Wie die EPA neue Möglichkeiten für Apotheken schafft |
Lukas Brockfeld |
14.05.2025 17:50 Uhr |
PZ-Chefredakteur Alexander Müller diskutierte mit Sabine Haul, Jan-Niklas Francke, Claudia Korf, Florian Fuhrmann und Anne Sophie Geier (v.l.n.r.). / © DAV-Wirtschaftsforum / André Wagenzik
Vor über einem Jahr legte das E-Rezept einen ruckeligen Start hin. Doch trotz aller Probleme konnten sich die elektronischen Verordnungen als Standard etablieren. Aktuell wird mit der EPA eine weitere wichtige Anwendung eingeführt – der ehemalige Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bezeichnete den Roll-Out sogar als das größte Digitalisierungsprojekt der deutschen Geschichte.
Die Apotheken befinden sich in einer digitalen Transformation. Auf dem DAV-Wirtschaftsforum wurde daher am Mittwoch über die neuen Anwendungen diskutiert. PZ-Chefredakteur Alexander Müller sprach als Moderator mit Jan-Niklas Francke (Vorstandsmitglied des Deutschen Apothekerverbands), Florian Fuhrmann (Geschäftsführer der Gematik), Anne Sophie Geier (Geschäftsführerin des Spitzenverbands Digitale Gesundheitsversorgung), Sabine Haul (Elefanten-Apotheke Hamburg) und Claudia Korf (Geschäftsführerin Ökonomie der ABDA).
Zu Beginn blickte die Runde auf die Einführung des E-Rezepts zurück. »Beim E-Rezept ging es nicht nur um das Übertragen von Informationen, sondern um einen Marktzugang. Es ging darum, dass ein wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb in den Apotheken aufrecht erhalten wird. Diesen Big-Bang haben wir gut hingekriegt, auch wenn es immer mal wieder Störungen gab«, sagte Claudia Korf.
Florian Fuhrmann zeigte sich optimistisch, dass die aufgetretenen Ausfälle und Probleme bald der Vergangenheit angehören werden. »Die Störungsursachen wurden gefunden und aus dem Weg geräumt. Es wird immer weniger, da wir die Infrastruktur optimieren«, erklärte der Geschäftsführer der Gematik. Die alten Papierrezepte würden bald nur noch als Back-up für den Notfall gebraucht.
Anne Sophie Geier erklärte, warum sie der EPA mit großer Vorfreude entgegenblickt. »Vor 15 Jahren habe ich in meinem Studium gelernt, dass zehntausende Patienten in Deutschland aufgrund von Indikationsfehlern sterben. Diese Zahl hat sich seither nicht groß verändert. Doch die EPA und das E-Rezept können das erstmals wirklich ändern«, sagte Geier. Es müsse bei den Leuten ankommen, dass es bei der Digitalisierung vor allem um die Patientensicherheit gehe.
Anne Sophie Geier freut sich auf die EPA. / © DAV-Wirtschaftsforum / André Wagenzik
Auch Florian Fuhrmann war sich sicher, dass die EPA in naher Zukunft einen großen Gewinn in der Versorgung der Patienten darstellen werde. »Wir werden uns in zwei Jahren fragen, wie wir so lange ohne EPA arbeiten konnten«, versprach Fuhrmann. Als er auf die Sicherheitslücken der EPA angesprochen wurde, versicherte der Gematik-Geschäftsführer, dass diese inzwischen geschlossen seien. »Wir haben unsere Systeme im Griff«, versprach Fuhrmann.
Die negative Presse rund um die EPA dürfte viele Menschen misstrauisch gemacht haben. Anne Sophie Geier erklärte, dass es jetzt auch die Aufgabe der Apotheken sei, als Ansprechpartner vor Ort das Vertrauen wieder herzustellen. »Das ist ein riesiges digitales Transformationsprojekt und da ist Kommunikation ein ganz zentraler Bestandteil«, erklärte Geier. Man müsse immer mitdenken, wo die Akten welchen Mehrwert brächten, da ein gelungener Einsatz zu mehr Akzeptanz führe.
Sabine Haul beklagte, dass gerade in der Ärzteschaft viel Unwissenheit darüber herrsche, welche Rolle der Apotheker in der Versorgung spielen. »Der Apotheker wird oft gar nicht mitgedacht. Wir haben in Hamburg vielen Ärzten erklärt, warum wir in die EPA schauen wollen. Aber es ist meine Erfahrung, dass die Türen auch in der Ärzteschaft offen sind, wenn wir klar machen was wir können, was wir wollen und gute Lösungen anbieten«, so die Approbierte.
Für Claudia Korf ist die EPA auch eine Chance die Zusammenarbeit der Heilberufe zu verbessern. »Wir Apotheker profitieren extrem von den Informationen aus der EPA. Endlich haben wir Diagnosen und Labordaten. Damit können wir ganz anders arbeiten. gerade beim Austausch von Arzneimitteln oder dem Umgang mit Lieferengpässen. Da will ich mal die Ärzte sehen, die das managen«, so Korf. Die EPA ermögliche es den Apotheken neue Aufgaben zu übernehmen. »Dadurch gewinnt das Verhältnis von Arzt und Apotheker an Partnerschaftlichkeit«.
Jan-Niklas Francke ergänzte, dass auch der TI-Messenger zu einer besseren interprofessionellen Zusammenarbeit führen werde. »Ich habe die große Hoffnung, dass wir endlich einen einheitlichen Kommunikationskanal finden, der für jeden Bürger und jeden Heilberufler so funktioniert, dass jeder vom anderen weiß. Vielleicht etablieren sich dann neue Wege«, so Francke.
»Ich glaube fest daran, dass die Apotheken dank der EPA nicht nur die Ärzte entlasten, sondern auch die Patienten besser versorgen können. Und es wird auch uns entlasten und unseren Workflow massiv verändern«, sagte auch Sabine Haul. Doch damit die EPA ihr Potenzial im Arbeitsalltag ausschöpfen kann, müssten auch die Softwarehäuser entsprechende Anwendungen anbieten. »Es gäbe ganz tolle Möglichkeiten, aber wir hinken mit der Apothekensoftware massiv hinterher«, klagte die Approbierte.
Für Claudia Korf war klar, dass auch der Gesetzgeber nachbessern müsse, damit die EPA optimal genutzt werden kann. Die Apotheken bräuchten beispielsweise längeren Zugriff auf die elektronischen Akten, damit sie sinnvolle pharmazeutische Dienstleistungen anbieten können. »Es gibt überhaupt keine logische Begründung dafür, warum wir nur drei Tage auf die EPA zugreifen dürfen und nicht fünf oder sieben Tage. Das müssen wir gegenüber der Politik darlegen«, so Korf.