Wie finde ich eine geeignete PJ-Apotheke? |
Nach dem Studium stellt sich die Frage: In welcher Apotheke möchte ich mein Praktisches Jahr absolvieren? / Foto: Adobe Stock/Tierney
Das Wichtigste bei der PJ-Stellensuche ist, nicht aus Bequemlichkeit die wohnortnächste Apotheke zu wählen. Eine gute Recherche oder ein Gespräch mit einem ehemaligen Pharmazeuten im Praktikum (PhiP) kann hilfreiche Einblicke liefern und die Entscheidung erleichtern. Doch nicht immer haben Suchende dazu die Möglichkeit. Um dennoch von den Erfahrungen ihrer Vorgänger profitieren zu können, hat der Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD) schon im Jahr 2003 das Projekt »Empfehlenswerte Ausbildungsapotheken« (EAA) ins Leben gerufen.
Hier können Pharmaziepraktikanten ihre PJ-Apotheke in einem Evaluationsfragebogen bewerten und somit einen Eindruck und eine persönliche Empfehlung für spätere PhiP-Generationen geben. »Wir haben aktuell fast 300 Apotheken und Krankenhausapotheken in unserer Datenbank – und sie wächst ständig weiter«, sagt Max Willie Georgi, Beauftragter für Jungpharmazeuten beim BPhD, im Gespräch mit der PZ. Auf Grundlage der Evaluationen kürt der Verband jedes Jahr die »Besten Ausbildungsapotheken« (BAA). »Je mehr Berichte über eine Apotheke vorliegen, desto breiter ist natürlich auch das Bild, welches vermittelt wird«, betont Georgi und appelliert an alle PhiP, ihre Ausbildungsapotheke zu bewerten. Auch einige Landesapothekerkammern (LAK) unterstützen das Projekt, indem sie die Fragebögen im Praktikum begleitenden Unterricht verteilen. Die öffentliche Auszeichnung der drei besten Empfehlenswerten Ausbildungsapotheken soll den Apotheken einen Anreiz bieten, die Ausbildung möglichst umfangreich zu gestalten, um sich so auch einen guten Ruf unter den Studierenden und potenziellen Praktikanten zu sichern.
Der Evaluationsbogen fragt dabei allgemeine Eckdaten zur Ausbildungsapotheke wie Anzahl der Mitarbeiter, Lage, Menge der Laufkundschaft und Schwerpunktthemen ab. Die inhaltliche Bewertung der Ausbildung orientiert sich an den in der Approbationsordnung für Apotheker (AAppO) genannten Themen. Zudem haben PhiP die Gelegenheit, ihre Ausbildungsapotheke ausführlich in einem Freitext zu beschreiben und zu bewerten. Bei der Evaluation spielen natürlich auch immer subjektive Aspekte eine Rolle. Dennoch betont Georgi: »Der große Vorteil der EAA gegenüber anderen Projekten ist natürlich, dass wir hier mit persönlichen und echten Erfahrungsberichten arbeiten.«
»Am wichtigsten ist, dass die Apotheke sich Zeit für die Ausbildung nehmen kann«, sagt Georgi. Natürlich könne man das im Vorfeld nicht wissen, jedoch könnten die Größe der Apotheke und die Anzahl der Mitarbeiter ein Indiz sein. Pharmazeuten, die nach einer geeigneten PJ-Stelle suchen, sollten sich nicht scheuen, genau nachzuhaken, ob die Apotheke beispielswiese ein Ausbildungskonzept besitzt oder bereits angehende Apotheker ausgebildet hat und somit auch die nötige Erfahrung mitbringt. Diese Informationen können Hinweise darauf geben, ob eine Apotheke als PJ-Apotheke geeignet ist. Jedoch bedeutet es im Umkehrschluss nicht, dass eine Apotheke, die die entsprechende Erfahrung nicht vorweisen kann, eine schlechte Ausbildungsapotheke ist. »Am Ende ist auch die Motivation im Team sowie die Bereitschaft, dem PhiP etwas beizubringen, entscheidend.«
Einige Apotheken orientieren sich bei den Ausbildungsthemen am sogenannten »Leitfaden für die Praktische Ausbildung von Pharmazeuten im Praktikum in der Apotheke« der Bundesapothekerkammer (BAK). Dieser wurde in Zusammenarbeit mit dem BPhD und der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) entworfen, um PhiP optimal auf das Dritte Staatsexamen vorzubereiten.
Ein weiteres Projekt sind die sogenannten Akademischen Ausbildungsapotheken. Dabei handelt es sich um eine Datensammlung aller Apotheken, die eine Akkreditierung von ihrer LAK erhalten haben. Wichtige Kriterien sind hier Schwerpunkte, Erfahrung und Ausstattung der Apotheke. Aber auch der ausbildende Apotheker muss den Qualitätsansprüchen entsprechen. Derzeit akkreditieren die Apothekerkammern Hamburg, Baden-Württemberg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern und Westfalen-Lippe. Weitere Infos zu den Kriterien finden Interessierte online. Hier kann man sich die derzeit rund 670 akkreditierten Apotheken anzeigen lassen und nach Ort filtern. Es ist sogar möglich, sich die Schnittmenge der Akademischen und der Empfehlenswerten Ausbildungsapotheken anzeigen zu lassen.
Generell sind die Kammern stets bemüht den angehenden Apothekern eine flächendeckende und gute praktische Ausbildung zu ermöglichen – so beispielsweise auch die Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL). „Eine gute Ausbildung im Praktischen Jahr sollte der Normalfall sein, nicht die Ausnahme und schon gar nicht auf Zufall beruhen.“, sagte Michael Schmitz, Pressesprecher der AKWL, gegenüber der PZ. Seit September 2012 bietet die Kammer deshalb den Apotheken in ihrem Bezirk die Möglichkeit, neben dem Status »Ausbildungsapotheke« zusätzlich das Zertifikat als »AMTS-qualifizierte Apotheke« zu erlangen. Hierbei nehmen PhiP und ausbildende Apotheker gemeinsam an AMTS-Schulungen teil und bearbeiten anschließend Medikationsanalysen in der Apotheke. Diese werden anschließend von der Universität Münster, an der die AKWL die Stelle einer AMTS-Dozentin finanziert, wissenschaftlich evaluiert. Mit der abschließenden Teilnahme an einem AMTS-Symposium dürfen die Teilnehmer den Titel »AMTS-Manager« tragen. Apotheken, in denen ein AMTS-Manager arbeitet, dürfen sich »AMTS-qualifizierte Apotheke« nennen.
Gerade im PJ werde aus Sicht der Kammer die Motivation dafür gelegt, ob angehende Apotheker auch künftig in der Offizin tätig sein wollen, so Schmitz. »Daher ist es wichtig, dass PhiP in diesem Jahr ›Apotheke at its best‹ erleben und auch selbst am Patienten tätig werden können. Auf keinem Feld geht das besser als im Bereich der Arzneimittel-Therapie-Sicherheit«, betont Schmitz. Erfreulicherweise würden rund 90 Prozent der PhiP im Kammerbereich der AKWL ihr PJ tatsächlich in einer qualifizierten Ausbildungsapotheke absolvieren.
Offene PJ-Stellen können Suchende in entsprechenden Job-Portalen finden. So bietet der BPhD mit seiner »PJ-Börse« Apotheken, Krankenhausapotheken, Industrie und Co. die Möglichkeit, entsprechende Stellennagebote online zu schalten und PhiP direkt zu werben. Ebenso führen manche Landesapothekerkammern PJ-Stellen in ihrer Stellenbörse mit auf.
Die Kunst besteht nun darin, daraus die optimale Ausbildungsstätte zu identifizieren. Hier lohnt sich der Abgleich der angebotenen PJ-Stellen mit den Listen der EAA und BAA des BPhD. Wer sich für eine ganz bestimmte Apotheke interessiert und sich ein besseres Bild machen möchte, kann zudem beim BPhD direkt anfragen. Oft hat der Verband weitere, nicht öffentlich zugängliche Informationen aus Erfahrungsberichten ehemaliger Praktikanten.