Wie die ePA Leben retten kann |
Melanie Höhn |
18.09.2025 13:30 Uhr |
Professor Kai Kolpatzik, Chief Scientific Officer beim Wort-und-Bild-Verlag und der Apotheker, Mentor und Coach Axel Schwarz (v.l.). / © PZ/Melanie Höhn
Medikationsfehler gehören zu den größten Sicherheitsrisiken in der Gesundheitsversorgung: 250.000 Menschen müssen jedes Jahr wegen vermeidbarer Medikationsfehler ins Krankenhaus, 2500 Todesfälle in Deutschland sind hochgerechnet jährlich die Folge von Medikationsfehlern und über 1.000.000 Euro Kosten fallen jährlich für Medikationsfehler in Deutschland an.
Die Ursachen sind oft banal: Verwechslungen, unklare Anweisungen oder fehlende Kommunikation. Damit das Thema Arzneimitteltherapiesicherheit und Gesundheitskompetenz in der Apotheke stärker in den Fokus rückt, diskutierten Professor Kai Kolpatzik, Chief Scientific Officer beim Wort-und-Bild-Verlag und der Apotheker, Mentor und Coach Axel Schwarz im Inspiration Lab auf der Expopharm über die elektronische Patientenakte (ePA), Medikationsfehler und Patientensicherheit.
Aus Sicht von Axel Schwarz bietet die elektronische Medikationsliste (eML) als Teil der ePA eine große Chance, um bei der Digitalisierung einen Schritt nach vorne zu gehen: »Für mich ist es einfach enorm, welche Möglichkeiten wir damit in der Apotheke haben«, sagte er. Mit Tools wie diesen würden der Apothekerschaft Möglichkeiten an die Hand gegeben, einen Gesundheitsort für Patientinnen und Patienten zu schaffen. Wichtig dabei seien eine eine gute Fehlerkultur, echte Teamkommunikation und der Mut, digitale Chancen anzunehmen. »Jetzt liegt es an uns, sie mit Leben zu füllen«, so Schwarz. Er wisse um den Aufwand und die Bürokratie, aber so habe man am HV die Möglichkeit, Menschen zu helfen, in die Beratung zu kommen und Medikationsfehler zu vermeiden. Er bezeichnete es als eine neue »Customer Journey, damit wir als Heilberufler mit einem Lächeln nach Hause gehen können.«
Gerade die stationäre Apotheke sei der Ort, wo Medikationsfehler noch rechtzeitig auffallen, berichtete Kolpatzik. In Gesprächen mit Apothekerinnen und Apothekern sei ihm vor allem im Ohr geblieben, dass jeden Tag Fehler in der Apotheke sichtbar werden.
Die elektronische Medikationsliste habe das Potenzial, diese Probleme anzugehen und die Qualität der medikamentösen Versorgung zu verbessern, ergänzte Schwarz. In seinen Gesprächen mit Apothekerinnen und Apothekern merke er, dass diese digitalen Themen immer wichtiger werden. Es gehe dabei auch um Sensibilisierung der Patientinnen und Patienten, sich um ihre eigene Gesundheit zu kümmern. »Wir Apotheker genießen ein großes Vertrauen, dass wir zum Glück immer noch haben. Die Momente, in denen viele Apothekerherzen hüpfen sind dann, wenn die Beratung funktioniert. Es ist unsere Berufung, noch einmal nachzufragen.« Die Erleichterung in den Gesichtern der Patienten sei zu sehen, wenn diese wüssten, ihre Apothekerin oder ihr Apotheker kümmere sich um sie, berichtete Schwarz. Auch Kolpatzik merkte an, dass durch die ePA die Lebensqualität der Patienten gesteigert werden könne, doch zunächst brauche es ausreichend Gesundheitskompetenz.
Schwarz und Kolpatzik fordern eine Kultur des Hinschauens statt des Wegsehens. Sie wissen: Technologie allein reicht nicht. Es brauche Schulungen, Motivation und Teamarbeit. Auf dem Panel wurde deutlich: Die Digitalisierung kann die Arzneimitteltherapiesicherheit auf ein neues Niveau heben, wenn die Menschen vor Ort befähigt werden, sie richtig einzusetzen. Die öffentliche Apotheke nehme dabei als Ort der Beratung, Kontrolle und Kommunikation eine Schlüsselrolle ein.