Wie die Apotheke den Angehörigen helfen kann |
Brigitte M. Gensthaler |
25.09.2024 11:00 Uhr |
Eine Demenzerkrankung trifft die Patientin und ihre Angehörigen. Die spürbaren Veränderungen lösen neben Alltags- und Zukunftssorgen oft große Trauer aus. / Foto: Getty Images/Elva Etienne
»Viele Angehörige sind hoch belastet und fühlen sich gestresst«, berichtete Anja Kälin, Vorständin von Desideria Care in München bei einem WIPIG-Seminar. Der gemeinnützige Verein will Angehörige von Menschen mit Demenz in der Pflegesituation stärken.
Viele Angehörige seien (noch) berufstätig oder in Ausbildung, gingen zur Schule oder studierten. Die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Pflege entwickle sich zur Herausforderung. »Viele berichten von Scham- und Schuldgefühlen, zum Beispiel weil sich der Erkrankte auffällig und störend in der Öffentlichkeit verhält, weil sie unter der Pflege und der Symptomlast leiden oder weil sie den Erkrankten manchmal als Belastung empfinden.« Viele fragten sich ständig, ob sie genügend leisten und gut pflegen, oder hätten Schuldgefühle, wenn sie sich selbst einmal etwas Gutes tun, berichtete Kälin, die auch als Familiencoachin arbeitet.
Hinzu kommt bei vielen Pflegenden – neben Alltags- und Zukunftssorgen – eine diffuse Trauer um den nahestehenden Menschen, der sich zunehmend verändert, und um die gemeinsamen Zukunftspläne, die unerreichbar werden. Viele trauerten auch um eigene Wünsche und Bedürfnisse, die auf der Strecke bleiben, oder um die fehlende Zuwendung und Empathie, die der kranke Partner ihnen nicht mehr geben kann.
Apotheken könnten im direkten Kontakt mit Angehörigen viel Unterstützung bieten, sagte Kälin. Apothekenteams könnten sich in die Angehörigen hineinversetzen und ihre Leistungen ehrlich wertschätzen. Hilfreich sei es, konkret nachzufragen, wie es dem Angehörigen geht und ob er oder sie Unterstützung braucht. Viele seien dankbar für alltagspraktische Tipps, zum Beispiel zur Gestaltung der Medikamentengabe, und konkrete Hilfen wie Dosierboxen. Klingt banal, aber: »Manchmal kennen Angehörige solche Hilfsmittel, aber sie denken nicht daran«, sagte Kälin.
Die Apotheke solle auch konkrete Leistungen wie den Lieferdienst für Medikamente oder Pflegehilfsmittel anbieten und Flyer zu Netzwerkpartnern und Entlastungsangeboten bereithalten. So bietet der Verein Desideria Care digitale Seminare, Mail- und Chatberatung und den Podcast »Leben. Lieben. Pflegen« zu Themen, die Angehörige bewegen.