Zyklus angepasst werden sollte – allgemeine Leitlinien aber schwierig seien. Bei einer Auswertung von 78 Studien zum Thema zeigte sich ein kleiner Effekt, dass die körperliche Leistungsfähigkeit in der frühen Follikelphase bei menstruierenden Personen leicht reduziert sein könnte, allerdings war der Effekt zu klein, um daraus allgemeingültige Schlüsse zu ziehen.
Insgesamt steht die Wissenschaft bei der Erforschung des Cycle Syncings noch relativ am Anfang. Eine im »Journal of Physiology« erschienene Studie eines Teams der kanadischen McMaster University in Hamilton konnte – allerdings nur mit zwölf Teilnehmerinnen – mit Blick auf den Muskelaufbau keinerlei Unterschiede je nach Zyklusphase nachweisen.
Hauptautorin Lauren Colenso-Semple weist darauf hin, dass viele Frauen womöglich nicht wüssten, in welcher Phase ihres Zyklus sich ihre Hormone veränderten und wann welche Phase beginne oder ende – und damit eine mögliche Anpassung des Sportprogramms unnötig kompliziert werde.
»Cycle-Syncing-Programme ignorieren die Variabilität der Zykluslänge, das Timing des Eisprungs und Unterschiede bei der Fluktuation von Hormonen – sowohl von Frau zu Frau oder auch von Zyklus zu Zyklus«, sagte Colenso-Semple der dpa.
Trotz uneinheitlicher Befunde wird Cycle Syncing im Leistungssport teils bereits seit einigen Jahren praktiziert und zunehmend diskutiert. Die Frauenmannschaft des britischen Chelsea FC gilt als Vorreiter: Schon vor fünf Jahren nutzte der Verein eine App zum Tracken der Zyklen der Spielerinnen – unter anderem, um mit einem abgestimmten Training das Verletzungsrisiko zu verhindern.